Alles rund um Handwerk und Energiesparen auf den Reutlinger Bösmannsäckern

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Reutlinger Messe „Handwerk, Energie und Zukunft“ lockte am Wochenende viele Interessierte auf die Bösmannsäcker – Schwerpunkt energetische Sanierung

Ein Großereignis des Handwerks am vergangenen Wochenende auf den Reutlinger Bösmannsäckern. Viele Verbraucher, Häusles- oder Wohnungsbesitzer, Interessierte, Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um sich bei der Messe „Handwerk, Energie, Zukunft“ zu informieren. Es war ja auch viel geboten bei dieser Messe rund um die Themen Modernisierung, Sanierung, Fördermöglichkeiten, dezentrale Energieerzeugung und effiziente Haustechnik.

Rund 100 Aussteller aus sämtlichen Handwerksbereichen waren vor Ort, Gespräche mit den Fachleuten lohnten sich. Ein Beispiel? Mit Infrarot heizende Fenster (siehe Foto ganz oben). „Das ist ganz neu auf dem Markt, die Infrarotheizung ist in den Scheiben integriert, eine absolute Neuheit auf dem Markt“, sagte Patrick Falkenberger von der Zimmerer-Innung. Bislang gebe es diese Neuheit für Kippfenster, „das ist jetzt im Moment interessant für den Dachausbau“. Von dieser Art eine „normale“ Heizung ersetzen zu können, zeigte sich auch die Politik rund um Oberbürgermeister Thomas Keck begeistert.

Drei Stände weiter eine relativ neue Form der Energiegewinnung – Solardachziegel, die bei einer Dachneudeckung eine Alternative zu den gewöhnlichen Dachplatten plus große PV-Anlagen auf dem Dach darstellen kann. Und Heizungen? Natürlich gab es auch Aussteller, die über Wärmepumpen und Co. informierten.

Oder auch über Holzhäuser, über effektive Dämmung von Gebäuden, über die passenden Fenster mitsamt Isolierung und ganz viel mehr. Ebenfalls ein Teil davon: Die effiziente Verklebung von Dämmmaterialien. „Wir packen Dämmung ein“, betonte Michael Mayer als Vertreter von schweizerischen Klebebändern und Flüssigklebstoffen. Die beste Dämmung sei nichts wert, wenn sie nicht wind- und wasserdicht verpackt werde, so der Fachmann.

Ausbildung im Handwerk hier am Beispiel von Landmaschinen-Mechatronik. Ein toller Beruf, wie der junge Mann versicherte.

Informationsmöglichkeiten gab es zuhauf, etwa bei zahlreichen Vorträgen, die an beiden Messe-Tagen angeboten wurden. Inhalte? Wärmepumpen, Fotovoltaik, Fördermöglichkeiten, energetische Sanierung und noch viel mehr. In einem Extra-Zelt wurden zudem mögliche Ausbildungsberufe im Handwerk vorgestellt – mit jeder Menge junger und motivierter Handwerks-Azubis.

„Nach fünf Jahren Pause haben wir nun wieder bei bestem Wetter die Handwerksmesse“, hatte Kreishandwerksmeister Steffen Mohl zu Beginn eines Rundgangs mit Reutlingens OB Thomas Keck und einigen weiteren Prominenten betont. „Ohne das Handwerk geht die Energiewende nicht“, so Mohl.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke versuchte sich hier am Hobel, dass die Späne nur so flogen – in Berlin wünschte man sich von der Bundesregierung Ähnliches. Allerdings betätigt sich dort die FDP dort eher im Bremser-Handwerk.

Die Messe wurde im Übrigen von der Kreishandwerkerschaft und der Stadt gemeinsam organisiert und durchgeführt. „Die Klimakrise wird den Rest des Jahrhunderts prägen“, betonte Keck vor dem Rundgang. Viele Aktivitäten zur Eindämmung des Problems müssten noch in diesem Jahrzehnt umgesetzt werden.

Aber: Kommunaler Klimaschutz sei eine langfristige Aufgabe. Sieben intensive Jahre stünden nun bevor, „in denen der Ausstoß der Treibhausgase deutlich gesenkt werden muss“, so der OB. „Der Veränderungsprozess wird nicht einfach, aber er ist möglich und jeder Einzelne ist eingeladen, daran mitzuwirken – für ein lebenswertes Reutlingen.“

Spielen konnte man auch bei der Messe: Etwa mit einem Forstmulcher, ein Riesengerät, das mit Fernbedienung große Flächen im Wald mulchen kann.

Bei der Messe war die Stadt selbst etwa mit Energiespartipps präsent oder auch mit einem Stand der die Zusammenarbeit mit der Hochschule vorstellte. Bei der Fair-Energie konnten sich Interessierte über Fern- oder Nahwärme informieren – was auch rege nachgefragt wurde. Auf einer großen Karte war abzulesen, ob der eigene Wohnbereich womöglich auch bald an das Fernwärmenetz angeschlossen werden könnte.

