Was tun gegen rechte Hetze? – Ein Workshop im franz.K half weiter

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„Paroli gegen Parolen“ – ein Workshop im Reutlinger franz. K von IG Metall und DGB-Bildungswerk gegen rechte Stimmungsmache

Wie verhält man sich, wenn im Bus, im Zug, beim Stammtisch oder sogar in der Familie rechte Parolen geschwungen werden? Wenn jemand gegen Flüchtlinge wettert, gegen Lesben oder Schwule, gegen Impfzwang oder ganz einfach gegen die da oben? Fehlen einem in solchen Momenten nicht meist die Argumente? Hat man Angst, sich in einem vollen Bus gegen einen „Parolenschwinger“ zu positionieren?

Solche Erfahrungen hatten am Dienstagabend im franz. K einige Teilnehmer der Veranstaltung „Paroli gegen Parolen“ gemacht. In einem Rollenspiel sind sie selbst in die Situation gekommen, gegen rechte Hetze antreten zu müssen: „Flüchtlinge sind dreckig, das sieht man doch, da vor der Unterkunft, alles vermüllt und dann wollen die ja nichts arbeiten, die hängen nur rum.“ All das und noch viel mehr ließen Mai Schäffer von der IG Metall und dem Verein zur Wahrung der Demokratie sowie Lukas Hezel vom DGB-Bildungswerk in dem Rollenspiel als Provokateure vom Stapel.

Vier Mitfahrer in dem vermeintlichen Bus versuchten, dem Duo Paroli zu bieten. Sie fanden Argumente, doch Hezel und Schäffer ließen sie gar nicht richtig zu Wort kommen. „Themenhopping“, nennt man das laut Hezel. Sobald Widerstand auftaucht, werde von den Provokateuren einfach das Thema gewechselt. „Ich hinkte die ganze Zeit hinterher, suchte nach Argumenten, fühlte mich ohnmächtig“, sagte einer der 50 angemeldeten Teilnehmer nach weiteren Rollenspielen mit ähnlichen Situationen im Arzt-Wartezimmer, am Stammtisch oder auch in der eigenen Familie.

Wichtig sei gar nicht, dass einem immer die „richtigen“ Argumente einfallen, um den Provokateur zu widerlegen, betonten Schäffer und Hezel. Viel wichtiger sei die persönliche innere Haltung, mit der man sich aber unbedingt äußern sollte – um dem Parolenschwinger zu zeigen, dass seine Provokationen nicht auf Zustimmung stoßen. Das sei beileibe nicht einfach. Und es gelte die Regel: „Kleine Erfolge sind in solchen Situationen auch Erfolge“, sagte Schäffer.

In einem Informationsteil verdeutlichten Schäffer und Hezel im franz. K, dass es auffällige Bausteine der rechten Ideologie gebe: „Spaltung statt Solidarität, Sündenböcke statt Systemzusammenhänge, Hass gegen Linke und Gewerkschaften sowie Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus.“ Es brauche Mut, um zu widersprechen. Aber Widerspruch sei notwendig. Damit nicht alle im Bus, Zug oder an sonstigen Orten durch ihr Schweigen dem Parolenschwinger Zustimmung signalisieren. „Als mir eine Person im Rollenspiel zustimmte, war es gleich leichter zu argumentieren“, sagte eine Teilnehmerin.

Der Workshop „Paroli gegen Parolen“ am vergangenen Dienstagabend im Reutlinger franz. K versuchte somit, Verhaltensmöglichkeiten aufzuzeigen, um rechte Parolen nicht unwidersprochen stehenzulassen. Allerdings seien nicht alle Parolenschwinger gleich Nazis, so Hezel. Es gebe die wirklich Überzeugten, die Nationalisten und Rassisten, aber auch die Menschen, die einfach frustriert, enttäuscht, wütend sind. Eine dritte Gruppe seien die „Pragmatischen, die Uninformierten, die Protestwähler und Mitläufer“. Diejenigen aus den letzten beiden Gruppen könnten vielleicht noch zum Nachdenken bewegt werden – die ersten hingegen, die Nationalisten und Rassisten nicht, so Schäffer und Hezel.

Das Fazit dieses Abends: „Es braucht den Mut, zu widersprechen“, hatte eingangs Benjamin Stein als Verdi-Bezirksgeschäftsführer betont. „Das beste Argument gegen Rechts ist eine gute Sozialpolitik“, so Stein. Der Workshop an diesem Abend sei sehr wichtig, hatte Claudia Heldt aus dem franz. K-Vorstand betont. Denn: „AfD und Co sind nicht die Mehrheit.“ Aus ihren Erfahrungen heraus könnten Schäffer und Hezel sagen: „In Eins-zu-Eins-Gesprächen kann man am meisten erreichen.“ Hauptberuflich ist das Duo in Industriebetrieben unterwegs und betreibt dort Aufklärung gegen rechte Propaganda.

Aber: „Argumentieren ist nicht das einzige Mittel gegen Rechts – man kann sich auch gewerkschaftlich organisieren oder das Bündnis für sozialen Wohnraum unterstützen“, so Mai Schäffer. Ganz wichtig seien natürlich auch die Massenproteste für Menschenrechte und gegen Rechtsradikalismus, die seit einigen Wochen Hunderttausende auf die Straßen bringen.

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