Frauen sichtbar machen – Irmgard-Zecher-Preis ging an Galina Lerner

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Grüne im Kreis Reutlingen verliehen am Samstag den Irmgard-Zecher-Preis an Galina Lerner

„Behalte deinen Spirit und dein offenes Herz“, sagte Grünen-Stadtratsmitglied Njeri Kinyanjui am Samstag zu Galina Lerner bei der Verleihung des Irmgard-Zecher-Preises an die Geschäftsführerin des Integrations- und Bildungszentrums dialog e.V.. Doch Lerner ist noch viel mehr: Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck hatte sie am 6. Januar dieses Jahres bei der Verleihung der Verdienstmedaille der Stadt als „Schlüsselperson der Integration in der Reutlinger Stadtgesellschaft“ bezeichnet.

Erreicht hat Galina Lerner das mit einem unglaublichen Engagement: So hat sie das „Bildungszentrum in Migrant*innenhand (BIM)“ nicht nur mitinitiiert, sondern ist auch deren Geschäftsführerin. Zudem ist Lerner die momentane Vorsitzende des „Hauses der Kulturen“. Damit nicht genug: Unzählige Kooperationen mit anderen Vereinen, dem Theaterpädagogischen Zentrum, dem Reutlinger Diakonieverband, Begiz, der TSG und vielen weiteren mehr gehen auf Lerner zurück, wie Gabriele Janz als Fraktionsvorsitzende der Reutlinger Grünen im Gemeinderat am Samstag betonte.

Zum vierten Mal haben die Grünen im Kreis Reutlingen am vergangenen Samstag den Irmgard-Zecher-Preis verliehen. Erhalten haben die Auszeichnung zuvor der Görls e.V., die Landfrauen und die Frauengeschichtswerkstatt in der Stadt. Beate Müller-Gemmeke erinnerte als Grünen-Bundestagsabgeordnete zusammen mit dem Grünen-Landtagsabgeordneten Thomas Poreski an Irmgard Zecher, die 1920 geboren wurde, mit 64 Jahren den Grünen beitrat, deren Landesvorsitzende wurde und auch bei einer Bundestagswahl kandidierte. „Irmgard war gläubige Katholikin, aber sie hat verschiedene Überzeugungen nebeneinander stehengelassen“, so Poreski. 2011 ist Zecher gestorben, „sie war eine sehr bunte, vielfältige Person und sie hatte den Mut, sich politisch zu engagieren“, so Müller-Gemmeke.

Auch aus diesem Grund passe der am Samstag verliehene Preis bestens zu Galina Lerner. „Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, Frauen zu unterstützen, zu stärken und zu ermutigen, damit sie sich politisches Gehör verschaffen“, so Müller-Gemmeke. Wenn verstärkt die Gleichheit der Geschlechter lächerlich gemacht werde, im Bundestag Forderungen laut würden, dass Frauen zurück an den Herd müssten und „Rassisten ganz speziell Frauen angreifen“ – gerade dann sei es unglaublich wichtig, „Frauen sichtbar zu machen“, betonte die Grünen-Bundestagsabgeordnete.

Galina Lerner sagte ganz ihrem Naturell entsprechend am Samstag einfach und bescheiden „Dankeschön“. Bei Dialog e.V. gehen im Haus in der Ringelbachstraße Menschen aus allen erdenklichen Ecken der Welt ein und aus, Lerner sprach am Samstag von „multiplen Identitäten“. Egal, ob die Menschen aus Spanien, Syrien, Ägypten, China oder sonst woher kommen – „alle suchen nach dem gemeinsamen Nenner, dabei ist es wichtig, dass wir uns in all unseren Identitäten zuhause fühlen“, so Lerner. Sie selbst kam 1992 mit ihrer Familie aus Russland als jüdische Kontingentflüchtlinge hierher.

„In diesem Haus fühlen sich Frauen irgendwie an der Macht“, so Lerner. Abschließend forderte sie die zahlreichen Gäste auf, sie mögen doch selbst kurz hervorheben, was ihre Identität ausmache. Sehr beeindruckende Äußerungen und Lebensgeschichten waren dabei zu hören, das Wichtigste war aber wohl, was Wolfgang Grulke von Ridaf hervorhob: „Es ist wichtig, in einer offenen Gesellschaft zu leben, dafür braucht es die Zivilgesellschaft, die dafür einsteht.“ Der Dank, der an diesem Tag aber immer wieder an Galina Lerner gerichtet wurde: „Danke dafür, dass du bist wie du bist.“

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