Warten

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Warten ist ätzend. Oder? Warten wir (gefühlt) nicht die Hälfte unseres Lebens? Als Kind konnten wir die Ankunft des Weihnachtsmanns kaum erwarten. Später warteten wir auf die erste Freundin, den ersten Freund, auf den 18. Geburtstag, den Führerschein, auf die Hochzeit, auf das erste Kind. Und dann? Seitdem stehen wir im Stau und warten darauf, dass der sich auflöst. Oder wir warten auf den Zug, der nicht kommt. Oder an der Supermarktkasse darauf, dass wir unsere Waren auf das Band legen dürfen. Und wie immer stehen wir in der falschen, langsameren Schlange. Dabei kann warten so schön sein. Und sinnvoll. Das behaupteten zumindest kluge Menschen. Wie Tolstoi etwa: „Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann“, sagte der russische Romanautor. Ob das die Wartezeit an der Kasse verkürzt? „Wer beim Warten nicht die Hände in den Schoß legt, dem fällt alles zu“, sagte der Erfinder Thomas Alva Edison. Das wird die Wartezeit eines Knastbewohners auf das Ende seiner Haftzeit wohl nicht wirklich verkürzen. Eine Weisheit des Volksmunds scheint aber wie für Bahn-Kunden gemacht: „Wer nicht warten kann, muss laufen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht: „Warten bringt nichts weiter, als dass man dabei älter wird.“

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