Tierischer Treckerprotest in Stuttgart

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Neulich in Stuttgart. Wir wollten eigentlich ganz gemütlich von Bad Cannstatt durch den Rosensteinpark zum Hauptbahnhof laufen. Allerdings hörten wir unterwegs so

was Ähnliches wie Musik.

Wir schauten genauer hin, tatsächlich, eine Horde wild gewordener Traktoren.

Unglaublich. Die Polizei versuchte mit einem einzigen Motorrad die Horde der Traktoren (umgangssprachlich auch Trecker vulgaris genannt) Herr zu werden.

Jemand rief uns zu, wir sollten uns in Sicherheit bringen, man könne ja nie wissen … Uns blieb ein einziger Fluchtweg, hinauf zu diesem Gebäude.

Davor wachten diese beiden Figuren. Was machten die da?

„Der rechts ist ein Vertreter der Trecker-Fraktion, er versucht gerade einer Schönen den Reif(en) für seinen Traktor vom Kopf zu klauen“, sagte Bine.

„Das meinst du nicht ernst“, sagte ich schmunzelnd. „Doch“, so Bine.

„Und das kann aber auch ganz böse enden.“

Wir gingen ins Gebäude, offensichtlich ein Museum, mit lauter ausgestopften Tieren drin.

Wir haben beschlossen, eine Umfrage zu machen. Zu einem aktuellen Thema.

„Was halten Sie denn von den Treckerprotesten?“ Dieser Geselle wollte nicht so recht raus mit der Sprache.

„Ich brumm dir mal was“, sagte jedoch der Bär. „Der Mensch verseucht

alles mit seinem Gift.“ Hier der Beweis.

Dieses Vogelpaar war mit sich selbst beschäftigt. „Ich flüster dir was“, so der eine zur anderen.

„Ich hätte gerne eine andere Frisur“, sagte dieser Typ.

„Und ich hätte gerne etwas weniger Gepäck auf dem Schädel.“

„Und wir, wir wollen endlich, dass der Elefant

keine Angst mehr vor uns haben muss.“

„Können wir bitte mal zum Thema zurückkommen“, sagte ich. „Die Zeit drängt etwas. Sonst muss ich euch zeigen, wo der Hammer hängt.“

„Können wir bitte wieder Gespräche auf Augenhöhe führen?“

„Auf Augenhöhe – dass ich nicht lache“, lachte diese Antilope. Allerdings hatte sie ihre besten Tage schon hinter sich.

„Hört mal zu“, heulten diese Wölfe im Rudel. „Schuld sind nur die Einwanderer, die Migranten, an allem.“

„Meinst du mich“, flötete dieser Vogel.

„Oder mich? Pass auf, ich saug dich weg“, sagte dieser Unterwassergeselle.

„Macht mal langsam“, kläfften diese Hyänen. Ausgerechnet sie meinten, wir sollten nicht alle übereinander herfallen.

„Genau“, meinte trotzdem der Feldhamster. „Davon hat doch niemand was.“

„Stimmt“, sagte der Koala. „Hat mir jemand ein Eukalyptusbonbon?“

Doch einer der Wölfe aus dem Rudel beharrte: „Aber wenn die Migranten alle hierkommen

und sich die Zähne

machen lassen – wo soll das nur hinführen?“

„Jetzt macht doch keine Wellen“, sagte dieser Nasenbär. „Verlasst euch mal auf meinen Riecher.“

„Es fängt mit der Diversität an, die Menschen müssen auch die Insekten schützen.“

„Und ich sollte mal wieder zum Friseur“, sagte der Affenadler.

Angesichts von so viel Ignoranz, haben wir beschlossen, es sei höchste Zeit zu gehen. Diese Meinung oben im Bild konnten wir also nicht unbedingt bestätigen.

Draußen vor dem Museum erkannten wir, dass sich die Trecker-Demo verzogen hatte. Im Rosensteinpark sahen wir

dass die Migranten wie die Nilgänse sich dort bestens integriert haben. Oder auch

dieser seltsame Hase. Doch wie viele Hindernisse mussten sie zuvor überwinden? Sieben Brücken?

Oder sieben Schranken? Wie heißt dieses Kunstwerk hier? „Sieben Schranken“, sagte Bine. Ah ja. Wie sinnig.

Doch was wollte uns diese Schrift sagen? Hier in diesen Containern ist die Seele vergraben? Nicht? Das ist die FIrma, die für die Kelche am neuen Bahnhof zuständig ist, sagte Bine. Na dann.

Die Feuerwehr war auch schnell zur Stelle. Fuhr sie zu der Trecker-Demo?

Allerdings ist auch das Stuttgart: Menschen, die unter Brücken schlafen müssen.

Wir warfen einen Blick in das alte Bahnhofsgebäude, den Bonatz-Bau.

Dann noch einen Kaffee getrunken und abschließend wunderten wir uns,

was man in der Landeshauptstadt so alles erleben kann. Unglaublich.

Wir stiegen in den Zug und fuhren zurück in unser denn doch so beschauliches Reutlingen. „Aber wir kommen wieder“, riefen wir Schduagrd zu. Wenn die Stadt wieder Trecker-frei ist.

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