Steffen Mohl weitete während der Lehrabschlussfeier im großen Zelt am Samstag den Blick auf die Gesamtsituation im Handwerk: In weiten Teilen sei die wirtschaftliche Situation noch zufriedenstellend, hatte er betont. „Es gibt aber auch Bereiche mit einem deutlichen Nachfragerückgang.“ Genau solch ein Bereich war auch auf der Messe vertreten – das Bauhandwerk.

So gering wie das Interesse bei der Bau-Innung am Wochenende war, so schlecht sei die Auftragslage – und auch die Stimmung, „die ist bei uns im Keller“.

Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern sei „tot, mau, verhalten“, wie Rolf Geckeler und Tobias Vöhringer von der Bau-Innung betonten. „Bauen kann sich zurzeit niemand leisten.“ Auch im öffentlichen Bereich oder bei Großprojekten gebe es so gut wie keine Aufträge. Dementsprechend gedrückt war die Stimmung am Stand der Bauinnung. „Das Hauptproblem ist, dass die Nachfrage auch in den kommenden Monaten nicht anziehen wird, die Perspektive ist mies“, sagte Geckeler. „Es gibt doch einen Riesenbedarf an Wohnungen, da muss dringend was in Gang gebracht werden.“ Ein Plakat gleich ums Eck verdeutlichte die Aussage: „An die Bundesregierung – Zeit zu machen“, war darauf zu lesen.

Das Fazit der diesjährigen Messe: „Zwei richtig gute Tage liegen hinter uns, die Aussteller sind sehr zufrieden“, betonte Ewald Heinzelmann als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Die Veranstaltungen seien gut besucht gewesen, „es war alles sehr lebhaft“.

Haus und Grund Mitgliederversammlung

 Traditionell hielt die Eigentümerschutzgesellschaft Haus und Grund in Reutlingen und in der Region am Samstagvormittag ihre Mitgliederversammlung in einem großen Zelt auf dem Gelände der Handwerksmesse ab. Wesentliche Themen dabei? „Haus und Grund geht es gut, der Mitgliederstand geht weiter nach oben“, betonte der Vorsitzende Uwe Alle. Der Grund für den stetigen Anstieg? „Viele neue Mitglieder sind wegen der Grundsteuer und des Heizungsgesetzes verunsichert und wollten Beratung.“ Andere Themen: Die Neubaumieten gehen laut Alle „an die Decke“ ebenso wie die Baupreise. „Für Wohnungseigentümer ist die Vermietung mittlerweile oft ein Draufleg-Geschäft“, sagte Uwe Alle.

Haus und Grund-Vorsitzender Uwe Alle mit seinem Jahresbericht.

Seine eindeutige Forderung: „Orschel-Hagen-Süd muss endlich kommen, es gibt ja kaum mehr Wohnraum auf dem Markt.“ Die Reutlinger GWG müsse deutlich mehr Wohnungen schaffen. Ebenfalls brandaktuell: Das nun abgerissene Egelhaaf-Areal in Betzingen müsse schnell bebaut werden. „Sonst kann die Volkshochschule nicht umziehen und das Problem des Hochwasserschutzes in Betzingen werde immer weiter verschoben.

Lehrabschlussfeier und Ehrung der Ehrenamtlichen im Handwerk

Am gestrigen Sonntag wurde von der Handwerkskammer Reutlingen eine Vielzahl von Ehrenamtlichen geehrt, die sich allesamt für den Nachwuchs und für die Zukunft des Handwerks einbringen. Ebenfalls auf dem Gelände der Messe auf den Bösmannsäckern – am Samstagnachmittag die Lehrabschlussfeier für die Junggesellen. Bei der vergangenen Winterprüfung hatten mehr als 350 Prüflinge teilgenommen, wie Kreishandwerksmeister Steffen Mohl betonte. „Knapp 88 Prozent haben die Prüfung bestanden, das ist ein zufriedenstellender Wert.“

Wenige Junggesellinen und viele Junggesellen wurden am Samstag für ihre bestandenen Abschlussprüfungen geehrt.

Die größte Gruppe waren mit 29 Prozent die Anlagenmechaniker für Sanitär-Heizung-Klimatechnik – ein deutliches Zeichen dafür, welche Berufe nun gebraucht werden. Auf dem dritten Platz folgten nach den Kfz-Mechatronikern (25 Prozent) die Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (14 Prozent). „Es ist nun auch Aufgabe des Handwerks, damit diese jungen Gesellinnen und Gesellen im Handwerk bleiben“, forderte Mohl. Auffällig: Unter den 353 Prüflingen waren gerade mal 24 Frauen. Und: Die Zahl der Prüflinge ist im Vergleich zum Vorjahr um 53 zurückgegangen.

Unterhaltung gab’s auch während der Lehrabschlussfeier, die Familie Sperlich zeigte Unglaubliches auf dem Einrad.

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