Mit Pflanzen reden

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Wäre es nicht schön, mit Pflanzen reden zu können? Manche Menschen tun das ja bereits. Oder sie schreiben sogar darüber.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) etwa berichtete Andreas Frey am 9. Juni 2020 darüber, dass er im Laufe von fünf Jahren Homeoffice begonnen hatte, mit seinen Pflanzen zu reden. Und er hatte auch herausgefunden, dass es sogar Bücher über dieses Thema gibt. Ein Autor schreibe den Pflanzen sogar ein Seelenleben zu. Wissenschaftler hingegen sagen, dass das Blödsinn oder zumindest Nonsens sei – auch (oder vielleicht gerade?) wenn Prinz Charles mit Pflanzen spreche.

Eine „Erkenntnis“ jedoch fand ich bemerkenswert: Die Homepage www.businessinsider.de behauptet: „Menschen, die mit ihren Pflanzen sprechen, sind intelligenter.“ Die Begründung: Wer Pflanzen oder auch Gegenstände vermenschlicht, sei allein schon deshalb intelligenter, weil sie oder er damit eine Fähigkeit unter Beweis stellt, die sonst kein anderes Lebewesen auf dieser großen weiten Welt besitze. „Seht euch in eurem Umfeld um: Wie viele Leute vermenschlichen ihre Gegenstände?“ fordert businessinsider.de mich auf. Ja, stimmt. Einige mir bekannte Personen haben ihrem Auto Namen gegeben – und lieben ihre Karre mehr als die Partnerin. (Das war jetzt etwas geflunkert … ich kenne nur Leute, die ihr Fahrzeug lieben … aber keine Partnerin haben. Warum nur?)

So weit geht’s bei uns auf jeden Fall nicht – ich liebe mein Auto nicht, es hat auch keinen Namen. Aber dank Siri heißen unsere Lampen im Wohnzimmer Chantal und die im Wohnzimmer Jerome (kurz Schrom). Wollen wir das Licht anschalten, drücken wir nicht mehr auf einen Schalter, sondern sagen: „Hey Siri, Schrom an.“ Meistens klappt das sogar.

Mit Pflanzen dürfte es etwas schwieriger sein. Die Idee, unsere Orchidee vielleicht Gabi oder Susi zu nennen, könnte ja vielleicht noch ganz reizvoll sein. Aber was spreche ich dann mit Gabi? „Hey Gabi, hier kommt Wasser“? Oder Hey Irene, mach einen Kopfstand“? Ich glaube kaum, dass darauf eine Reaktion folgen würde. Aber die Gespräche mit Pflanzen könnten ja vielleicht auch tiefer gehen. „Wie geht es dir heute, Dieter“, wäre eine Möglichkeit, wenn ich den Ficus ansprechen wollte. Was würde Dieter mir erzählen? Ich vermute: Nicht allzu viel. Oder, wenn ich ihm mein Seelenleben ausbreiten würde … „du, Dieter, also Bine ist zurzeit, ich weiß auch nicht so richtig, irgendwie … vielleicht kannst du mir weiterhelfen?“

Vielleicht sollte ich das mit den Pflanzengesprächen doch besser lassen. Auch wenn Andreas Frey geschrieben hatte, dass es völlig normal und unbedenklich sei, mit Blumen, Bäumen und vielleicht auch Unkraut zu reden. Vermeintliche Psychiater hätten in einem Scherz-Video geraten: „Rufen Sie uns erst an, wenn die Pflanzen Ihnen antworten.“

(Als ich diese Glosse Bine vorgelesen hatte, sagte sie übrigens: „Du verstehst das einfach nicht, mit den Pflanzen und dem Reden.“ Sie spreche beim Gießen immer mit ihren Blumen, also eher nonverbal. Sie denke sich das Gespräch. Und die Pflanzen würden auch antworten. „Guck diesem Chlorophytum hier geht es besonders gut, es versteht mich und gedeiht prächtig“, sagte sie etwas pikiert. „Mit dir versuche ich das ja auch öfter, diese nonverbale Kommunikation – aber das klappt nie.“ Was hätte ich daraufhin sagen können? Vielleicht sollte ich mal Dieter fragen …)

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