Musikalische Lesung aus dem zweiten Buch von Lisa Federle in der Kreissparkasse am Reutlinger Marktplatz mit der Notärztin sowie den Musikern Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller
„Vom Glück des Zuhörens“, heißt das zweite Buch von Dr. Lisa Federle. Am Samstagabend ließ die leitende Tübinger Notärztin das 400 Köpfe zählende Publikum bei der Lesung in der Reutlinger Kreissparkasse am Marktplatz teilhaben, am „Glück des Zuhörens“. Ob dort nun mehr Zuhörerinnen wegen der musikalischen Schlagerbeiträge von Dieter Thomas Kuhn (DTK) und dem musikalischen Kopf der Band, Philipp Feldtkeller, gekommen waren oder mehr Zuhörer wegen Federles Geschichten – die Frage hatte sich im Lauf der Veranstaltung erledigt.
Warum? Weil die vorgetragenen Kurzgeschichten ein perfektes Zusammenspiel mit den Liedern eingingen. Die zweite Geschichte etwa handelte von einem Wirt in Tübingen, der sich quasi den Kragen abgesoffen hatte. Gleich danach spielten Feldtkeller und Kuhn fast schon (ziemlich zynisch?) „Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander.
Tübinger „Größen“ spielen im Übrigen öfter eine Rolle in Federles Buch. Feldtkeller, Kuhn und Boris Palmer tauchen dort ebenso auf wie der Bestseller-Autor Peter Prange. Ihn hatte „Deutschlands bekannteste Notärztin“ bei einer Benefiz-Veranstaltung für krebskranke Kinder in Berlin getroffen. Und dazu zwei offensichtlich betuchte (und extrem nervige) Frauen. Sie hätten mit ihrem Reichtum geprotzt ohne Ende, sich dann über den Pöbel an Flughäfen beklagt, mit dem sie gemeinsam an Terminals anstehen müssten. Prange habe die Konversation mit dem Ausruf beendet: „Was, Sie haben keinen eigenen Flieger?“
Nach dieser Geschichte musste zwangsläufig das Lied „Über den Wolken“ (von Reinhard Mey) kommen – der wohl größte Hit von DTK. Textsicher sang ein Teil des Publikums mit und spendete anschließend viel Applaus. Eine gewisse Flowerpower-Stimmung hatte sich breitgemacht. Doch die Geschichten von Lisa Federle waren nicht alle witzig, komisch oder amüsant: Es ging auch um Einsamkeit, Armut, um schwierige Beziehungen, Vorurteile, Trauer und Tod.
Ärztliche Besuche beim Kabarettisten Bernd Kohlhepp fanden am Samstagabend in Reutlingen ebenso ihren Platz wie die Geschichte der Corona-Testungen auf dem Tübinger Marktplatz. Damals hatte die Notärztin Kuhn und Feldtkeller gefragt, ob sie nicht bei den Testungen helfen wollten. Sie wollten. 1,5 bis zwei Jahre standen sie zur Verfügung, organisierten, halfen, wo sie nur konnten. „Und das alles unentgeltlich“, so Federle. Das habe die Freundschaft des Trios enorm gefestigt.
Ein Schmankerl noch zum Schluss eines durchaus amüsanten Abends: Federle wollte zusammen mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers den Verein „Bewegt euch“ gründen (an den auch der Großteil der Erlöse aus den Bücherverkäufen geht). Zum Notartermin war der Tatort-Superstar nach Tübingen gekommen, hatte abends zu viel gebechert, das Gästezimmer bei Federles verfehlt. Morgens stand er auf der Suche nach der Toilette mitten im vollen Wartezimmer der Ärztin. Bekleidet allein mit Boxershorts. „Können Sie mir sagen, wo die Toilette ist“, habe er die staunenden Patienten nur gefragt.
INFO:
Zusatztermin aufgrund großer Nachfrage
Weil die Veranstaltung am Samstagabend in der Reutlinger Kreissparkasse schon drei Monate zuvor komplett ausverkauft war, hat sich der Veranstalter entschlossen, am 2. November dieses Jahres eine weitere Lesung mit dem Trio Federle, Kuhn, Feldtkeller anzusetzen. Ort: Stadthalle Metzingen.