Bine und ich machten uns auf die Suche nach Zwiebeln.
Natürlich in Esslingen, wo die Einwohner doch als Zwieblinger bezeichnet werden. Weil sie angeblich mal mit einer Zwiebel den Teufel vertrieben haben.
Wir starteten am Schelztor – todesmutig versuchte ich zu dem Ritter zu kommen.
Unterwegs dachte ich an Bine – und bekam Schmetterlinge im Bauch. „Bine hilf“, rief ich.
Sie schickte die Wasserrettungsstaffel los. Ob das die richtige Lösung war?
Naja, immerhin zeigt sich der Neckar fast überall in der Stadt.
Und diese Idylle hier wird sogar „Klein-Venedig“ genannt.
Als ich mich wieder am Boden von den Schmetterlingen erholt hatte, gingen wir natürlich zum Rathaus.
Ein unglaubliches Haus, umgeben
von unglaublichen Häusern.
Überall schmale Gassen und
noch schmalere Gassen.
Wir strebten allerdings zunächst zur Burg hinauf. Oder ging’s hier runter?
Nein, doch rauf.
Ich kämpfte, biss und hechelte – und habe die 340 Stufen schließlich auch geschafft.
Oben angekommen erkannten wir, dass hier irgendwas aufgebaut wurde.
Wir erfuhren: Im Burghof werden Konzerte stattfinden. Und Open-Air-Kino.
Doch wir wollten ja den Ausblick genießen. Esslingen von oben.
Der Rathausturm mit seinen Glocken – man könne sogar eine CD mit dem Geläut kaufen, heißt es.
Und der Gang zwischen den beiden Kirchtürmen? Der Türmer habe damit einen kürzeren Weg von seiner Wohnung im einen Turm zur Toilette im anderen Turm gehabt, heißt es.
Aber der Blick, der ist wirklich berauschend.
Und reicht sogar bis zum Kohlekraftwerk bei Altbach.
„Da schau“, sagte Bine. „Hier gibt’s Fenster ohne Glas.“
Oberhalb des Burghofs setzten wir uns für eine kurze Pause nieder. Im Schatten eines Brunnens.
Dieses Foto ist für mich was ganz Besonderes: Vor rund 50 Jahren gab es ein ähnliches Bild mit meiner Mutter und mir drauf. Und der Kanone. Kurz nachdem wir nach Schwaben gezogen waren.
Zurück in den Niederungen trafen wir auf eine von vielen Stadtführungen. Und auf einen der zahlreichen Pfleghöfe, also die ehemaligen Niederlassungen von Klöstern, die in Esslingen Grundbesitz hatten. Hier ist
„guck nur“
die Sektkellerei Kessler drin. Wir überlegten ganz kurz
diesen fantastisch eingeparkten Lkw zu klauen. Ein Laster voller Sekt. Ich winkte ab. „Ich mag keine Sekt“, sagte ich.
Stattdessen tauchten wir in die Gassen en. Dafür mussten wir Tauben aufjagen.
„Vielleicht einen Hut gegen verärgerte Tauben kaufen“, dachte sich Bine.
„Mir passt eh kein Hut“, sagte ich. „Aber zu den ‚Galgenstricken‘ ins Kabarett könnten wir doch?“ Dort war ich in meiner Jugend ein paar Mal.
Doch wir gingen weiter. In die Pliensaustraße, die Esslinger Einkaufsmeile über den Neckar hinweg.
„Super“, sagte Bine. „Mein Bänkle.“
Zum Essen waren wir wenige Meter weiter im „Lo Spaghetto d’Oro“ – sehr gut.
Beim weiteren Weg ergab sich auf der Neckarinsel erneut ein toller Blick auf Wasser und Stadt.
Wir kamen in die zweite Esslinger Fußgängerzone, die Küferstraße. Die „Zwiebel“ war mal eine Kultkneipe. Früher. In meiner Jugend.
Mitten in dieser Straße der Esslinger Weltladen. Klar, da musste Bine rein.
Ich blieb draußen und sagte „Spiel mit mich“. Doch niemand wollte. Das Klavier hatte mehr Erfolg.
Am Ende der Küferstraße ein weiteres mächtiges Stadttor, das Wolfstor. Die Stadtmauer haben die Esslinger übrigens zum größten Teil selbst abgerissen. Weil die Stadt wuchs.
Wir hatten Esslingen noch nicht ganz erkundet. Es fehlten noch ein paar Kuriositäten.
Seltsame Figuren von den Osterinseln in einer Nische.
Hier konnte man sich in der Zwiebelteilung üben.
Wir sahen tolle Dachterrassen.
Mit viel Grün.
Und auch kleine nette Läden. Nicht für mich.
Hier standen tatsächlich Schaufensterpuppen zum Verkauf. „Figur weiß, o. Kopf, 80 €.“
Ein Kaffee zur Stärkung. Mit einem Vogel als Zuckerdose. Im Café Kauz, gleich beim Schelztorturm.
Die Zukunft lief in dieser so historischen Stadt dann auch noch vorüber. Ein KI-Hund. Wirklich ganz ohne Witz. Wir haben trotzdem mit vielen anderen Beobachtern sehr gelacht.
Nach diesen ereignisreichen Stunden sagten wir „Tschüss“ zu der sehr schönen Stadt am Neckar. Lohnt sich.
Wenn man von mancher S-Bahn absieht, die zwischen Stuttgart und Plochingen verkehrt.
Und irgendwie … ist’s ja auch in Reutlingen ganz schön.