Kartons für Menschenrechte – Begeisternde Aktion auf dem Reutlinger Marktplatz

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Veranstaltung zu Beginn der Woche gegen Rassismus auf dem Reutlinger Marktplatz – Schulen, Kindergärten, Betriebe und Einzelpersonen haben Kartons für Menschenrechte gestaltet

Der Reutlinger Marktplatz voller Menschen und voller Kartons – „was für ein tolles, buntes Bild“, sagte ein Besucher der Aktion „Kartons für Menschenrechte“ am gestrigen Montag. Auch Oberbürgermeister Thomas Keck zeigte sich begeistert von der Kreativität, mit der insgesamt rund 1000 Kartons gestaltet worden waren. Die Friedrich-Hoffmann-Schule etwa hatte allein 350 Kartons bestellt, wie Clara Riecke vom Stadtjugendring und Carmen Gramer vom Amt für Integration und Gleichstellung als Organisatorinnen zusammen mit der DGB-Jugend betonten.

Mit dieser Aktion startete die „Internationale Woche gegen Rassismus“, beteiligt an der Karton-Gestaltung waren neben der Hoffmann-Schule viele weitere Bildungseinrichtungen, Kindergärten und zahlreiche weitere Gruppierungen sowie Einzelpersonen. Sprüche wie „Wir sind alle Menschen“, „Wir müssen zusammenhalten“, „100 Prozent Mensch“ waren auf den Kartons zu finden, aber auch die ukrainische Flagge. Und die Initiative Blacks Connected hatte eine weiße Wand mit Kartons gestaltet. „Als Symbol für die Übermacht der Weißen, gegen die wir nicht ankommen“, sagte Njeri Kinyanjui.

Selbst ein heftiger Regenschauer vertrieb die Gestalter der besonderen Menschenrechts-Kunst-Aktion nicht vom Marktplatz – was mit bald darauf scheinendem Sonnenschein belohnt wurde. Helena Gessert sowie Clara Hagemann von der Gesamt-SMV wiesen in ihren Wortbeiträgen auf die Bedeutung des Rechts auf Bildung hin. OB Keck verwies in seiner Rede auf den ersten Artikel des Grundgesetzes, „die Würde des Menschen ist unantastbar“. Das interessiere aber rassistische Stimmen überhaupt nicht, sie würden mit ihren Äußerungen das Miteinander in Deutschland gefährden. Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit, „sie muss von uns allen gestützt und verteidigt werden“, so der Oberbürgermeister. „Reutlingen ist dank der Vielfalt der Bevölkerung eine kulturell dynamische Stadt.“

Rassismus und Ausgrenzung dürfe hier keinen Platz haben, Keck sei froh, dass der Christopher-Street-Day hier ebenso durchgeführt werde wie auch die Demonstration vor kurzem auf dem Reutlinger Marktplatz mit rund 8000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Die Umsetzung und Stärkung der Grundrechte muss immer die Basis einer offenen Gesellschaft sein.“ Abschließend forderte der OB alle Bürgerinnen und Bürger Reutlingens auf, bei den Kommunal- und Europawahlen wählen zu gehen.

Dusan Vesenjak lenkte als Sprecher des Integrationsrates seinen Blick ebenfalls auf den ersten Artikel des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist das Fundament unserer Gesellschaft und unseres Zusammenlebens sowie die Verpflichtung, uns für die Wahrung der Würde jedes einzelnen Menschen einzusetzen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sozialem Status.“ So laute die Theorie – „und doch wird diese Menschenwürde jeden Tag mit Füßen getreten, weltweit, in Deutschland und auch hier in unserer Heimatstadt Reutlingen“.

Ein Rechtsruck sei in fast allen europäischen Ländern zu spüren – aber nicht nur dort. Der Grund dafür? Existenzangst, gepaart mit Wohlstandsverlust und Unzufriedenheit – „das ist genau der Nährboden, der 1933 zur Machtübernahme der Nationalsozialisten führte“, so Vesenjak. Aus diesem Irrweg der deutschen Geschichte sei eine stabile Demokratie entstanden, ein freiheitliches Rechtssystem, eine starke Wirtschaft, Wohlstand und ein vereintes Europa.

„All das ist heute wieder in Gefahr.“ Umso wichtiger seien die Demonstrationen gegen Rechts im gesamten Bundesgebiet, bei denen Menschen ihre Stimme gegen Hass, Hetze und Extremismus erheben. „Sie setzen ein starkes Zeichen dafür, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und dass wir gemeinsam für eine offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft eintreten“, betonte der Sprecher des Integrationsrats. „Nur gemeinsam können wir den Kampf gegen Rassismus gewinnen.“

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