Mit James Bond auf Amrum

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Urlaubszeit. Abenteuerzeit. Vor allem, wenn man (wie wir) mit dem Zug durch ganz Deutschland fahren wollte.

Unser unglaubliches, erstes Erlebnis: Unser ICE war um fünf Minuten zu früh in Düsseldorf. Zu früh !!!? Offensichtlich ein Software-Fehler der Bahn 😉

Mit der Fähre ging’s ab Dagebüll-Mole weiter auf eine geheimnisvolle Insel. Noch geheimnisvoller war aber der

Blaue Engel den das Schiff führte: Vergeben für ein umweltfreundliches Schiffsdesign. Na so was.

Nach fast zwei Stunden Fährfahrt kam der Leuchtturm von Amrum in Sicht.

Und Ihr werdet nicht glauben, wen wir im Zug von Hamburg nach Dagebüll kennenlernen durften – den neuen Darsteller von James Bond, Alec House persönlich.

Mit dabei war auch seine Lebensberaterin, Misses Chris Cool-House.

Angesichts der geheimen Mission, in die wir eingeweiht wurden, traten wir auf Amrum inkognito als „Lady in Red“ und

„Boy in blue“ auf.

Alec zeigte uns, wo es die folgenden zehn Tage lang gehen sollte.

Erstaunlich war jedoch, dass unser Quartett zunächst bei Blasmusik landete.

Getreu dem Motto „bloß nicht auffallen“, machten wir uns sogleich ans Werk –

unser Auftrag lautete: Den richtigen Weg zu finden auf der Suche nach geklauter Kunst.

Eines der Werke seht Ihr hier. Ein echt impressionistisches Bild. Mühevoll in jahrelanger Arbeit erstellt von dem Künstler Norbertus Leisterdingsbus.

Auf der Suche nach den wertvollen Bildern schauten wir hinter jeden Strandhaferhalm,

wir drehten jede Muschel um und überlegten sogar,

eine Pfadfindergruppe um Hilfe zu bitten.

Haha, guter Witz. James Bond braucht die Hilfe von Pfadis. Hahahaha. Witzig.

Doch wir folgten anderen Hinweisen, wie diesem hier.

„Ihr müsst das außergewöhnlichste Anwesen auf der Insel finden“, sagten die beiden Strandschönheiten.

Boah ey, dachten wir. Toller Tipp, bei der riesigen Auswahl. Dennoch legten wir los, zunächst in Norddorf.

Dann in Nebel, konnte die Kirche gemeint sein?

Wir lasen alle Hinweise auf den Grabsteinen,

klopften an so manche Tür. Nichts. Keinerlei Hinweise auf die Kunsträuber. Plötzlich waren Chris und Alec verschwunden.

„ich hab Hunger“, meldete sich Alec aus dem Friesencafé und bestellte für sich und Chris zwei Riesenstücke Friesentorte.

Bine und ich suchten in der Zwischenzeit in den Dünen weiter nach den Kunstschätzen.

Allerdings waren auch wir nahe dran, unsere Schuhe an den berühmten Siemens Lufthaken zu hängen, als wir jedoch

auf diesen seltsamen Stuhlkreis bei Nebel stießen. Wir fragten alle Strandkorbbesetzer nach vermeintlichen Kunsträubern. Wieder nichts. So ein Mist.

Nach einiger Zeit erblickten wir Alec und Chris wieder. „Na, ausgeschlemmt“, fragten wir etwas schnippisch.

„Nach dem Essen sollst du ruh’n“, entgegneten sie und strebten gegenüber von Sylt auf den lieblichen Strandkorb zu.

Wir gingen weiter, gerieten in einen Sandsturm und entdeckten unter dieser einsamen Muschel

die mögliche Lösung des Rätsels der verschwundenen Kunstwerke. Bine freute sich. Zu früh?

„Auf dem Friedhof der Namenlosen bei der Mühle von Nebel muss es die Antwort geben“, rief sie. Wir eilten dorthin, doch außer den Kreuzen mit den Fundtagen der angespülten Leichen gab es dort schon wieder – nichts.

Meine Lady in Red und das Paar House beratschlagten sich. „Höchste Zeit, zum Äußersten zu greifen“, sagte Mr. Bond. Er wollte die Tiere befragen.

„Bloß keine schlafenden Möwen wecken“, mahnte jedoch Chris Cool-House.

Sonst beginnt ein Riesengeschrei – wie die beiden Möwen rechts oben schon andeuteten.

Wir hatten auch Zweifel, dass uns der Fasan wirklich helfen könnte.

