Im kreativen Schaffen aufgehen

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Münsinger Ehepaar Renate und Gunter Buchberger stellt bei Baustoffhandel Kemmler Skulpturen aus

Die Köpfe und Skulpturen von Renate und Gunter Buchberger wirken in den Ausstellungsräumen des Münsinger Baustoffhandels Kemmler überhaupt nicht fremd. Genauso wenig wie die Upcycling-Werke von Renate Buchberger. Wer die Verkaufsräume von Kemmler betritt, erhält den Eindruck, dass die Kunstwerke elementarer Bestandteil der Räumlichkeiten sind, ja sein müssen.

„Als wir die Verkaufsflächen neu gestaltet haben, dachte ich, das wäre doch eine tolle Ausstellungsfläche“, erläutert der Münsinger Kemmler-Geschäftsführer Bernd Oberdorfer. Buchbergers suchten gleichzeitig nach Ateliers – da trafen sich also zwei Bedürfnisse. Zu sehen sind dort nun Köpfe aus unterschiedlichem Marmor (aus Carrara, aus Irland und aus Münsingen-Böttingen), jeder Stein ist unterschiedlich hart, muss unterschiedlich bearbeitet werden. Während Renate Buchbergers Skulpturen unter ihren Händen nach und nach entstehen, ohne konkreten Plan, hat ihr Mann von Anfang an von den Köpfen eine perfekte Vorstellung – „in meinem Kopf“, sagt er und lacht. So unterschiedlich sie arbeiten, so unterschiedlich ihre Herangehensweise ist, so ergänzen sie sich doch.

Er ist akribisch genau, weiß im Vorfeld schon, was entstehen soll, was bei seiner beruflichen Vorgeschichte als Maschinenbau-Ingenieur nicht verwundern darf. Ganz anders ihre Herangehensweise: Ohne Plan, aber nicht planlos, schaut sie , was sich unter ihren Händen entwickelt. Anders ist das bei ihren zahlreichen Upcycling-Werken. In ihrer Werkstatt in der Rudolf-Diesel-Straße, in einem quietschgrünen, bewusst an Irland erinnernden Haus, liegt viel davon in Regalen oder auf den Werkbänken. So etwa der Rest eines alten Lkw-Reifens. „Der sieht doch aus wie eine Welle“, sagt sie. „Den muss ich aber noch bearbeiten.“

Zudem wartet eine Vielzahl an Schachteln, die sie farbig-kunstfertig beklebt hat, auf Liebhaber. Aber auch ganz besondere Weihnachtskalender, die durch ihre kleinteilige Detailverliebtheit bestechen. Oder ein übergroßer Styroporapfel, der irgendwo auf dem Müll gelandet war: Renate Buchberger hat drei Fächer hineingeschnitten, Schubladen dafür gefertigt – was für eine einfallsreiche Neugestaltung.

Seit vielen Jahren hat sich das Paar mit der Steinbildhauerei beschäftigt, viele Kurse in Italien absolviert. Aber: Renate Buchberger hat auch in Düsseldorf – wohin sie von Bad Urach aus hingezogen sind – bei einem Meister des Fachs gelernt, wie man Marionetten baut. Funktionsfähig hängt eine Auswahl in ihrer Werkstatt herum. Ein Wassermann etwa, „da habe ich in der Sauna die Anatomie von Männern studiert“, sagt Renate Buchberger und lacht. Eine unglaubliche Anzahl an Stunden hat sie für den Bau der Marionetten verwandt.

Doch was ist schon Zeit, fragt sich das Paar. Beide vergessen die Zeit, wenn sie in ihrem Tun aufgehen. Wenn er etwa aus Marmor Köpfe formt, die die Fantasie anregen oder auch ganz real etwa Jimmy Hendrix abbildet. Im Kontrast dazu stehen die Skulpturen von Renate Buchberger, wenn sie spielerisch-vereinte, sich ergänzende, harmonisierende Figuren gestaltet. Oder auch fast lebensgroße Figuren, die sie aus Pappmaché formt. Zudem malt Gunter Buchberger immer wieder Rockmusiker in der Bewegung, ganz versunken in ihrem Spiel – so versunken, wie das Münsinger Künstlerpaar in ihrem Schaffen Zeit und Raum vergisst.

Dabei sind Werke ihrer künstlerischen Schaffenskraft in ihrem ganzen Haus zu finden. In zahlreichen gemalten Werken, in einer kleinen, faszinierenden Pappmaché-Figur eines Gitarrenhelden. Oder auch in einem Spiegelei, das an der Küchendecke hängt. „Das hat uns überallhin begleitet“, lacht Renate Buchberger. Unweigerlich ziehen überall kleine und große Werke den Blick auf sich, wie etwa eine Lampenreihe aus völlig unterschiedlichen, vom Sperrmüll gesammelten Leuchten. Oder an einem großen, schwarzen Flügel an der Decke, den Renate Buchberger aus Kleiderbügeln geformt hat. Oder ein Schrank gleich im Eingangsbereich ihres Hauses, der aussieht wie aus Metall. Ist er aber nicht. Braun war der im Ursprung, stand auch auf dem Sperrmüll, nun strahlt er in verwirrendem Silber.

Alte Sachen einfallsreich neu gestalten, einer neuen Verwendung zuführen, das gefällt Renate Buchberger. Und auch ihrem Mann, der sie bei ihrem Tun immer wieder unterstützt, danach schaut, ob die Statik auch passt. Oder dass ein riesiger, unglaublich geformter Ast, den sie an einem See fanden, in ihren Smart reinpasste. „Ich hatte eine kleine Säge dabei, damit haben wir den Ast passend gemacht“, sagt er schmunzelnd. Um an ihrer Schaffenskraft teilzunehmen, geben sie immer wieder Workshops zu den Themen Steinbildhauerei und Gestalten mit Pappmaché. Zu finden im Netz unter www.buchberger-inno.de.

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