Perspektiven eröffnen und Mut machen

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Was bedeutet der Pfarrplan 2030 mit deutlichen Stellenkürzungen für die Evangelischen Kirchengemeinden in Unterhausen/Honau, Pfullingen und Eningen? Versuch einer Annäherung

 Ein Gespräch mit Katharina Dolmetsch-Heyduck, Benjamin Lindner und Johannes Eißler. Alle drei sind geschäftsführende Pfarrerin und Pfarrer, sie in den Gemeinden Unterhausen/Honau, die anderen beiden in Pfullingen und Eningen. Alle drei haben sich bereits mit dem Pfarrplan 2030 beschäftigt, der vorsieht, dass massive Einschnitte bei den Pfarrstellen anstehen: In Eningen wird eine halbe Stelle wegfallen, in Unterhausen/Honau 0,75 Prozent und in Pfullingen eine ganze Pfarrstelle.

Was bedeutet das für die Arbeit in den jeweiligen Gemeinden? „Die Veränderungen werden ja nicht sofort umgesetzt, wenn der Pfarrplan im Frühjahr 2024 beschlossen wird, greift er in den folgenden Jahren“, sagt Dolmetsch-Heyduck. Und das bedeutet: Wenn Pfarrer oder Pfarrerinnen in den Ruhestand gehen, werden die Pfarrstellen nicht mehr (oder durch einen geringeren Stellenanteil) wiederbesetzt.

Natürlich stehen dadurch Veränderungen an, sind sich die drei Seelsorger wie auch Eningens Kirchengemeinderatsvorsitzende Ingrid Schaar einig. Nicht alle bisherigen Tätigkeiten von Pfarrerseite werden weitebestehen können. „Perspektivisch ist es wichtig, Kooperationen zu suchen – bei Gottesdiensten draußen etwa oder auch bei der kirchlichen Jugendarbeit“, sagt Lindner. Es gebe eh schon Kooperationen zwischen Pfullingen und Unterhausen/Honau – weil die Konfirmanden aus allen drei Orten ja eh in Pfullingen zur Schule gehen.

Es sei dabei nicht zu leugnen, „dass der Pfarrplan 2030 Schwächen hat“, so Benjamin Lindner. „Niemand hat mit Begeisterung darauf gewartet und sich unheimlich gefreut, als er kam“, sagt der Pfullinger Pfarrer. Aber: „Der Plan birgt auch Chancen, dass nämlich unterschiedliche Pfarrerinnen und Pfarrer mit unterschiedlichen Begabungen im Team mehr ihre Interessen und Fähigkeiten einbringen können“, so Lindner.

Gleichzeitig dürften aber nicht noch mehr Aufgaben auf die Schultern der Ehrenamtlichen in der Kirchenarbeit abgeladen werden, betont Katharina Dolmetsch-Heyduck. Und: „Ich mache jetzt schon Doppeldienste, Abendgottesdienste kommen hinzu – es wird in Zukunft nicht einfacher werden“, betont die Pfarrerin. „Wir haben jetzt schon den Pfarrplan 2024 angesehen, wir werden schauen, dass wir mehr gemeinsam machen“, sagt Johannes Eißler. Positive Verbindungen gebe es ja jetzt schon zwischen den vier Gemeinden, die sollten noch weiter ausgebaut werden – „das geht aber nicht von heute auf morgen“, so der Eninger Pfarrer.

Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit etwa wäre denkbar. „Bisher machen wir alle eigene Gemeindebriefe, vielleicht wäre einer denkbar“, sagt Eißler. Klar sei aber jetzt schon, dass ein Verwaltungszentrum in Reutlingen mehr Aufgaben übernehmen wird. „Das könnte eine Möglichkeit sein, dort mehr Dinge anzudocken“, sagt Lindner. Ganz praktisch wird in den kommenden Jahren die Zahl der Beerdigungen zunehmen. Und hinzu komme, dass durch die Individualisierung keine „Standardbeerdigungen“ mehr stattfänden, die Trauergespräche vorher deshalb deutlich länger dauern, betont Lindner.

Außerdem hat sich laut Lindner das einstige Pfarrersdasein gewandelt: Heute werde kaum mehr ein Pfarrer in eine Gemeinde kommen, dessen Frau die Senioren- und Frauenkreise betreut und noch andere Gemeindeaufgaben übernimmt. „Das macht sich bemerkbar, wird im Pfarrplan aber nicht abgebildet.“ Heute sollen alle Pfarrerinnen und Pfarrer alles machen? Und noch viel mehr? Das könne nicht funktionieren.

Schon gar nicht, weil der Bedarf etwa in Pflegeheimen nach Seelsorge sehr groß ist, wie Ingrid Schaar betont. Diese Aufgabe könne aber zeitmäßi8g gar nicht abgedeckt werden, sind sich Dolmetsch-Heyduck, Eißler und Lindner einig. Also: Die Herausforderungen werden in der Zukunft nicht kleiner. Es bestünden aber durchaus Chancen. Und eins noch – „trotz des immensen Zeitaufwands ist  Pfarrer ein wunderbarer, vielseitiger Beruf“, sind sich Eißler. Dolmetsch-Heyduck und Lindner einig. Auch wenn es frustrierte Kolleginnen oder Kollegen gebe.

Der nächste Schritt sei nun der, „den Kirchengemeinden die Änderungen gut zu kommunizieren, Perspektiven aufzuzeigen und ihnen auch Mut zu machen“, so die Echaztal-Pfarrerin. Und Lindner zeigt sich überzeugt, dass die Kirche eine Zukunft hat, denn: „Der Glaube lebt nicht aus dem Pfarramt heraus, er wird auf jeden Fall weiterleben“, so der Pfullinger Pfarrer.

 

INFO:

Zahlenmäßige Veränderungen in den Kirchengemeinden im Echaz- und Arbachtal

Zahlen der Gemeindeglieder und der Pfarrstellen heute und 2030: In Eningen sind es bisher zwei Pfarrstellen, künftig sollen es nur noch 1,5 sein, die Gemeindegliederzahl heute beträgt 3682, 2030 werden 2984 prognostiziert. In Pfullingen teilen sich heute 3,5 Pfarrstellten die Arbeit für und mit 6894 Gemeindegliedern, 2030 werden es 2,5 Pfarrstellen sein, die Gemeindegliederzahl dann voraussichtlich: 5438. Für die beiden Gemeinden Unterhausen und Honau (Holzelfingen hat 2021 den Kirchenbezirk gewechselt) sind es heute 1,75 Pfarrstellen mit 2948 Gemeindegliedern. Im Jahr 2030 werden es potenziell 2151 sein, eine einzige Pfarrstelle wird dann dort noch zuständig sein.

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