Magisches am Hohenneuffen

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Hier wollten wir hoch, von der „Stadt“ Neuffen (mit nicht viel mehr als 6300 Einwohnern) auf den Hohenneuffen.

Zunächst kamen wir allerdings auf einen seltsamen Weg (hieß der laut Loriot nicht Müller-Lüdenscheid?).

Anscheinend wollte man uns auf Abwege locken, aber für Wein war es noch viel zu früh am Tag. Uns stand der Sinn nach Kaffee auf der Burg.

Dazu mussten wir aber hoch hinauf. Eine Seilbahn gibt es leider noch nicht.

Diesig war’s an diesem Tag. Sehr bewölkt.

Der nähere Blick auf die Stadt Neuffen offenbarte einige Zipfeltürme – sah das nicht irgendwie magisch aus?

„Soll ich mal was zaubern“, fragte Nobbi. „Hexhexdiedelwurg, du bist jetzt gleich das Fräulein von der Burg.“

Bine lachte über den vermeintlichen Magier.

„Oh, du Wicht, was fällt dir ein, ich will doch gar kein Fräulein sein“, sagte sie. „Dann spiel ich lieber Einhorn hier, geh du voraus, du Magiertier.“

Ich tat wie geheißen und plötzlich schien unsere Umgebung wie verzaubert.

Überall blühte es. Gelb und

lila und

selbst die Disteln ließen ihren Nachwuchs entlang des Weges sprießen.

Das war wohl eher ein Versehen. Ein typischer Fall von Schneckensuizid.

Doch plötzlich schienen die Bäume uns ihre Äste entgegenzuschleudern.

Ich wollte mir das genauer anschauen, stieg satte 10 Zentimeter in den Baum hinein.

Und traute mich dann nicht mehr herunter. „Bine helf mir, bitte“, rief ich.

Burgfräulein Bine war aber einfach mal weitergegangen.

Dabei entdeckte sie einen alten Stein – offensichtlich eine mittelalterliche Postsackabladestation.

Wie auf so schmalen Wegen früher die Postkutschen hier durchkamen? Wir wissen es nicht.

Aber wir wollten dem Burgpersonal ankündigen, dass Burgfräulein Bine Kaffeedurst hat. Wir fragten diesen Vogel, ob er schon mal vorausfliegt,

doch der bunte Specht pfiff uns was.

Ebenso wie das rote Kehlchen. Dann kam uns eine andere Idee –

die Gleitschirmflieger könnten doch kurz dem Burgkiosk Bescheid geben.

Wir wurden nicht erhört. „Vorsicht, der Baum“, schrie ich.

Als wir schließlich das letzte Steilstück vor der Burg erreichten, sahen wir den dampfenden Kaffee schon vor unseren geistigen Augen.

Aber dann geschah Seltsames: Dort, wo Bine entlanglief, verfärbten sich die Steine rot.

„Ist jemand zuhause“, fragte sie. „Noi“, hieß es. „du musch erscht ins Dunkle gange.“

Also durchquerten wir den Tunnel eilenden Schrittes, doch Magier Nobbi blieb erneut zurück.

Weit zurück.

Einer der Gleitschirmflieger beobachtete alles genau,

vielleicht hatte er es aber auch nur auf den Parkplatz des Falkners abgesehen.

Ganz oben angekommen, strahlte Bine. „Jetzt gibt’s gleich en Kaffee“, sagte sie.

Doch die Ritter brachten schlimme Kunde: „No milk today“, knarzte der milchige. „And no coffee too“, so der dunkle.

Darüber schien selbst dieser Stein-Bock nicht gerade erfreut zu sein.

„Saftladen“, stimmten auch diese Verwandten zu. Zuerst reagierte Bine etwas verschnupft, doch beim Blick hinunter ins Tal kehrte

ihr Lächeln zurück. Und dann

drängten sich sogar Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke. Magier Nobbi versuchte das sonnige Licht auf das schöne Burgfräulein zu lenken. Vergeblich.

Bine sprach mit dem ziemlich kleinen Friedrich II., um ihm das Geheimnis

der Sonnenstrahlen zu entlocken. Es wollte nicht gelingen

und so traten Magier Nobbi und Burgfräulein Bine ohne Kaffee und ohne Erleuchtung den Heimweg an.

Doch dann, ganz plötzlich brachen sich Strahlen den Weg durch Wolken und Bäume.

Der Magier wollte die Sonne mit offenen Armen empfangen und da – sie trafen

ihn tatsächlich. Mit voller Wucht.

Und was ist die Moral von der Geschicht? „Merke“, sagte der Zauberer. „So manch magischer Moment

kann sich überall ereignen, zwischen den Weinreben oberhalb von Neuffen

oder sonstwo, denn manchmal wachsen sogar Bäume liegend weiter –

oder sie kringeln sich vor Lachen, über soviel Blödsinn.“ Egal. Das nächste Abenteuer wartet schon auf uns. Ganz sicher.

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