Alltagstauglich

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Vor kurzem während einer Nachrichtensendung im Fernsehen. Plötzlich war eine Gruppe Demonstrierender zu sehen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Auch in Deutschland nicht. Doch plötzlich rückte eine Frau ins Bild, die inmitten von anderen Menschen stand und ein gar nicht besonders großes Schild hochhielt. Darauf stand: „Ich auch.“ Was für ein genialer Slogan, dachte ich sofort. Welch Aussagekraft. Und so wunderbar leicht übertragbar auf alle nur erdenklichen Situationen. Problemlos könnte ich mit solch einem Schild hinter Leuten herlaufen, die skandieren: „Wir sind das Volk.“ Ja natürlich: „Ich auch.“ Genial. Oder wenn sich Menschen auf der Straße für den Verbleib von Flüchtlingen aussprächen, Schild in die Höhe: „Ich auch.“ Alltagstauglich wäre das Ding obendrein: Würde jemand beim Kaffeetrinken fragen, wer noch ein Stück Kuchen wolle, einfach nur Schild zeigen: „Ich auch.“ Vielleicht würde aber doch ein Stück meiner Individualität verloren gehen, wenn ich mich darauf beschränkte, das Schild zu heben? Zumal in Zeiten von „me too“ dieses „Ich auch“ ja deutlich missverstanden werden könnte. Worüber in der Nachrichtensendung berichtet wurde? Keine Ahnung. Allein das Schild mit Frau unten dran stach ins Auge.

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