Ein Wildschwein als Löwe, Sittenpolizei und Streumunition – 29. Woche 2023

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Für die größte Aufregung der vergangenen Woche sorgte in ganz Deutschland die Nachricht, dass in einer Region bei Potsdam ein Löwe durch die Wälder streicht.

Ein Riesenaufgebot an Polizei, Wärmebildkameras und sonstigen Sicherheitsmenschen waren rund 30 Stunden lang unterwegs und jagten das Phantom – das sich schlussendlich als Wildschwein herausstellte. Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert sagte: „Da gibt es einige Anhaltspunkte, dass man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen kann, dass das Tier, was auf dem Bild zu sehen ist, gen Wildschwein tendiert.“ Wer hat ihm nur diesen Satz in den Mund gelegt? Das Handy-Video, auf dem der vermeintliche Löwe zu sehen war, sei wohl nicht intensiv genug untersucht worden, hieß es am Samstag.

Eine andere Meldung: Rund drei Viertel aller Deutschen sprechen sich gegen Kirchensteuern aus. Doch was die Kirchen alles finanzieren, welche Hilfen, Kindergärten, Krankenhäuser, Pflegeheime, Jugendarbeit, Beratungsstellen und viel mehr die Kirchen betreiben – danach fragt offensichtlich niemand.

Ausland: Während die Proteste im Iran sich durch nicht getragene Kopftücher von Frauen recht deutlich offenbaren, wollen Irans Behörden die „Sittenpolizei“ wieder auf die Straßen schicken. Die soll nämlich dafür sorgen, dass Frauen wieder ihr Haupt und Haar verdecken. Wie krank muss eine Gesellschaft sein, die sich zum einen eine „Sittenpolizei“ leistet – und die denkt, sie müssten die Frauen derart unterdrücken, damit Ruhe und Ordnung im Land herrscht. Oder anders gefragt: Wie sehr müssen Männer Angst vor Frauen haben, dass der männliche Teil der Bevölkerung glaubt, das andere Geschlecht könne nur durch Unterdrückung stillgehalten werden.

Sport: Die Frauen-Fußball-WM beginnt in Australien und Neuseeland. Noch nie gab es solch einen Hype in den Medien um Frauenfußball. Gut so. Oder doch ziemlich bescheuert, weil Frauen natürlich immer noch meilenweit den Verdienstmöglichkeiten der Männer im Fußball hinterherhinken? Oder auch bescheuert, dass im Fußball überhaupt Milliarden bewegt werden? Dass junge Menschen durch Millionengehälter völlig versaut werden? Dass sie automatisch denken müssen, sie wären was Besonderes, was Besseres als all die armen Menschen auf der Welt?

Noch mehr Sport: Bei der Tour de France habe es einen enormen Leistungssprung gegeben, heißt es – selbst die gedopten Fahrer der Vergangenheit wie Jan Ullrich und Lance Armstrong seien nicht in solch einem Tempo die Berge hinaufgerast wie jetzt die beiden führenden Pogacar und Vingegaard. Und das ohne Doping? Kaum zu glauben.

Ukraine-Krieg: Russland hat das Getreideabkommen mit der Ukraine gekündigt, das Korn wird in der ganzen Welt, aber vor allem in den armen Ländern fehlen. Gleichzeitig verwendet die Ukraine von den USA gelieferte Streumunition, um die russischen Angreifer abzuwehren. Der Krieg nimmt immer perversere Ausmaße an. Wenn man all das Geld, das weltweit für den Krieg in der Ukraine aufgewendet wird, in die Bekämpfung des Hungers und des Klimawandels stecken würde – was könnte damit Positives erreicht werden. Aber der Mensch ist halt zu blöd, zu verrückt. Zettelt immer wieder Kriege an, bringt sich gegenseitig um, verpestet die Umwelt und sägt den Ast ab, auf dem er sitzt.

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