Laufen nach Liedern – These boots are made for walking

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„Sollen wir heute mal was Neues probieren“, fragte ich Bine.

„Wandern nach Musik – Laufen nach Liedern.“ Bine hatte sofort verstanden. Sie holte ihre Playlist hervor und schon ging’s los.

Was erklang da? „Go west“ von Village People. Also liefen wir los, gen Westen, von Wannweil aus. Doch zunächst

sinnierte ich noch über Bines Schönheit und ihren Verstand: „Duuuuu, Du allein kannst mich versteh’n“, schmetterte ich. „Von Pater Maffay.“ „Peter“, korrigierte Bine.

An der Schranke war Bine wieder dran: „Through the barricades von Spandau Ballet“, sagte sie. Nicht schlecht, Frau Specht. Ich war dran.

Wild? Klar. „Wild west heroe“ von ELO. Unschlagbar. Bine war am Zug.

Nicht am Zug, am Zaun. Na und? „Sitting on a fence“, rief sie. Von den Rolling Stones. Hut ab. Wir kamen an ein Feld.

„Das sieht aus wie Erdbeeren – Strawberry fields forever von den Beatles“, sagte ich triumphierend.

„Das ist aber Raps“, entgegnete Bine. „Bohemian Rhapsody von Queen.“ Wir brachen beide in heftiges Gelächter aus.

Bei dem Holzlager konterte ich: „Lebt denn der alte Holzmichel noch?“ Bine sagte: „Das gilt nicht.“ Oh doch, entgegnete ich und legte nach:

„Der Bodo mit dem Bagger, ja, der baggert noch, von Mike Krüger.“ „Das wird ja immer schlimmer“, sagte meine Frau.

„Warum nicht gleich, Matsch, matschig, klingt wie Magic und der Magic Bus von The Who.“

Naja, sagte ich. „Bisschen weit hergeholt oder, mein Engel 07 von Hubert Kah.“ „Pah, wenn schon Engel, dann Angel of Harem von U2.“

„Das heißt doch Angel of Harlem, oder?“, fragte ich. „Siehst du den Vogel dort, ist zwar keine Amsel, trotzdem Blackbird von den Beatles.“

„Soso“, sagte Bine. „Dann schau mal da vorne: Mein Freund der Baum ist tot, von Alexandra.“

„Und die sind noch töter“, sagte ich.

„Und das hier?“, fragte ich. Eine Pfanne? „Flash and the pan“, sagte meine Gattin. „Waiting for a train.“ „Da kannst du lang warten, hier mitten auf dem Acker“, sagte ich zweifelnd.

Und was ist mit dieser Kloschüssel? Ein Lied dazu? „Can’t fight this feeling von REO Speedwaggon“, sagte Bine und grinste.

Ich konterte etwas schwächlich: „Our house von Madness.“ Pah, machte Bine. Wir kamen an einen Bach.

„Water of love von Dire Straits“, sagte sie.

Dann sah sie sinnierend auf den toten Baum. „Halt mich noch ein bisschen“, meinte sie dann angesichts unserer eigenen Vergänglichkeit. Klar. Frau Grönemeyer.

„No roots von Alice Merton“, sagte ich. Und: „Willst du, meine Queen,

mit mir Radfahren? Ein Bicycle race machen?“

„Keine Zeit, ich glaub, ich hab deine Telefonnummer verloren“, meinte Bine. „Dabei sagte ich noch: Ricky, don’t lose that number.“ Steely Dan. „Ich heißt nicht Ricky“, sagte ich verschnupft.

„Willst du mit mir dein weiteres Leben teilen und diese long and winding road von den Beatles entlangschreiten?“ „Na klar“, so Bine.

„Denn: These boots are made for walking.“ „Nancy Sinatra“, sagte ich.

Was sollte jetzt noch kommen? „Help“, sangen wir beide drauflos. Natürlich von den Beatles. Doch meine Queen hatte noch mehr drauf:

„Spread your wings and fly away“, sang sie aus voller Brust. Als sie abgehoben hatte, rief sie mir zu:

„Über den Wolken ist die Freiheit wohl grenzenlos.“ Klar. Das war der Einfluss von Dieter Thomas Kuhn am Vorabend in der Reutlinger Kreissparkasse.

Und wenn sie nicht gelandet ist, dann warte ich immer noch darauf, dass in der Luftaufsichtsbaracke jemand Kaffee kocht. Wer weiß.

Doch Bine kam zurück und verriet mir: „Hinterm Horizont geht’s weiter.“ Das hatte ihr Udo Lindenberg verraten. Na dann. Auf zum nächsten Liederlaufen. Mal sehen, was dann dabei rauskommt.

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