Gründung eines nationalen KI-Forschungszentrums in Tübingen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Großer Auflauf am Max-Planck-Ring in Tübingen am Dienstag, vor der Eingangstür zum Gebäude Nr. 4 sammelte ein Roboter-Hund Äpfel vom Boden auf. Im Gebäude präsentierten sich viele junge Menschen mit ihren Forschungsbereichen der Künstlichen Intelligenz. Aber es waren am Dienstag auch zahlreiche Ehrengäste zu der offiziellen Gründung des „AI-Centers“ geladen. „Das ist heute ein äußerst freudiges Ereignis“, betonte Prof. Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen in ihrer Begrüßungsrede. Kein Wunder, dass sie sich freute, schließlich erhält eine Uni nicht jedes Jahr von Bund und Land insgesamt 20 Millionen Euro an Fördermitteln zum Ausbau von Forschung.
Schon früh wurde nach den Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Jahr 2016 der Grundstein „in the Länd“ für einen Innovationscampus für Künstliche Intelligenz und intelligente Systeme gelegt. Tübingen erhielt den Zuschlag für den Aufbau eines Cyber Valley, kein Wunder: „Die beste Bewerbung hatte dieser Standort hier hingelegt – und er ist mittlerweile aus Europa nicht mehr wegzudenken“, so Kretschmann. „Der europäische Hotspot für Künstliche Intelligenz ist hier“, so das Fazit des Ministerpräsidenten.
Um unabhängiger und wettbewerbsfähiger zu werden, „müssen wir im Bereich von Batterie und Brennstoffzelle fit sein, wir brauchen einen eigenen Zugang zum Weltraum, wir müssen aber auch bei der Künstlichen Intelligenz nach den eigenen Regeln spielen“, betonte der Ministerpräsident. Denn: „Algorithmen sind nicht neutral, sie können zur Bedrohung werden“. Daraus folge eindeutig: Die Forschung im Bereich der „Künstlichen Intelligenz ist keine Option, sie ist ein Muss – wer nicht mitkocht, steht später auf der Speisekarte“.
Das unterstrich auch Mario Brandenburg bei der Feierstunde im Tübinger Max-Planck-Ring 4: „Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie“, sagte der Staatssekretär im Bundesbildungs- und -forschungsministerium. Chat-GPT sei ein Beispiel dafür, allerdings eines, das es in sich habe: Das Programm sei eine regelrechte „Revolution, die KI aus dem Labor ins Leben der Menschen bringt“, so Brandenburg. Angst davor zu haben sei jedoch „ein schlechter Ratgeber, das Ziel muss heißen, souveräner zu werden“.
Mithilfe des neuen AI-Centers in Tübingen (AI steht für Artificial Intelligence, also für Künstliche Intelligenz) soll das gelingen. Nicht umsonst geben Bund und Land zunächst bis zum Jahr 2028 jedes Jahr 20 Millionen Euro zum Aufbau dieses Standorts. Damit soll gewährleistet werden, dass die Universität zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme „möglichst viele fähige Köpfe aus ganz Europa nach Baden-Württemberg zieht“, so Kretschmann. Hinzu komme die Kooperation mit ELLIS, hinter dem sich ein „Europäisches Labor für Intelligente Systeme“ verbirgt. In Tübingen soll möglichst bald ein erstes ELLIS-Institut entstehen, das zusammen mit dem AI-Center ein noch stärkerer Anreiz für kluge Köpfe sein soll.
Die Direktoren des AI-Centers, Matthias Bethge und Bernhard Schölkopf, hoben hervor, dass sie „eine neue Forschungsumgebung bauen wollen“, so Bethgen. Die solle sich jedoch nicht nur akademisch mit der Künstlichen Intelligenz beschäftigten, sondern Forschung und Praxis zusammen mit der Industrie in der Region verbinden. Mahnend erhob Mario Brandenburg dabei den Zeigefinger: „Erst 11 Prozent der Firmen nutzen bundesweit heute KI“, so der Staatssekretär.
Natürlich berge die Künstliche Intelligenz auch Risiken, sagte Bernhard Schölkopf. „Wir müssen aber dazu in der Lage sein, diese Risiken zu beherrschen.“ Petra Olschowski, Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sagte in ihrer Rede: „Das neue AI-Center stellt den Menschen in den Mittelpunkt.“ Das neue Zentrum verbinde „Grundlagenforschung und Transfer mit der Ausbildung der gefragten Fachkräfte von morgen“, so die Ministerin. Seit dem 1. Juli 2022 wurde das AI-Center aufgebaut, nun erfolgte am Dienstag der offizielle Startschuss.