Marienkirche-Orgel wird für rund eine Million Euro saniert und erweitert

0

Das riesige Instrument in der Reutlinger Marienkirche mit seinen mehr als 4000 Pfeifen wird saniert. Das sei völlig normal, im Vergleich zu vielen anderen Kirchen habe die Orgel in der Reutlinger Hauptkirche nach rund 35 Jahren noch nicht „den Geist aufgegeben“, wie Kantor Torsten Wille am gestrigen Montag beim Pressegespräch verdeutlichte. Aber: Um das riesige Instrument wieder auf Vordermann zu bringen und gleichzeitig „fit für die Zukunft“ zu machen, steht nun die Grundsanierung an. Hinzu komme die Erweiterung von 53 auf 83 Register sowie die Aufstockung um 1000 Pfeifen und einem weiteren Stockwerk.

Vor fast fünf Jahren seien die ersten Überlegungen zur Sanierung gemacht worden, eine Orgelkommission habe ein Konzept erarbeitet, vier Orgelbaufirmen wurden angefragt, deren Ideen ausgewertet, mit den eigenen verglichen – bis am Schluss die Firma Klais aus Bonn den Auftrag erhielt. „Die ist weltweit führend und hat Orgeln wie im Kölner Dom gebaut oder auch für die Elbphilharmonie“, berichtete Wille auf der Orgelempore in der Marienkirche. Neben der Sanierung des auf zwei Stockwerke verteilten Instruments wird das weltweit führende Orgelunternehmen ein neues Werk installieren, das noch mehr für „solistische Farben“ sorgen soll. Klarinette-, Horn- und Streicherklänge werden ab dem Sommer 2026, nach der Einweihung der neuen Orgel, zu hören sein.

Hinzu komme laut Torsten Wille ein neues Bassregister mit zehn Meter langen Pfeifen, dazu ein Schlagwerk und ein neuer Spieltisch, der mit elektronischen Möglichkeiten ausgestattet sein soll. „Dann werden wir hier auch E-Piano-Sounds hier spielen können“, so der Katnor. „Die Neuerungen werden uns eine Weile beschäftigen, bis wir alles nutzen können“, sagte Wille schmunzelnd.

Um zu demonstrieren, zu was die nicht-sanierte Orgel fähig ist, griff der Kantor kurzerhand in die Tasten.

Insgesamt rund eine Million Euro wird die Orgelsanierung inklusive Erweiterung kosten. 640 000 Euro an Spenden seien bereits eingegangen, „da bin ich richtig froh drüber“, sind sich Wille und Sabine Großhennig einig. Die Ruhestands-Pfarrerin engagiert sich weiter für die Orgel-Spendensammlung. Unterstützung der Landeskirche gibt es für die Orgelsanierung keine. Für den ersten Hauptschritt seien nun 860 000 Euro vonnöten. Zwei weitere Arbeitsschritte werden zunächst zurückgestellt. „Es fehlen insgesamt noch rund 300 000 Euro, aber jetzt haben wir ein konkretes Ziel vor Augen“, betonte Wille.

Um die weiteren benötigten Spenden zu erhalten, ist zum einen eine ganze Konzert- und Veranstaltungsreihe geplant. Der Start erfolgt schon am kommenden Samstag, 20. April, um 19 Uhr: Das Bosch Swing and Dance Orchestra spielt zusammen mit dem Bosch Chor das „Sacred Concert“ von Duke Ellington. „Unser Firmenorchester am Standort Reutlingen freut sich sehr, dieses Konzert erneut in der Marienkirche aufführen zu können“, sagte Michael Fecker als „Boschler“ im Namen des Orchesters. Bigband-Sound, großer Chor, Sologesang, Stepptanz, Swing, Blues, Gospel und Kirchenmusik sind Teile dieser Aufführung.

Folgen wird am 1. Mai die Möglichkeit, Konzerte mit verschiedenen Organisten zu ersteigern. „Das hatten wir schon mal zu Beginn von Corona, jetzt soll das in noch größerem Stil wiederholt werden“, betonte Torsten Wille. Filmmusik, klassisches Orgelspiel, Pop – all das könne ersteigert werden, für Familienfeiern oder andere Anlässe. Der „Versteigerungskatalog“ werde auf der Homepage www.marienorgel-reutlingen.de zu finden sein, übrigens ebenso wie ein virtueller Rundgang durch das Instrument.

Am 11. Mai geht es um 18 Uhr mit der Jungen Sinfonie Reutlingen weiter, Beethoven und die Egmont-Ouvertüre wird gespielt, dazu ein Konzert für zwei Flöten und Orchester sowie die Sinfonie Nr. 3 der Orgelsinfonie (Saint-Saens). Der Orgelsommer folgt und nach den Sommerferien kommt die Württembergische Philharmonie zu einem Benefizkonzert in die Marienkirche. „Wir haben ein ganz buntes Programm – das allerdings nicht ausreichen wird, um die erforderliche Spendensumme für die Orgel zusammenzukriegen“, betonte der Kantor.

So sieht es hinter dem riesigen Instrument auf der Orgelempore aus.

 

Share.

Comments are closed.