Selbsterkenntnis

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Urlaubszeit ist Entdeckungszeit. Neue Länder sehen, fremde Menschen, andere Sitten und Gebräuche kennenlernen – herrlich. Genau zu diesem Zweck befand ich mich vor einigen Jahren in Sachsen. In dem kleinen Ort Königstein offenbarte sich auf dem Bahnhofsgeländer eine fast schon unheimliche Offenheit, mit der ein Wartender dort in das Geländer geritzt hat: „Ich bin doof.“ Wollte ein Einheimischer diese großartige Form der Selbsterkenntnis mitteilen? Oder vielleicht ein Tourist? Womöglich gar ein Schwabe? Derer waren dort, unweit von den atemberaubenden Felsformationen der Bastei im Elbsandsteingebirge, einige zu finden. Ebenso wie Bayern oder andere Bundesrepublikaner. Selbst Norweger und viele Holländer werden da oft gesichtet, hieß es. Nur: Die hätten wohl kaum auf Deutsch solch eine Aussage auf das Bahnsteiggeländer geritzt. Wer auch immer diese drei Worte dort manifestierte – offensichtlich wollten ein paar andere Bahnfahrer diesen Menschen in seiner selbstoffenbarenden Erkenntnis nicht einsam und allein dort stehen lassen. Gleich mehrere Solidaritätsbekundungen verkündeten in eingeritzter Form: „Ich auch.“

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