Ein arbeitsreiches Wochenende ging zu Ende. Sonntag, kurz vor 16 Uhr. Wir beschlossen, noch einen Spaziergang zu machen.
Und dabei der lapidaren Frage auf den Grund zu gehen, wo eigentlich das Licht hingeht,
wenn die Sonne hinterm Horizont verschwindet. Auch wenn Udo Lindenberg sang „Hinterm Horizont geht’s weiter“ – der Drache konnte uns nicht weiterhelfen.
Die Wolken hingen tief, sehr tief. Bei Degerschlacht noch tiefer als in Betzingen.
Was soll ich sagen? Wir trafen dort oben auf einen alten Bekannten, der
schon fast zu einem Freund geworden ist. Aber auch ziemlich nerven konnte.
„Wir müssen das Licht einfangen, um unserer Frage
auf den Grund zu gehen“, sagte ich zu Bine.
Fast wäre es mir hier gelungen. Fast.
Bine lachte. Aber sie freute sich ebenso wie ich über die
unglaublichen Ansichten von Licht und Wolken dort auf der Hochfläche.
Ja, den kennen wir doch schon. (Siehe auch „Sagenhaftes auf der Hochebene bei Degerschlacht“)
Schon wieder der. Irgendwie scheint der uns dort oben immer zu verfolgen. Also liefen wir schnell in die andere Richtung.
Mit Riesenschritten.
„Wir müssen uns beeilen“, sagte Bine. „Die Sonne steht schon tief.“
„Du hast recht“, entgegnete ich. „Sehr tief.“
Doch für einen Augenblick erhob sich die uns freundlich gesonnene Sonne
noch einmal. Nur für uns. Was für ein Anblick.
Und der Radler. Wie für uns dort platziert.
Doch die Sonne hatte denn wohl doch keine Lust mehr, sie sandte derart
heiße Strahlen (mitten im November), dass der Baum Feuer fing. Wahnsinn. Erschrocken liefen wir weiter.
Der Sonne entgegen. Wenn uns auch ein mulmig dabei war. „Glaubst du, das ist eine gute Idee“, fragte ich Bine.
Doch sie schritt immer weiter. Ins Licht hinein. Ich rannte panisch hinterher. Atemlos.
Ja, ich weiß, Helene Fischer. Dennoch traf uns die Erkenntnis wie ein Schlag: Natürlich –
die Sonnenblumen haben das Licht tagsüber eingefangen. Und speichern es, wenn die Sonne untergeht. Weshalb sonst heißen sie Sonnenblumen???
Doch offensichtlich hatten das nicht alle verstanden. Die hier wandte sich ab, in Richtung von …
ach der schon wieder.
Der Blick in die andere Richtung zeigte: Die beiden sonnigen Blumen hatten es richtig gemacht.
Selbst die Bäume versuchten, noch die letzten Sonnenstrahlen einzufangen, Obwohl sie ja nicht Sonnenbäume heißen.
Und diese Pusteblume? Die verneigte sich
ganz langsam
vor der Sonne. Und schien dabei regelrecht
von innen heraus zu glühen.
So wie auch meine liebe Frau.
Doch wir entdeckten noch etwas: Einen Turm. Der sollte wohl auch die letzten Sonnenstrahlen einfangen.
Irgendjemand hatte wohl was dagegen. Und schickte düstere, noch tiefer hängende Wolken.
Es sah aus, als schlichen sich die dunklen Mächte heran und
verschlangen dabei alle Farben am Himmel.
„Hilfe“, rief ich. Doch die Wolken näherten sich rasend schnell auch dem Sonnstrahlenfänger-Turm. Und …
plötzlich war er verschwunden. „Schnell weg, sonst verschlingen uns die Wolken auch noch“, rief ich.
Tja, was blieb noch zu sagen? „Die Geschichte ist genauso wahr, wie ich hier stehe“, betonte ich. Doch niemand hörte mir zu. Wie frustrierend.