Der Mensch hinter Bad Urachs Schultes – Elmar Rebmann im Gespräch

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Erstes Stadtgespräch in der Bad Uracher Stadtapotheke lockte mehr als 60 Zuhörer zum Talk mit Bürgermeister Elmar Rebmann

Elmar Rebmann sollte angefangene Sätze beenden. „Wenn der Schäferlauf vorbei ist, dann“, gab Albert Ebinger als Co-Moderator von Julia Bazlen vor. „Wenn der Schäferlauf vorbei ist, dann freue ich mich auf den nächsten“, sagte der Bürgermeister – und erntete damit neben viel Applaus auch einiges Lachen bei diesem ersten „Stadtgespräch“ in der neuen, alten Stadtapotheke, die nun von der evangelischen Kirche direkt neben dem Rathaus als Begegnungsort genutzt wird.

Und wenn eine Fee drei Wünsche für die Stadt erfüllen könnte, was wären Rebmanns Favoriten? „Wenn alle Menschen in Frieden, Solidarität und Toleranz miteinander leben würden“, so der Bad Uracher Rathauschef. Ein munteres Gespräch des Trios hatte sich an diesem Abend entwickelt, eines, das nicht nur auf die Aufgaben und Schwierigkeiten der alltäglichen Arbeit eines Bürgermeisters einging, sondern auch versuchte, „den Menschen dahinter zu sehen“, wie Bazlen betont hatte. Und wie sieht er aus, der Mensch hinter dem Schultes? Elmar Rebmann wurde 1963 in Reutlingen geboren, wuchs in Mittelstadt auf, beendete seine Schule in Metzingen, absolvierte Ausbildung und Studium zur Verwaltungslaufbahn.

Ruhe und Entspannung finde er bei der Familie und im Garten. „Beim Rasenmähen und Unkraut-jäten kann ich abschalten“, sagte Rebmann. Ob sich der Bürgermeister dann bei der Gartenschau 2027 in Bad Urach laut Vikarin Bazlen als ersten Gärtner betrachten würde? „Mal sehen“, sagte der Gefragte. Warum er Bürgermeister geworden sei? „Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der die Kommunalpolitik eine große Rolle spielte“, sagte Rebmann. Seine beiden Großväter seien in der SPD oder auch Kommunisten gewesen, unter dem NS-Regime wurden sie verfolgt und verhaftet.

Der zweite Mann seiner Großmutter hatte sich im alten Bad Uracher Notariat in einer Zelle das Leben genommen. Zuvor sei der Stief-Großvater massiv unter Druck gesetzt worden. „Als ich das erste Mal diese Zelle sah, war das sehr berührend für mich.“ Doch lange zuvor hatte Rebmann als junger Mensch leidenschaftlich Fußball gespielt – bis ihn eine schwere Knieverletzung („da war alles kaputt“) zwang, nicht mehr so massiv in Zweikämpfe einzusteigen. „Ich hatte zuvor schon den Trainerschein gemacht, dazu gehörte auch die Ausbildung zum Schiedsrichter.“

Viele Jahre lang war er als Schiri aktiv: „Ich habe dabei in all der Zeit viel gelernt, man muss ein Spiel schnell lesen können und ich habe auch viele nette Leute vom Bodensee bis nach Heilbronn kennengelernt“, so Elmar Rebmann. Zwei- bis dreimal sei er bei Spielen übel angegangen worden, die er gepfiffen hat. „Das belastet, aber die schönen Erlebnisse überwiegen deutlich.“

So ähnlich sei es auch als Schultes – allerdings wurden Grenzen schon mehrfach überschritten. Etwa als aus den Reifen der Familien-Autos die Luft rausgelassen wurde. Und als Droh-Postkarten zu ihm nach Hause kamen. Natürlich würden solche Situationen belasten. Was ihn glücklich mache? „Meine Familie – und wenn der 1. FC Köln gewinnt“, sagte Rebmann schmunzelnd.

Fragen von Ebinger und Bazlen oder aus dem Publikum an den Bürgermeister drehten sich natürlich auch um seine berufliche Tätigkeit. Etwa darum, wie er mit Konflikten und Kritik umgeht. „Diplomatisch, ich versuche, ausgleichend zu sein und nicht zu polarisieren“, sagte Rebmann. Dass er das tatsächlich kann, bewies er an diesem Abend angesichts der provozierenden Frage eines ortsbekannten Querulanten: „Wie halten Sie es mit Moral und Anstand?“ Der Bürger hatte Rebmann schon mehrfach angezeigt und Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn eingereicht. „Das haben wir alles auf dem juristischen Weg geklärt“, sagte der Bürgermeister kurz und knapp. Von all den Vorwürfen sei nichts übriggeblieben.

Doch die Uracher beschäftigen natürlich auch all die Projekte, die nun anstehen: Die Bundesgartenschau etwa. „Die ist ein Stadtentwicklungsprogramm.“ Von dem Umbau der beiden Kreuzungen am Hochhaus und am Wasserfall über die Neugestaltung des Kurparks, Verlegung der Bundesstraße und der Erms („die wird in einem ganz anderen Glanz erscheinen“) – all das sei ohne die Gartenschau nicht möglich. Und alle Arbeiten müssten im „Turbotempo“ erledigt werden.

Doch viele weitere Projekte in Bad Urach stünden noch an – der Ladenleerstand in der Innenstadt etwa. „Das steht auf unserer Prioritätenliste ganz oben.“ Ebenso wie die Geothermie und eine freiwillige kommunale Wärmeplanung für die Stadt. Oder auch ein zweiter Raum, ein Gebäude, in dem Ähnliches entstehen könnte wie in der Stadtapotheke?

„Wir haben so viele Anfragen hier, die die Räume nutzen möchten“, sagte Julia Bazlen. Die Verwaltung sei an was dran, zu dem Rebmann aber noch nicht mehr sagen könne. Und selbst die einstige Ermstalklinik hat die Stadt auf dem Schirm: Vielleicht als Ausweichquartier, wenn das Gymnasium saniert wird? „In der Klinik ist alles aus Stahlbeton, einfach so zwei Patientenzimmer zu einem Klassenraum zusammenzulegen, ist so einfach nicht.“ Abschließende Frage: Ob der Satz stimme, dass viele Bürgermeister im Rathaus die Chefs sind, zuhause aber die Frau? „ich widerspreche nicht“, sagte Elmar Rebmann und lachte.

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