Mahnwache auf dem Reutlinger Marktplatz zum Gedenken an die neun Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020
„Das wird eine stille Sache“, hatte eine Vertreterin der „Omas gegen Rechts“ am gestrigen Montagmittag auf dem Reutlinger Marktplatz gesagt. Rund 70 Personen gedachten dort in schweigender Eintracht der neun Opfer von Hanau, die vor vier Jahren von einem Rassisten vor und in Shisha-Bars in Hanau ermordet wurden. Die Opfer wurden gerade mal zwischen 21 bis 44 Jahre alt.
„Sie hatten ihr Leben noch vor sich“, sagte die „Oma gegen Rechts“. Still war die Mahnwache vor allem aus dem Grund, weil außer den Opfer-Namen, die immer wieder ausgesprochen wurden, nicht viel passierte. Außer Gedenken. Sich der getöteten Menschen erinnern. An die Verwandten, die Eltern, Geschwister, Kinder denken, die fassungslos den Tod ihrer Angehörigen hinnehmen mussten. Ein einziger Mensch hatte an diesem 19. Februar 2020 in Hanau aus rassistischem Wahn wahllos auf die Menschen geschossen.
Die Mahnwache vom Montag hatten Aktive aus den Gruppierungen von ROSA, Fridays for Future und Omas gegen Rechts vorbereitet. Beteiligt waren zudem Vertreterinnen und Vertreter der IG Metall, kult.V und das Reutlinger Menschenrechtsbündnis. Ein ROSA-Aktiver, der seinen Namen nicht nennen wollte, hatte ein Transparent mit den Köpfen und Namen der Opfer gestaltet und dazugeschrieben „Say their names“. Genau das taten auch neun Teilnehmer der Mahnwache. Immer wieder sprachen sie die Namen der Opfer aus. Und gedachten der Menschen. Eine Stunde lang.
„Unsere Motivation, bei dieser Aktion mitzumachen, war die, dass wir als Umweltorganisation auch vor der rechten Gewalt und der Gefahr, die von ihr ausgeht, hinweisen wollten“, sagte eine Vertreterin von FFF, die ebenfalls ihren Namen nicht nennen wollte. „Wir nutzen unsere Reichweite und erklären uns solidarisch mit den Trauernden um die Opfer des Anschlags von Hanau.“
Die Namen derjenigen Menschen, die in Hanau vor genau vier Jahren ermordet und am gestrigen Montag immer wieder ausgesprochen wurden, lauteten: Said Nesar Hashemi, Hamza Kenan Kurtović, Ferhat Unvar, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Gökhan Gültekin, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz und Kaloyan Velkov. Sie mussten sterben, nur weil sie fremd aussahen. Nach diesen feigen Morden hatte der Täter seine Mutter und sich selbst ebenfalls erschossen.