Ein bunter Blumenstrauß voller Ideen – Kfurter Generationennetzwerk

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Generationennetzwerk in Kirchentellinsfurt geht in nächste Runde – Acht Initiativen und Projekte sind bereits entstanden

„Ja, was machen die denn da?“ Kirchentellinsfurts Bürgermeister Bernd Haug sei sich der Frage sehr bewusst, die sich ein Großteil der Bevölkerung in der Gemeinde stellt. Da ist nun also ein Generationennetzwerk entstanden – das sich am Mittwochabend zum dritten Mal in großer Runde traf. Aber was machen die rund 70 Mitwirkenden da eigentlich?

Insgesamt acht Initiativen haben sich seit dem ersten Treffen im vergangenen November gebildet, darunter solche wie eine Dorf-App, über die am Donnerstagabend bereits im Gemeinderat beraten wurde. Ein jährlicher Betrag von 6000 Euro wird benötigt. Die App soll alles zusammenführen: Aktionen, Gruppen werden dort offen oder geschlossen miteinander kommunizieren können, Veranstaltungen der Gemeinde und der Gruppen werden dort bekanntgegeben.

„Und über die App werden sich weitere Gruppen zu bestimmten Themen finden“, zeigte sich Yasmin Mai-Schoger am Rande der Veranstaltung am Mittwoch in der Richard-Wolf-Halle überzeugt. „Es melden sich ja immer wieder Einzelpersonen mit Ideen – allerdings müssen wir da aufpassen, dass wir uns nicht verzetteln“, so die Projektmitarbeiterin.

Warum all die Aktionen in dem Generationennetzwerk nicht nur gut und richtig, sondern auch dringend notwendig sind, erläuterte der Bürgermeister an diesem Abend: Der vielzitierte demografische Wandel sei das zentrale Thema. Immer mehr ältere Menschen werden künftig immer weniger Jüngeren gegenüberstehen. „Nicht alle Senioren werden ihre Rente aktiv gestalten können, deshalb brauchen wir Möglichkeiten zur Begegnung und zur Kontaktpflege.“

Verdeutlicht werde das Statistiken: Während die Zahl der 25- bis 40-Jährigen in Kirchentellinsfurt zwischen 1995 und 2022 von 1486 auf 1049 Personen abnahm, wuchs die der über 70-Jährigen von 386 auf 827, so Haug. Hinzu komme, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von 2021 von 195 auf 314 im Jahr 2040 ansteigen werde. „Das Ziel des Generationennetzwerks ist eine sorgende Gemeinschaft“, so Haug.

Dabei dürften junge Familien, Kinder und Jugendliche natürlich nicht vergessen werden, betonte Mai-Schoger. Der Kfurter Jugendreferent Jonas Klaus sei deshalb stets mit im Boot des Generationennetzwerks, die Jugend müsse mit eingebunden werden. Eine Einbahnstraße dürfe das allerdings nicht sein, betonte die Projektmitarbeiterin. „Die Kunst wird sein, die Generationen zusammenzubringen“, sagte Yasmin Mai-Schoger. Grundsätzlich freue sie sich über einen „bunten Blumenstrauß voller Ideen“.

Neben der Dorf-App seien aber andere Initiativen schon sehr weit, wie Michael Schäfer erläuterte. Das Bürgertaxi etwa. „Ehrenamtliche Fahrer und Organisatoren stehen bereit, die Finanzierung soll über Werbung erfolgen“, betonte der K‘furter Hauptamtsleiter. Das Schlosscafé als Seniorentreffpunkt ist bereits umgesetzt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit, so Marie-Luise Bausch.

Weitere Initiativen, die sich am Mittwochabend in der Richard-Wolf-Halle an einzelnen Stationen vorstellten: Hand in Hand aus dem Krankenhaus, ein regelmäßiger Mittagstisch für alle, Menschen mit Kindern brauchen Unterstützung, Nachbarschaftsfeste, Begegnungsorte für Einsame, ein kooperatives Erzählcafé sowie eine Mitmach- und Talentbörse. Oder auch „das Thema Wohnen, das ganz kompliziert ist“, wie Hartwig von Kutzschenbach als Moderator erläuterte. „Viele ältere Menschen wohnen in großen Wohnungen oder Häusern, während junge Familien dringend nach geeignetem Wohnraum suchen“, sagte das Gründungsmitglied der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft.

Grundsätzlich wichtig sei nach den Worten von Prof. Barbara Steiner als Beraterin und Begleiterin des K‘furter Generationennetzwerks: „Wichtig ist ein anderes Herangehen an die Probleme als bisher, es muss in Netzwerken gedacht werden.“ Kommune, Wirtschaft, private Netzwerke, Vereine, Kirchen, Parteien – alle müssten mit ins Boot. Und zwar auf Augenhöhe. „Das Motto ‚Gemeinde mach mal‘, wird bei den großen Herausforderungen der Zukunft nicht mehr funktionieren“, so Steiner.

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