Und diese Steinfigur erst recht nicht.

Alle anderen Vögel schienen zudem vor uns Reißaus zu nehmen.

So auch die –

oder formierten sie sich gerade zu einem Angriff auf uns?

Wir gingen in Deckung und versuchten nun, diese Rindviecher zu bestechen. „Ihr müsst die Lösung

auf Sylt suchen“, sagten die Rinder mit Zungenschnalzen.

„Genau“, krähte auch der Fasan wie ein rostiger Wasserhahn. „Da drüben singen die Rechten dreckige Lieder, gerade jetzt, wenn ihr hier dumm rumsteht.“

Hatten die Rechten auch was mit den Kunsträubern zu tun? Alle sprinteten los, die Dünen hinunter, in Richtung Sylt. Nur ich wählte zunächst den Weg von der Küste weg.

Ich begab mich auf eine Zeitreise.

Zurück in eine Zeit, als die Strandkörbe noch schief standen.

Ich traf auf seltsame Tiere. Auf Pferde, die noch nie einen Friseur gesehen haben.

Und auf Vögel, die ihre Hälse um 300 Grad verdrehen konnten, mindestens.

Die schickten mich auf die Aussichtsdüne, wo ich mir endlich einen Überblick verschaffte.

Ich sah tatsächlich bis zum Deich bei Norddorf. Eine seltsame Figur tanzte dort. Eine Elfe? Sie rief:

„Du solltest mal wieder baden.“ Was sollte ich jetzt mit dieser Aufforderung anfangen?

Stattdessen rannte ich zum Watt, entdeckte auf dem Weg dorthin mitten in der Wiese Dürers Hasen sitzen. Ein eindeutiger Hinweis auf die Kunstdiebe. Oder nicht?

Nicht weit entfernt rülpste ein Rind wiederkäuend zu einem Austernfischer: „Die spinnen doch,

die Menschen.“ Die Taube nickte gurrend. „Ihr müsst den ausgeruhten Zwerg suchen“, rief sie mir dann aber noch hinterher.

Wir trafen uns zur Lagebesprechung auf dem Balkon unserer konspirativen Wohnung. „Sylt war ein Schlag ins braune Wasser“, berichtete Alec.

„Und wir haben fast ganz Amrum durchwühlt, sind in der Dünenwüste fast verdurstet“, betonte Chris.

Außerdem haben wir in jeder Friesentorte und jedem Fischbrötchen nach einem Hinweis gesucht – nichts“, sagte Alec-James House-Bond der Verzweiflung nahe. Dann aber kam die Erleuchtung: „Ich habe den chillenden Zwerg schon mal gesehen“, betonte Bine.

„In Nebel war’s, gleich neben dem Fischbäcker.“ Wir rannten sofort hin. Und erhielten endlich den Tipp schlechthin. „Chillt mal“, sagte der Zwerg fast schon erwartungsgemäß

zu uns. Doch dann kam’s: „Die Kunsträuber haben sich frei gemacht von Kunst, von Geld und Kapitalismus, sie leben jetzt faserfrei hier auf diesem Anwesen,

gleich beim Leuchtturm“, so der Zwerg.

Wir fragten selbst bei den Textilfreien nach, sie bestätigten, dass sie jetzt ohne Kunst und Geld und Fasern viel besser leben würden. Und wo waren die Kunstwerke?

„Die haben wir für immer und ewig im Watt zwischen Amrum und Föhr verbuddelt, die sind jetzt zu nichts mehr zu gebrauchen“, sagten die textilfreien ehemaligen Kunsträuber.

Alec überbrachte seinem Arbeitgeber MI6 die Nachricht bei einem geheimen Treffen in der Kirche von Nebel. Für uns

war’s an der Zeit, Ade zu winken. Tschüss, Amrum,

unsere Fähre wartete schon.

Ein wenig Herzeleid war schon mit im Spiel, als wir ans Festland zurückmussten.

Und nach 17 Stunden (!!!) waren wir nachts um 2 Uhr auch endlich wieder zuhause. Was für ein Abenteuer. Was für ein Urlaub. James Bond. Kunsträuber auf Amrum. Wahnsinn.

P.S. Alec House heißt in Wirklichkeit Alexander Häusser, ist Schrifsteller, lebt mit seiner Frau Christine in Hamburg. Beide stammen ursprünglich aus Reutlingen. Unbedingt lesen solltet Ihr Häussers Bücher „Zeppelin“ und „Karnstedt verschwindet“. Richtig gute Bücher.

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