Informationsveranstaltung in Wankheim zu drei geplanten Windkraftanlagen auf den Härten – Stadtwerke Tübingen, Agendagruppe Härten und Bürgermeister Dr. Jürgen Soltau berichteten
Erneute Info-Veranstaltung in Wankheim, erneut im Feuerwehrgerätehaus, erneut in einer viel zu kleinen Räumlichkeit. Platzte der Raum bei der vorherigen Veranstaltung mit rund 130 Personen schon aus allen Nähten, waren es am Dienstagabend noch ein paar mehr. Um die 150 Personen dürften es gewesen sein. Zweiter Unterschied zwischen den beiden Info-Präsentationen – bei der ersten war die Stimmung eindeutig gegen die Windräder.
Am Dienstagabend nun ein völlig anderes Bild: Die Vorträge von Bürgermeister Dr. Jürgen Soltau, dem Ingenieur Josef Göppert und den beiden Herren von den Stadtwerken Tübingen wurden jeweils heftig beklatscht. Offensichtlich hatten sich zahlreiche Windkraft-Befürworter in das Feuerwehr-Gebäude gewagt. Ein Beispiel: Nach Soltaus eindrücklichem Appell für die Übernahme von Verantwortung beim Klimawandel, erntete der Bürgermeister viel Applaus – wenn auch zuvor ein Zwischenruf anderes hätte erwarten lassen: „Glauben Sie das eigentlich alles, was Sie da erzählen“, hatte offensichtlich ein Windradgegner gerufen.
„Windkraft ist das Vernünftigste, was wir tun können“
Josef Göppert setzte nach seinen eigenen Worten als Sprecher der Lokalen Agenda-Gruppe Klimaschutz Härten auf Fakten. Der Elektrotechnik-Ingenieur sagte: „Windkraft ist das Vernünftigste, was wir tun können.“ Selbst China habe das erkannt und „macht Gigantisches bei der Windenergie“, so Göppert. Und das wohl kaum aus Umweltschutzgründen, „sondern weil es wirtschaftlich sinnvoll ist“. In Deutschland weiter auf Atomkraft zu setzen, mache hingegen keinen Sinn, „selbst die Energiebetreiber lehnen das ab“, betonte Göppert.
Der Ingenieur erntete viel Beifall für seinen Vortrag. Ebenso wie Hanno Brühl und Michael Krieger von den Stadtwerken Tübingen. Sie informierten über den Stand der Dinge bei den drei Windrädern (wir berichteten). Eine der ersten Fragen aus der Bürgerschaft, die dann folgten, erstaunte etwas: Wie denn das mit der Finanzierung der Windräder genau sei, quasi auf den Cent, inklusive Planung, Rückbau, Recycling und so weiter. „So genau können wir das nicht sagen, weil es da noch viele Unbekannte gibt“, sagte Krieger. Aber: Allein eine artenschutzrechtliche Untersuchung koste bis zu 150 000 Euro. Dabei sei noch gar nicht klar, ob die Windräder letztendlich genehmigt werden oder nicht. „Das ist unser unternehmerisches Risiko“, so Michael Krieger.
Weitere Fragen drehten sich um den Vogelschutz oder auch um Gefühle: „Wenn ich so durchs Land fahre, stehen Windräder doch meist still.“ Ein konkrete Frage lautete, warum ausgerechnet in der schwächsten Windregion Deutschlands Windräder aufgestellt werden sollen. So windarm sei die Region nicht, sagte Krieger. Nicht windärmer als in Hessen – „und dort stehen deutlich mehr Windräder“. Eine Person wollte wissen, ob der Jüdische Friedhof und das Schloss Tübingen in die Bewertungen der Windräder einfließen. „Ja, der Denkmalschutz ist in dem Prozess auch dabei“, so Krieger. Und ein Bürger bedankte sich tatsächlich „für die hervorragenden Vorträge“.
„Schluss mit Flower-Power, jetzt rede ich“
Das war jedoch alles vorbei, als Hermann Schäffer als Sprecher der BI Pro Natur Härten an die Reihe kam. Er sagte, die Info-Veranstaltung hätte vor dem Gemeinderatsbeschluss für die Windräder sein müssen. „Ich kann nicht über ein Projekt, über das der Gemeinderat entscheiden muss, vorher eine Info-Veranstaltung machen“, entgegnete Soltau. Doch Schäffer war noch nicht fertig: „Ich bin froh, dass die Veranstaltung heute ruhig verläuft, wir sind gegen Polemik.“ Ah ja? Schäffer sprach anschließend von „geschönten Zahlen“ und behauptete: „Das ist doch hier eine Windkraft-Verkaufsveranstaltung.“ Nun sei „Schluss mit Flower-Power, jetzt bin ich dran – wir brauchen die drei Eiffeltürme hier nicht.“
Außerdem würden die drei Windräder „eh nicht die Welt retten“, so Schäffer. Das stimmt, sagte Bürgermeister Soltau. „Aber wenn alle sagen, wir machen nichts, dann geht die Welt vollends kaputt.“ Außerdem würde die Gemeinde Kusterdingen nicht nur in Windkraft investieren, sondern an vielen anderen Stellschrauben in Richtung regenerative Energien drehen. „Wir müssen alle Chancen ergreifen, das sind wir den Menschen in Kuba und Indonesien schuldig, die viel mehr vom Klimawandel betroffen sind.“ Und wenn das immer noch nicht reiche, „dann sollten wir zumindest an unsere nachfolgenden Generationen denken“. Heftiger Beifall folgte.