Wenn Geschichte sich wiederholen würde – Demonstration in Nehren für Menschenrechte

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Kundgebung für Demokratie und Vielfalt in Nehren am Montagabend mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

 „Schön, dass heute Abend so viele Menschen gekommen sind – sonst denken diejenigen, die ihren Hass herausschreien, dass sie die Mehrheit sind“, betonte Moderator Jakob Nacken am Montagabend bei der Kundgebung für Vielfalt, Demokratie und Menschlichkeit auf dem Nehrener Rathausplatz. Beim Thema Intoleranz müsse sich jeder an die eigene Nase fassen, auch in Nehren. Ob das so leichtfiel, als Nacken meinte: „Auch wir sind nicht besser als die Dußlinger, Ofterdinger oder Gomaringer“ – was von viel Lachen und Beifall bedacht wurde.

Doch der Abend war alles andere als ein lustiger: Ein kleiner Kreis von fünf Privatpersonen hatte in Nehren diese Kundgebung organisiert: Sonja Dietsche, Katrin Lauhoff, Stefan Rickmeyer, Heike Sinner und Thomas Schlegel hatten sich Gedanken gemacht nach der Veröffentlichung der „Remigrations-Pläne“ von ganz Rechtsaußen: „Wir wollten auch hier im Ort ein Zeichen setzen.“ Sie haben die Demonstration angemeldet, „dass viele Nehrener kommen werden, das haben wir ihnen schon zugetraut“, sagte Sinner. Wie viele es letztendlich waren? Bürgermeister Egon Betz, der ebenfalls zu den Rednern zählte, schätzte „so um die 400 herum – ich bin begeistert“.

Dabei sei es „alles andere als selbstverständlich, in einem Rechtsstaat zu leben“, betonte der Rathauschef. Viele Migranten hätten in Deutschland wie in Nehren zum Wohlstand beigetragen, „Sie gehören zu uns“, rief er den Nehrenern mit Migrationshintergrund zu. Gut sei es, dass sich so viele Menschen deutschlandweit an den Demonstrationen für Demokratie und Vielfalt beteiligen, denn: „Demokratie ist kein Selbstläufer.“ Deshalb sollten sich auch noch mehr Menschen in die Kommunalpolitik einbringen, so Betz. „Demokratie ist anstrengend und fordert einiges.“ Dafür gebe die Demokratie auch so viele Freiheiten wie sonst keine andere Regierungsform.

Afra Korfmann hatte als besorgte Bürgerin ein Horrorszenario von einem Nehren im Jahr 2034 entworfen: Es gebe dann Fenster im Ort, die dunkel wären. „Die Leute in dem Haus waren wohl nicht deutsch genug.“ Niemand habe sich vor dem Jahr 2024 gedacht, „dass sich Geschichte wiederholen könnte“, so Korfmann. Auch sie forderte auf, sich kommunalpolitisch zu engagieren, „es reicht nicht aus, heute Abend hier zu stehen“. Annegret Tessmann hob als weitere Nehrener Bürgerin hervor, „ich wohne doch hier und ich will an den Häusern keine Hakenkreuze sehen“.

Hanneli Braungardt betonte als Engagierte im Freundeskreis Asyl wie „schockiert, wütend und zornig“ sie war, als sie von den „Remigrations“-Plänen der Rechten erfuhr. „Wenn Menschen erneut aussortiert werden sollen, dann müssen wir von Anfang eindeutig sagen: Nie wieder“, rief Braungardt. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, der in Nehren wohnt, hatte wie Bürgermeister Betz gerufen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und der Bischof betonte auch einmal mehr, dass die AfD von Christen nicht wählbar sei.

Die evangelische Pfarrerin Ulrike Bast und Kristine Schmidt von der katholischen Kirche forderten dazu auf, Brücken zu bauen, zu den Menschen, die in Angst leben. Und auch zu denjenigen, die als Fremde zu uns nach Deutschland kommen. Musikalisch umrahmt haben den außerordentlichen Abend in Nehren Julian Warth und Roland Seitz. Die Lieder „We shall overcome“ und „Blowing in the wind“ sollten Mut machen. Den Mut, aufzustehen, sich zu engagieren. Für Demokratie, für Vielfalt und Menschenrechte. Aber auch gegen rechts. „Rote Karte für die AfD“ war auf einem Plakat zu lesen.

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