Zucker, Zahnbürsten und Konserven – Merian-Schüler sammeln Lebensmittel

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Schülerinnen und Schüler der Merian Gemeinschaftsschule sammeln in Nehren, Gomaringen und Dusslingen Lebensmittel für die Wohnungsnotfallhilfe der AWO in Reutlingen und dem Dornahof in Tübingen

Viele Menschen gingen achtlos an den Schülern vorbei, drehten den Kopf gar weg, wenn sie angesprochen wurden. Doch manche Einkäuferinnen und Einkäufer blieben auch stehen, hörten sich an, was die jungen Menschen zu sagen hatten, nahmen auch den Flyer mit, der ihnen gereicht wurde. Einige Minuten später kamen die Personen aus dem Supermarkt, dem Discounter oder dem Bäcker in Dusslingen, Nehren oder eben in Gomaringen wieder heraus – und reichten den Schülerinnen und Schülern Habhaftes, das auf dem Flyer aufgeführt war.

Die Aktion der Merian-Gemeinschaftsschule wurde am vergangenen Samstag bereits zum 27. Mal durchgeführt, 113 Schülerinnen und Schüler waren daran beteiligt. „Das ist rund ein Drittel unserer gesamten Schülerzahl“, erläuterte Rektorin Katja Kruppa vor dem Einkaufszentrum in der Nehrener Straße in Gomaringen. Verteilt über den Einzugsbereich der Schule waren die Schüler vor zwölf Läden zwischen 7 und 17 Uhr in Schichten tätig. Die Vorbereitung und Durchführung der gesamten Aktion lag in den Händen der beiden Lehrerinnen Lisa Schrade und Madeleine Martin. „Im Oktober fangen wir jeweils mit der Organisation an“, so Schrade.

Was alles erledigt, getan, an was alles gedacht werden muss? In Kontakt mit den Läden und Geschäften treten, die Genehmigungen für den Stand vor dem Laden einholen, abklären, wo die Biertische hingestellt werden dürfen, Eltern informieren. Aber auch die Schüler in den Klassen 5 bis 10 werden vorbereitet, in einer Schulstunde besprechen Klassenlehrerinnen mit den Schülern, worum es bei der Aktion geht, was der Hintergrund ist. Genau der ist nämlich die Unterstützung der Wohnungsnotfallhilfen in Reutlingen und Tübingen.

In der Achalmstadt liegen Erstberatung, Notunterkünfte und mehr in den Händen der AWO, in Tübingen ist der Donarhof für die Arbeit mit den Wohnungslosen zuständig. Beide Einrichtungen waren am Samstag mit Vertreterinnen und Vertretern vor Ort, beide äußerten sich begeistert über die jungen Menschen, die Lebensmittelspenden für die wohnungslosen Menschen sammelten. „Das Konzept trägt seit langem“, betonte etwa Uli Högel, der AWO-Geschäftsführer. „Mehr einzukaufen und dann zu spenden, das ist etwas anderes als Geld zu schenken.“

Zugute kommen die Artikel den Menschen, die ohne ein Dach über dem Kopf leben müssen, die in den Notunterkünften von AWO und Donarhof übernachten. „Die Lebensmittelspenden der Schüler reichen meist das ganze Jahr“, sagte Christa Schöffend vom Donarhof. „Und die Schüler sorgen mit ihren Spenden dafür, dass der Landkreis nicht für die Lebensmittel zahlen muss“, so Högel. Im Übrigen sei die Zahl der Ratsuchenden Wohnungslosen steigend, „wir haben zwischen 1200 und 1300 Menschen in der Erstberatung“. Ähnlich verhalte es sich auch in Tübingen, betonte Schöffend.

Was als Spende gewünscht wurde, war auf dem Flyer nachzulesen und das reichte von Zucker und Zahnbürsten über Shampoo bis zu Fischdosen, Einwegrasierer oder Kekse. Fast alles wird gebraucht, was im Alltag eben so benötigt wird. Manche Schülerinnen und Schüler sind von der fünften bis zur zehnten Klasse jedes Jahr bei der Aktion wieder dabei. Und das auch voller Stolz, wie so manche Schülerin berichtete. Manche präsentierten sich voller Selbstbewusstsein vor den Läden, hielten den Einkäufern den Flyer quasi so direkt vor die Nase, dass ein Ausweichen fast unmöglich war.

Aber immer sehr freundlich, nett und bescheiden – und doch sehr bestimmt, wie Lehrerinnen und Rektorin schon oft beobachtet haben. Allerdings gibt es natürlich unter den jungen Menschen auch diejenigen, die sich nicht so sehr trauten, die Erwachsenen anzusprechen. Eine Gruppe Schülerinnen hatte damit offensichtlich kein Problem: „Ihr müsst mehr reden, einfach mehr reden“, rief eine von ihnen den männlichen Mitschülern zu. Die Mädchengruppe hatte einen ganzen Einkaufswagen voller guter Dinge aus dem Laden mitgebracht. Wie sie das geschafft hatten? „Wir haben 50 Euro geschenkt bekommen und dafür eingekauft.“

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