Zukunftsforscher berichtet über Generation Z, die Bedingungen stellt

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Wirtschafts-Ingenieur Hartwin Maas erläutert Herausforderungen und Potenziale der künftigen Generationen in der Arbeitswelt

 Anlässlich des 75jährigen Bestehens des Arbeitgeberverbands Südwestmetall geht es laut Dr. Jan Vetter als Geschäftsführer der Bezirksgruppe Reutlingen bei einer Ausstellung in dem markanten Haus in der Schulstraße nicht nur um die Vergangenheit. „Wir fragen uns auch, wie wir künftig leben und arbeiten wollten.“ Viel ändere sich und zwar in immer größerer Geschwindigkeit, betonte auch Gastreferent Hartwin Maas, Wirtschaftsingenieur und Zukunftsforscher aus Augsburg. Die Generation Z – „oder die ‚Zettler‘, wie sie oft genannt werden“ – stehe nun in der Tür zum Berufsleben. „Und sie stellen Bedingungen, weil wir auf sie angewiesen sind“, so Jan Vetter.

Hartwin Maas ging in seinem Vortrag auf den demografischen Wandel, auf immer weniger junge und immer mehr alte Menschen ein. „Früher musste man sich bemühen, um einen Job zu kriegen, heute müssen die Firmen sich anstrengen, um den Nachwuchs in den Betrieb zu locken“, so der Ingenieur. Die Gegenseite habe aber auch Probleme: „Eine enorme Unsicherheit wird bei jungen Leuten registriert, sie können sich oft nicht entscheiden bei der riesigen Vielfalt der Optionen.“

Die heutigen Generationen der Babyboomer und der Generation X (ab 1965) seien analog aufgewachsen. Für die Generation Z sei das Smartphone hingegen ein selbstverständlicher Teil des Lebens, „fast wie ein dritter Arm – würde man den wegnehmen, hätten die Jungen Phantomschmerzen“. Vier bis sechs Stunden täglich würden die heute jungen Menschen in den Sozialen Medien verbringen.

Hinzu kämen bei dem Nachwuchs ab dem Jahr 2010 Aspekte wie Überbehütung oder auch Vernachlässigung – „was interessanterweise zum gleichen Verhalten führt“. Übersättigung sei ein weiteres Stichwort, da es „uns noch nie so gut ging wie heute“. Früher habe es, wenn überhaupt, in der ganzen Familie einen Adventskalender gegeben. Heute würden Kinder vier bis fünf kriegen, mit der Folge: Die Wertigkeit gehe zurück. Aber: Es gebe auch bei den heute Jugendlichen noch Werte, „aber völlig andere als früher“, so Maas. Ein weiterer Aspekt: „Heute entscheiden die Kinder, ob die Familie ans Meer oder in die Berge in den Urlaub fährt.“

Maas jonglierte mit Begriffen wie Helikoptereltern und Kampfhelikoptereltern, die mittlerweile sogar Schulnoten vor Gericht anfechten. Doch es geht noch schlimmer: Rasenmähereltern würden jeden Grashalm vor dem Kind aus dem Weg räumen und „Curling-Eltern“ haben den Weg vor ihrem Kind schon geglättet, müssen Sohn oder Tochter nur noch anschieben.“ Für die Generation Z (und die Unternehmen) habe das gravierende Auswirkungen: „Der Beruf ist für die Zettler nicht mehr der Mittelpunkt des Lebens.“

Die Folge: „Alle wollen ein angenehmes Arbeitsklima.“ Work-Life-Balance sei ein bedeutendes Stichwort, aber dieses „ins kalte Wasser geworfen werden und schwimmen lernen, das funktioniert nicht mehr“, sagte Maas. Führungsmentalität sei bei den Jungen vorhanden, aber die Rahmenbedingungen müssten stimmen. Auch als Führungskraft sei die Firma nicht alles, müsse die Balance mit der Freizeit stimmen. Darunter leide allerdings auch die „aufgabenorientierte Kompetenz“.

Mit der Digitalisierung hätten die heute jungen Menschen keine Probleme, die Älteren sehr wohl. 50 Prozent der über 60-Jährigen würden keine digitalen Geräte nutzen. Doch die Digitalisierung greife immer mehr um sich: „65 Prozent aller Jobs, die es 2030 geben wird, existieren heute noch gar nicht“, sagte der Wirtschaftsingenieur. ChatGPT müsse mehr diskutiert werden, sich dagegen aufzulehnen bringe nichts, „kommen wird es auf jeden Fall – und zu massiven Veränderungen führen“.

Dass die Generation Z weniger leistungsfähig sei, auch wenn die Jungen es selbst von sich behaupten – das stimme nicht. Aber: „61 Prozent der Zettler sagen, dass die Realität ihres Arbeitsplatzes nicht mit den Versprechungen übereinstimmt“, so Maas. Die meisten Zuhörer am Montag hätten wohl gesagt: „Ja und?“ Doch die Jüngeren würden als Konsequenz einfach die Firma wechseln. Ein Umstand, auf den sich die Unternehmen der Zukunft einstellen müssen. „Die junge Generation braucht Freiheit für sich selbst, aber klare Strukturen für die Arbeit.“ Trotz aller Herausforderungen schaue Maas positiv in die Zukunft.

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