Von Ruine zu Ruine auf der Spur der Bösen Böe

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Ach, die Alb, die Schwäbische – Sehnsuchtsziel von unzähligen Wanderern und Wandererinnen (?), jedes Wochenende.

Am vergangenen Dienstag, Tag der Deutschen Einheit, hatten wir uns nach Erpfingen begeben.

Da geht sonst niemand hin, dachten wir. Wie man sich doch täuschen kann.

Egal. Wir schritten mutig voran, dort, wo die Erpf sanft vor sich hinplätschert (oder plätschern sollte),

wenig später dann doch – ein Hauch von Nass, eine Ahnung von Bach.

Direkt nebenan stießen wir an diesem schönen Plätzchen auf einen Sumpf oder gar ein Moor? Schlick? Das ewige Versinken?

Über diese Fragen grübelnd, geriet ich fast ins Straucheln und wäre um ein Haar in den Abgrund gestürzt.

Doch Bine hatte mich gerade noch gerettet, um mir kurz darauf diese herrlichen Farben zu präsentieren.

Und dann nahm die Erpf sogar noch Gestalt an, entwickelte sich zu einem (fast) rauschenden Strom.

Nicht weit entfernt entdeckten wir kurz darauf schon Stetten unter Holstein. Idyllisch.

Wir wähnten uns schon fast im Paradies, doch dann

wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass der Herbst naht.

Plötzlich ging es nur noch bergauf und Bine – sie ging ins Licht.

Wo war sie hin? Ich geriet in Verzweiflung, suchte sie auf der Anhöhe auf den Äckern.

Und geriet auf den Grenzgängerweg.

Auf zahlreiche umgeknickte Bäume geriet ich dort – von der Bösen Boe gefällt?

Mir blieb keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken, die Ruine Holstein lag vor mir, mit Mostfässern vor dem Tor.

Urplötzlich war sie wieder da, meine Schönste, meine Prinzessin, mein Burgfräulein. Sie hatte mal austreten müssen.

Ich freute mich unbändig, lud sie ein in die Ruine,

„schau nur, wie schön es ist, dieses alte Gemäuer – aber nicht halb so schön wie Du“, sagte ich zu Bine. Sie nahm einen tiefen Schluck aus der Pulle und anschließend fragten wir uns,

wo Berthold und der zweite Johannes jetzt wohl leben. Mit mehr als 700 und 750 Jahren auf dem Buckel?

Wir verabschiedeten uns, waren aber siegessicher, dass uns die Untoten nicht finden würden.

Zurück auf dem Grenzgänger-Weg wurden wir erneut mit dem Werk

der Bösen Boe konfrontiert. „Schon krass“, sagte ich und deutete

an, dass ich mich vor solchen Urgewalten voller Hochachtung kampflos ergeben würde.

Den Turm der Ruine Hohenerpfingen, den wir kurz darauf zu Gesicht bekamen, beeindruckte das wenig.

Und wir? Außer einem dummen Gesicht, das ich machte, konnten wir nach dieser schönen Wanderung von Ruine zu Ruine sogar ein Vesper im Kurgarten genießen. Bis Ende Oktober ist das dort noch zu haben. Und wenn die Bäume jetzt noch herbstlicher werden – erheben wir die Wanderung von Ruine zu Ruine zu einem absoluten Geheimtipp für Wanderfreundinnen und -freunde.

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