Metzingen macht Mut – Zeichen für Menschenrechte, Demokratie und Vielfalt

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Rund 700 Menschen am Samstag, 2. März, auf dem Metzinger Rathausplatz bei der Demonstration „Metzingen macht Mut“ – Veranstalter froh und überwältigt von Resonanz

Markus Schenk und Piet Flämig hatten gerufen und etwa 700 Menschen sind am Samstag in die Metzinger Stadtmitte gekommen. Viele hielten Schilder in die Höhe, auf denen etwa zu lesen war: „Hass und Hetze sind keine Meinung“ oder „Demokratie braucht keine Alternative“. Mehr als 50 Vereine, Initiativen und Parteien hatten die Kundgebung schon im Vorfeld unterstützt – und dazu so manche Firma, die etwa den Druck von Plakaten übernahm oder die Bühne auf dem Rathausplatz zur Verfügung gestellt hatten.

Die Metzingerin Gerda Streicher war eine aus dem Publikum, die zu dieser Kundgebung mit dem Titel „Metzingen macht Mut“ gekommen war. Sie empfinde den Rechtsruck in der Gesellschaft „als zutiefst besorgniserregend“, sagte sie. Die Teilnahme so vieler Menschen an der Kundgebung in der Kelternstadt und andernorts schätzte die Metzingerin vor allem als wichtigen psychologischen Effekt. „Das bringt den Menschen was, die sonst ruhig sind.“

Einigen Aufwand hatten die beiden Organisatoren im Vorfeld betrieben, um die Kundgebung auf die Füße zu stellen. Aber: Es hatte sich gelohnt, wie Flämig und Schenk am Samstagnachmittag betonten. Beeindruckt von der Vielzahl der Menschen auf dem Rathausplatz hatten sich aber auch alle Rednerinnen und Redner gezeigt, allen voran Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh. „Danke, dass Sie heute alle hier sind, ich bin begeistert und zutiefst stolz auf diese Stadt“, so die OB. „Sie setzen ein Zeichen für Menschenrechte, Demokratie und Vielfalt.“

Haberstroh sagte weiter: „Was wäre denn, wenn von insgesamt 13 000 Metzinger Arbeitsplätzen 3000 mit ausländischer Staatsbürgerschaft nicht hätten?“ Die Antwort gab sie selbst: „Metzingen hätte sich nicht so entwickelt können.“ Gerade beim Blick in Richtung Russland zog die Rathauschefin ein eindeutiges Fazit: „Wir nehmen unsere Freiheit als zu selbstverständlich wahr.“ Und sie forderte die ganze Bürgerschaft auf: „Zeigen Sie im Beruf, in der Familie, im Alltag auch Haltung, denn – wir sind mehr und lassen uns das Land nicht kaputt machen.“

Michael Donth (CDU) verdeutlichte als nächster Redner auf der Bühne vor dem alten Rathaus: „Die große schweigende Mehrheit ist nicht die AfD – wir sind mehr und wir stehen zusammen gegen Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus.“ Donths Blick in die Geschichte zeige: „Die Shoa begann nicht mit Auschwitz, sondern mit dem Wegschauen und Schweigen der damaligen Bevölkerung.“

David Roth forderte als Koordinator des AK Asyl biblisch dazu auf, sich gegenseitig „schneller zuzuhören, langsam zu reden und noch langsamer in Zorn zu geraten“. Es gelte, den Fragen, Sorgen und Problemen der Menschen zu lauschen, denn: „Wir müssen uns aushalten und zusammenhalten.“ Alle Metzingerinnen und Metzinger würden doch wollen, dass die Stadt menschlich bleibe. Also gelte es „Lösungen zu finden und nicht das Problem zu sein“.

Nach „Imagine“ von John Lennon, das die Boni-Kids als eines von drei Liedern vortrugen, ging Cindy Holmberg (Grüne) ans Mikrofon. In den vergangenen Tagen sei mehrfach auch zum Ziel von Hass bei Demonstrationen geworden. „Unterschiedliche Berufsgruppen gehen auf die Straße, weil sie sich sorgen“, so Holmberg. „In Zeiten wie diesen ist nichts wichtiger als der Austausch.“ Sie dankte der Stadtgesellschaft, „dass wir uns heute gegenseitig Mut machen“.

Rudi Fischer (FDP) sagte: „Wir haben heute eine Vielzahl an Problemen, alles scheint aus den Fugen zu geraten.“ Gleichzeitig „wollen Extremisten die demokratische Grundordnung zu Fall bringen“. Das gelte es, entschlossen zu verhindern. „Wir stehen hier für Vielfalt und Toleranz“, so Fischer. Dabei sei die gesamte Gesellschaft gefordert.

Bettina Scharping sprach als Metzinger Künstlerin und Galeristin als Letzte zu dem Publikum: „Was die Welt gerade am meisten braucht, ist Mut“, betonte sie. Weil jede und jeder aufgefordert sei, einen kleinen Teil beizutragen, um die Stadtgesellschaft zu stützen, könne das Motto der Veranstaltung „Metzingen macht Mut“ auch zu „Metzingen macht mit“ werden.

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