„Wir sind nicht faul“ – Generation Z spricht über sich selbst

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Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z sprechen Anfang Oktober bei Reutlingens Südwest-Metall über ihre Einstellungen und Vorstellungen zur Arbeit und zu Arbeitgebern

Heftige Gegenwehr von allen Seiten äußerten die Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z, als das Thema Faulheit am Mittwoch bei Südwestmetall zu sprechen kam: „Wir sind nicht faul, wenn wir sagen, dass uns der Lohn für vier Tage Arbeit zum Leben ausreicht“, sagte etwa die selbständige 27jährige Hannah Frick. Unterstützung erhielt sie auch von Marius Pappenberger, 28jähriger Banker: „Wir haben mehr Flexibilität als die vorhergehenden Generationen und können auswählen, was wir wollen.“

Sechs junge Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen waren am vergangenen Mittwoch zu Gast im Gebäude des Reutlinger Arbeitgeberverbands „Südwestmetall“. Sara-Marie Frank etwa ist 21 Jahre jung, macht eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Ein fordernder Beruf, wie Moderatorin und Radiosprecherin Marlen Gröger feststellte. „Das ist ein toller Job, selbst mit Spät- und Wechselschichten, aber dann sollten zumindest unsere freien Tage akzeptiert werden – was nicht immer passiert“, sagte Frank. Der Fachkräftemangel lasse grüßen, immer wieder müssten die zu Pflegekräfte einspringen – einfach, weil die Personaldecke zu gering ist.

„Immer gleich mit dem Generationen-Hammer draufzuhauen, das stört uns“, sagte Pappenberger. Wenn die heutigen jungen Arbeitskräfte nicht mehr die Arbeit als alles beherrschendes Zentrum ihres Lebens betrachten, sondern nach Alternativen suchen – mit Teilzeitarbeit, Vier-Tage-Woche – dann würden sie ja nicht weniger arbeiten, wie auch Lukas Koller betonte. Er ist mit 23 Jahren Produkt-Entwicklungsingenieur. „Ich habe auch mal eine 50 oder 60 Stundenwoche, weil ich an Projekten arbeite.“ Aber dann müsse es Ausgleich geben. Oder zumindest Homeoffice. Wo oftmals sogar mehr gearbeitet werde, als im Büro.

Auch die 34jährige Moderatorin Gröger bestätigte das: „Ich habe jetzt eine Vier-Tage-Woche, arbeite mehr als zuvor, aber das ist mein Lebensmodell, ich habe es lieber geballt und dadurch drei Tage frei.“ Was Selin Aylin Yildirim, 21jährige Auszubildende zur Industriekauffrau, wichtig ist? Vertrauen. Und Respekt. Das betonten auch die anderen Gesprächsbeteiligten. Die Kommunikation mit den Arbeitgebern, den Vorgesetzten sei wichtig, das Gefühl, ernst genommen zu werden. Und natürlich Wertschätzung. Wenn die fehlt, dann seien die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch schnell wieder weg.

„Dadurch haben wir auch mehr Macht“, sagte Marius Pappenberger. Und die Arbeitgeber müssten sich bewegen, auf die Vorstellungen der Arbeitnehmer eingehen – auch, wenn für die Älteren kaum vorstellbare Modelle wie „worcation“ (eine Mischung aus Arbeit und Urlaub, quasi zwei Wochen Arbeiten am Strand) gefordert werden. „Man sollte sich da aber nichts vormachen“, sagte der Banker. „Man muss ja trotzdem ständig erreichbar sein und seine Arbeit erledigen.“ Das könne sehr wohl auch in Stress ausarten, wenn etwa die Partnerin dabei ist und tatsächlich Urlaub hat.

Wichtig sei auf jeden Fall, die Bereitschaft des Arbeitgebers, mit den Arbeitnehmerinnen und -nehmern zu kommunizieren. Oder man arbeitet auch ganz anders. Selbständig, wie Hannah Frick etwa, die im Bereich Marketing und Kommunikation ihr Studium absolviert hat, in einem Unternehmen gearbeitet hat und nun als Freelancerin tätig ist. Oder auch der 28jährige Maximilian Denk – er hatte eine Ausbildung in einem Schlachtbetrieb gemacht, war am Mittwoch aus Vietnam zugeschaltet. Er arbeitet im Social-Media-Marketing aus allen möglichen Ländern der Welt, meist aus Cafés oder Hotels.

„Für mich steht das Thema Vertrauen an erster Stelle, dass ich meine Arbeit gut mache – ich sollte vielleicht mal einen Arbeitgeber mit ins Homeoffice nehmen, damit er sieht, was und wie ich arbeite“, sagte Lukas Koller. „Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass es heute kein Handout für ‚new work‘ gibt, weil die Lebens- und Arbeitsentwürfe der jungen Menschen so unglaublich unterschiedlich sind“, betonte Marlen Gröger.

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