Metzinger Dreierlei beim zweiten Anlauf mit den drei Künstlern Amjad, Bene Reinisch und Marianne Schätzle – Humor zwischen schwarz, bissig und Männer am Grill
Teils hintergründig und bitterböse, mit schwarzem Humor, aber auch im steten Kontakt mit dem Metzinger Publikum präsentierte sich am Freitagabend Amjad in der Stadthalle als erster von drei Künstlern bei der zweiten Auflage von „Metzinger Dreierlei“. Ein Beispiel? Als im Münsterland aufgewachsener Deutscher mit ebensolchem Ausweis, mit palästinensisch-zyprisch-jordanischen Wurzeln, betonte Amjad: „Nach dem Geheimtreffen der Rechten hilft mir mein deutscher Pass auch nicht mehr“.
Warum der 35jährige gelernte Autokaufmann, Betriebswirt und Unternehmer ´schlussendlich auf der Bühne als Comedian landete? „Als ich aufwuchs, musste ich Humor als Waffe nutzen.“ Das gelingt ihm ohne Frage, auch im Gespräch mit dem Publikum, wenn er sehr schlagfertig auf alle Einwürfe reagierte. Aber er spielte auch mit den Besonderheiten der unterschiedlichen Kulturen, in denen er aufgewachsen ist. Seinen Rucksack auf dem Rücken setzte er dabei bewusst als Waffe ein – in der Vorstellung der Deutschen könnte ein arabisch aussehender junger Mann mit entsprechendem Namen ja durchaus ein Terrorist sein.
Ein anderes Beispiel: „Letztens war ich mal wieder am Bahnhof, da stritten sich ein Marokkaner und ein Libanese miteinander – ein Deutscher kam vorbei und sagte: Immer die Türken.“ Amjad ging auch auf die „unglaubliche deutsche Sprache“ ein: Worte wie Frühschoppen habe er lange als frühes Einkaufen verstanden. Und wie der Gaumenschmaus und der Leichenschmaus zusammenpassen, habe sich ihm nie erschlossen.
Klaus Feimer vom Metzinger Veranstaltungsring hatte es in Kooperation mit dem Stadttourismus MMT bei der zweiten Aufführung von „Metzinger Dreierlei“ geschafft, drei Künstler nach Metzingen zu lotsen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Im Gegensatz zu Amjad hatte Marianne Schätzle Humor für die älteren Semester in die Stadthalle mitgebracht. Bei ihren Erinnerungen an die eigene Kindheit, fragte sie sich immer wieder, wie die Zeiten sich doch ändern. „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann“ etwa dürfe man heute ja gar nicht mehr spielen. Der Name sei geändert worden, nun heiße es: „Wer hat Angst vorm Weißen Hai.“ Aber seitdem wollten Kinder das nicht mehr spielen. Grundsätzlich sei es doch heute viel bequemer, mit dem Handy auf dem Sofa Wettrennen zu veranstalten, ohne sich bewegen zu müssen.
In diesem Stil ging es bei Schätzle weiter: Männer fühlten sich als Stars am Grill, hätten aber keinerlei Ahnung vom Kochen. Die Verbalattacken gegen das vermeintlich starke Geschlecht gefiel einem Großteil des Publikums sehr. „Wer glaubt, dass grillende Männer kochen könnten, der glaubt auch, dass Meister Propper in der Flasche sitzt und die ganze Wohnung putzt.“
Einparkprobleme von Frauen brachten die Älteren unter den knapp 400 Gästen ebenfalls zum Johlen, wenn nämlich die Fahrerin das Auto zwar in die Garage brachten, „aber der Spiegel noch draußen ist“. Abschließend fragte Schätzle sich, ob vegane Wurst oder veganes Schnitzel wirklich sein müssten. „Ich wäre auch gerne Pretty Woman, sehe aber aus wie Angela Merkel.“
Zwischen Schätzle und Amjad betrat Bene Reinisch am Freitagabend die Metzinger Bühne: Er sei mit dem 49 Euroticket aus Hamburg nach Metzingen gekommen – „zwei Wochen war ich unterwegs“. In Esslingen groß geworden, fragte der 32jährige Reinisch zunächst mal ab: „Hat das Publikum Humor oder sind Lehrer da?“ Aufgewachsen in einem Ärztehaushalt hätten seine Eltern sich immer gewünscht, dass Reinisch „was Vernünftiges lernt“. Chefarzt oder so. Stattdessen sei er als Sohn vergleichbar mit einem Wachkomapatient – „ich lebe, aber nicht selbständig“.
Während Corona habe er einen Nebenjob angenommen und Fischbrötchen verkauft, „zehn bis 16 Stunden – im Monat“. Doch Reinisch teilte auch gegen andere aus, gegen die katholische Kirche etwa. „Das ist ein selbstgefälliger Männerhaufen mit einem Heiligen-Vater-Komplex.“ Und die Politik? Die ignoriere die Klimaziele, so dass selbst die katholische Kirche beginne, für das Klima zu beten. Was dennoch jeder Einzelne tun könne? „Uns hinter die Wissenschaft stellen und – beten.“ Doch Bene Reinisch wollte die Flinte nicht komplett ins Korn werfen: „Seid gut zueinander und bleibt positiv“, lautete sein Fazit.