„Alle wachsen über sich hinaus“ – Gönninger Theaterwerkstatt mit neuen Stücken

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Gönninger Theaterwerkstatt für Kinder und Jugendliche ist auf der Suche nach Umweltsündern und einem Mörder – Aufführungen am 4. und 5. Mai im Evangelischen Gemeindehaus  

„Jetzt reicht’s.“ So heißt das neue Stück der Gönninger Theaterwerkstatt – Nena Keller hat sich diesen Ökokrimi für die rund 25 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren ausgedacht. Die Aufführungen sind am Samstag, 4. Mai, und Sonntag, 5. Mai, jeweils um 15 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus. Zu sehen sein wird dort eine unglaubliche Geschichte über Umweltverschmutzung, über Plastik in streikenden Flüssen. Und die Meeresbewohner wie ein Riesen-Oktopus, Korallen, Meerjungfrauen, Muscheln, Quallen und viele mehr? Sie erleiden alle das gleiche Schicksal und wollen sich gegen den Müll der Menschen wehren.

Sogar die Flüchtlingsproblematik hat Keller in das Stück gepackt. „Ich hoffe, dass alle bei dem Theaterstück was lernen können“, so die engagierte Diplom-Geologin, die aber mit dem Theaterspiel ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Gelernt haben die 23 Mädchen und der eine Junge in der Theaterwerkstatt jetzt schon eine ganze Menge: „Wir haben im Vorfeld Müllsammelaktionen gemacht, von den Kindern wirft keins mehr irgendwas in die Landschaft“, sagt Nena Keller bei einer der Proben vor den großen Auftritten. Für den Ökokrimi hat sie sogar schon einen Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen erhalten.

Wie im vergangenen Jahr werden auch dieses Mal die Älteren ebenfalls ein Stück aufführen. Zuständig dafür ist dieses Mal nicht Keller, sondern Hannah Küpper: Die gelernte Schauspielerin, Theaterpädagogin und Regisseurin war im vergangenen Jahr schon mit ihrem Partner in Gönningen dabei und hatte den 12- bis 17-Jährigen gezeigt, wie man auf der Bühne kämpft und schlägt, ohne Andere zu verletzen. „Ich habe den Hilferuf von Nena gehört und freue mich, mit den Jugendlichen zusammen ein Stück entwickelt zu haben.“

Auch das Stück „Das letzte Wort“ der Älteren wird am 4. und 5. Mai im Gemeindehaus aufgeführt, allerdings jeweils um 18 Uhr. „Die Jugendlichen wollten, dass in ihrem Stück unbedingt ein Mordfall geklärt wird“, so Küpper. Schnell war klar, dass der Krimi in einem Theater spielen sollte, alle acht Schauspielerinnen und Schauspieler dachten sich eine Figur aus, die irgendwie in diesen Mord verstrickt sein sollte. Hört sich kompliziert an, „es waren auch ganz viele Gespräche notwendig, es wurde viel ausprobiert, was passen könnte und was nicht“, sagt Küpper.

Bühnenbildner, Beleuchterin, Regisseur, Kostümbildnerin und andere mehr – alle sollten ein vermeintliches Motiv haben. Wie es zu den Texten kam, die schlussendlich auf der Bühne gesprochen werden? Erneut durch Ausprobieren. „Die Jugendlichen haben Szenen gespielt, ich habe den Text aufgeschrieben“, so Hannah Küpper. „Erstaunlich war, dass alle sich gegenseitig Raum gegeben haben.“

Kompromissbereitschaft sei gefragt gewesen wie auch gegenseitige Unterstützung. „Das Alter hat dabei keine Rolle gespielt“, sagt die Regisseurin. Egal, ob 12 oder 17 Jahre alt – das Zusammenspiel habe funktioniert. Die Kostüme bei beiden Stücken hat im Übrigen erneut Nena Kellers Schwester genäht – was bei einem Riesen-Oktopus oder einem Krebs mit Sicherheit alles andere als einfach war.

Bei den 6- bis 12-Jährigen hatte sich rund ein Drittel neue Schauspielerinnen eingefunden. „Das ist schon manches Mal wie einen Sack Flöhe hüten“, sagt Keller und lacht. „Es ist aber auch sehr bemerkenswert, wie die Kinder die Zusammenhänge zwischen der Müllproduktion und Umweltverschmutzung verstehen.“ Unterstützt wurden beide Stücke durch die 17jährige Julia, die schon seit elf Jahren in der Theaterwerkstatt mit dabei ist: Sie hat nun selbst Lieder für beide Stücke geschrieben.

„Eigentlich war in unserem Krimi keine Musik vorgesehen, aber die Jugendlichen wollten das unbedingt“, so Hannah Küpper. Und wenn Julia Zeit hatte, brachte sie sich zudem noch in die Regieassistenz bei „Das letzte Wort“ mit ein. Erstaunlich sei, wie sich fast alle Kids im Laufe der Produktionen entwickeln, „sie wachsen alle über sich hinaus“, betont Keller.

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