Kleiderleid

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Heute möchte ich ganz persönlich mein Mitleid an alle Frauen aussprechen: Die allmorgendliche, aus großer Verzweiflung geborene Frage „Was soll ich nur anziehen“ erweckt immer wieder mein tief empfundenes Mitgefühl und ebensolche Anteilnahme. Da steht frau jeden Morgen wieder vor dem Kleiderschrank voller „nichts zum Anziehen“, blickt in sich hinein und an sich herunter, sie berechnet die Wahrscheinlichkeit, wie das Wetter heute werden könnte, welche Kleidungsstücke zum grauen Himmel oder zum strahlenden Sonnenschein passen, ob das Sweatshirt nicht zu warm, die Bluse zu leicht, vielleicht etwas zu wenig oder doch zu weit ausgeschnitten für diesen einen Anlass sein könnte. Ob grundsätzlich heute eher ein Tag für Rock oder Hose ist. Oder gar ein Kleid? Von den Schuhen mal ganz abgesehen. Aber: Fragt sich frau all das tatsächlich? Oder was geht in weiblichen Wesen vor sich, wenn sie sich jeden Morgen wieder die alles entscheidende Kleidungsfrage stellen? Auf jeden Fall muss angesichts der so leidvollen Stimme („ich habe nichts anzuziehen!!!“) die Suche nach Antworten mit enormen Qualen verbunden sein. Mein Mitgefühl hat mittlerweile das absolute Maximum erreicht. Mehr geht nicht. Wie vergleichbar einfach haben wir Männer es doch: Ohne Fragen, ohne Nachdenken und ohne Zweifel steigen wir in die Jeans von gestern, riechen kurz am Hemd, das über dem Stuhl hängt, befinden es für noch tragbar, Socken dazu, fertig. Welch Gnade, Mann sein zu dürfen.

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