„Wir brennen für die Landwirtschaft“ – Biolandhof in Mittelstadt entsteht

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Bezirksgemeinde Mittelstadt verpachtet den Mühlehof neu an Ehepaar aus Denkendorf – Biolandhof mit Direktvermarktung eigener Produkte entsteht

Bezirksbürgermeister Wilhelm Haug und Bezirksamtsleiter Stephan Heinlin sind sich einig und auch sehr sicher: Mit dem Ehepaar Johanna und Matthias Schöllkopf haben sie einen Glücksgriff getan. Das Paar hatte sich in Mittelstadt beworben, um künftig den gemeindeeigenen Mühlehof zu bewirtschaften. „Das war die nachhaltigste und beste Lösung, die der Bezirksgemeinderat finden konnte“, so Haug.

Bei den zahlreichen anderen Bewerbern auf die Ausschreibung – die deutlich an die des Alteburger Hofs angelehnt war – werde das sicherlich nicht so gut ankommen, sagte Haug. „Aber für die Bewohner von Mittelstadt haben wir mit dem Biolandhof und der Direktvermarktung die beste aller Möglichkeiten gefunden“, so der Bezirksbürgermeister am Donnerstag beim Pressegespräch. Die Schöllkopfs haben schon seit einigen Jahren nach einem Hof geschaut – auch nachdem sie selbst in Denkendorf einen Aussiedlerhof selbst gebaut haben. „Wir haben dort einen Gemischtbetrieb mit 15 Mütterkühen und Nachzucht, 15 Mastschweinen und 600 Hühner in zwei Hühnermobilställen“, sagte Matthias Schöllkopf, der eigentlich gelernter Zimmermann ist. In der Abendschule hat er sich aber zum Landwirt ausbilden lassen.

„Ich bin oft gefragt worden, warum ich nicht weiter als selbstständiger Zimmermann Ställe bauen will“, erinnerte sich der Landwirt. Doch schon als kleiner Junge habe er in der Landwirtschaft geholfen, es kam hinzu, dass er seine Frau kennenlernte, die das Landleben ebenso liebt wie er selbst. Mehrere Wochen Urlaub auf Mallorca wollen sie gar nicht, „wir holen uns die Lebensqualität im täglichen Leben“, sind sich die Schöllkopfs einig.

Dabei sind sie nicht völlig blauäugig in die Landwirtschaft eingestiegen: „Natürlich stimmt da einiges nicht.“ Angefangen von den unzähligen Vorschriften und Bestimmungen bis zum Bürokratismus belaste einiges den Betrieb von Bauernhöfen. Also muss die Liebe zur Landwirtschaft schon sehr groß sein, um sich heute noch auf das bäuerliche Leben einzulassen? „Oh ja“, sagen beide gleichzeitig.

In Mittelstadt wollen sie auch Schweine halten, mit Muttersauen und Ferkelaufzucht, in einem Hofladen soll das Fleisch dann verkauft werden. Zusammen mit den anderen Produkten, die sie selbst produzieren – aber nicht mehr. „Das machen wir ganz bewusst so.“ Im Sommer sollen die Rinder auf die Weide, „wir möchten den Kontakt zwischen den Menschen hier und den Tieren herstellen“, sagte Johanna Schöllkopf. Hühner sollen ebenfalls dazukommen.

Die Umstellung der Böden werde rund zwei Jahr benötigen, bis sie Bioland-Qualität haben. „Wir wollen für einen möglichst vielfältigen Anbau sorgen“, so Matthias Schöllkopf. Dabei soll alles auf dem künftigen Hof transparent sein, „die Menschen sollen sehen, wo die Lebensmittel herkommen, wir wollen alles erklären“, so die Landwirtin. Dazu gehöre auch, dass Kindergärten und Schulen auf dem Mühlehof möglichst viel fürs Leben lernen.

„Für die Mittelstädter ist solch ein Biolandbetrieb mit der Direktvermarktung ein Glücksfall“, betonte Haug. Dass es klappen wird, daran hat der Bezirksbürgermeister keine Zweifel: „Ein Hofladen mit guten Produkten, zu festgelegten Öffnungszeiten wird sicherlich funktionieren, das wird bombastisch, die Mittelstädter sind offen dafür.“ In den kommenden Tagen soll der bisherige Pächter des Hofs die Ställe räumen. „Für uns steht jetzt die Aussaat auf den Feldern an“, sagte Matthias Schöllkopf.

Es gibt also viel zu tun – doch mit der Landwirtschaft und dem selbst Bauen kennt sich das Ehepaar ja bereits aus. Auf dem Hof in Denkendorf soll eine Vollzeitstelle eingerichtet werden, damit auch mehr Kapazitäten für den Mühlehof in Mittelstadt vorhanden sind. Das Paar freut sich schon sehr auf die neue Aufgabe. „Nachdem wir mit dem Hofbau in Denkendorf fertig waren, hatten wir ja Zeit für ein neues Projekt“, sagte Johanna Schöllkopf augenzwinkernd. Dabei hat das Paar auch noch drei Kinder. Und eben ganz viel Liebe zur Landwirtschaft. Denn eines sei klar: „Ohne dass wir für die Tätigkeit brennen, klappt das nicht.“ Reich könne man mit der Landwirtschaft in dieser Größe auf jeden Fall nicht werden.

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