Zugerlebnisse: In Tübingen stranden oder noch Schlimmeres

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Immer das Gleiche: Wenn Leisters eine Reise tun, also mit der Bahn fahren, ist das immer wieder ein kleines Abenteuer.

Als wir am vergangenen Samstag, 20. Januar, mit der Bahn nach Stuttgart zur Großdemo gegen die AfD fuhren, erlebten wir wieder einiges. Auf der Hinfahrt kam ein viel zu kurzer Zug, der nur mit Mühe alle Passagiere aufnehmen konnte. Bine, viele weitere Mitreisende und ich mussten die gesamte Fahrt stehen. Ich hatte nicht einmal einen Griff zum Festhalten, mein Gleichgewichtsgefühl wurde enorm trainiert. Auf der Fahrt zurück nach Reutlingen wieder das Gleiche: Ein erneut viel zu kurzer Zug mit gerade mal zwei Wagen sollte all die Passagiere aufnehmen, die zwei zuvor ausgefallene Züge am Stuttgarter Bahnhof stranden ließen.

Wir persönlich hatten Glück – im 1. Klasse-Abteil waren noch (eigentlich für uns verbotene) Plätze frei, während sich die Menschen in den 2. Klasse-Waggons in den Gängen auf Tuchfühlung drängten. Ein bestens gelaunter Bahn-Mitarbeiter forderte per Durchsage die Passagiere auf, noch mehr zusammenzurücken: „Machen Sie es sich doch noch ein wenig kuscheliger.“ Er wies auch darauf hin, dass eine weitere Bahn nur 8 Minuten später nach Reutlingen fahren würde. Allerdings war das ein Bummelzug.

„Wer es nicht so eilig hat – um 16 Uhr 23 fährt der nächste Zug nach Reutlingen und Tübingen“, so ein erneuter Hinweis. Bei einer letzten Wiederholung ertönte die Stimme des Bahnmitarbeiters: „Die Passagiere, die es nicht so eilig haben, können auch den nächsten Zug nehmen, um dann in Tübingen zu verenden.“ Ein ungläubiges, aber kollektives Grinsen legte sich im 1. Klasse-Abteil auf alle Gesichter der Reisenden. Und damit war bewiesen, dass sich bei der Bahn alles verschlechtert – nur die Freundlichkeit und der Humor der Bahn-Bediensteten hat sich enorm verbessert. Ob es Galgenhumor ist? Diese Frage konnte nicht letztendlich geklärt werden.

Kurz darauf kam noch eine Erklärung für die viel zu kurzen Züge: „Wegen Fahrzeugmangel können wir momentan nur ein begrenztes Platzangebot zur Verfügung stellen, wir bitten das zu entschuldigen und bedanken uns für Ihre Nachsicht.“ Das mit der Nachsicht hielt sich in Grenzen. Aber grundsätzliche Fragen drängten sich auf: Fahrzeugmangel? Warum? Wurden Wagen geklaut? Waren sie gerade in der Waschanlage? Oder sind sie womöglich in Tübingen verendet? Wir wissen es nicht.

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