Hilfsprojekte aus der Region präsentieren sich bei Afrika-Tag mit buntem Programm im Evangelischen Gemeindezentrum in Neuhausen
Die Not in Afrika nimmt zu – und zwar drastisch, wie etwa Marit Wiest aus Münsingen am gestrigen Sonntag im Evangelischen Gemeindezentrum in Neuhausen beim Afrika-Tag berichtete. „Bei unserem Projekt im kenianischen Maralal kommen viele Flüchtlinge aus Somalia an“, sagte die Vereinsvorsitzende von „Springs of hope“. Der Verein unterstützt ein Kinderheim, das von Kenianerinnen selbst gegründet wurde. „Der Kampf ums Wasser ist dort ein Riesenthema“, so Wiest.
Die Menschen, die aus Somalia geflohen sind, hätten seit drei bis vier Jahren keinen Regen mehr gehabt. Als Marit Wiest selbst vor Ort in Maralal war, habe sie mit dem Deputy Governor, einem Bezirkschef, auf Unterstützung für das Kinderheim angesprochen. Seine Antwort: „Ihr Europäer seid schuld an dem Klimawandel und ich muss mich im Flüchtlingslager um Hunderte verhungernder Kinder aus Somalia kümmern.“
Am gestrigen Afrika-Tag sollte es in Neuhausen bei der Präsentation von zahlreichen Hilfsprojekten aus dem Ermstal und der Schwäbischen Alb für Menschen auf dem Nachbarkontinent vor allem um „Begegnung gehen, um den kulturellen Austausch“, wie Heidrun Schmid-Salzer während des vorausgehenden Gottesdienstes betont hatte. Denn: „Die Partnerschaft lebt von Begegnung.“ Dabei dürfe aber nicht vergessen werden, dass „wir unser Leben ändern müssen, weil unser ökologischer Fußabdruck zu groß ist“, so Schmid-Salzer.
Begeistert hatte zuvor – und immer wieder während des Afrika-Tages –der Kirchenchor aus Tandala in Tansania, der mittlerweile schon zum fünften Mal in Neuhausen ist. „Afrika steht für mich für Farbenpracht und Lebensfreude – und in mancherlei Hinsicht sind Afrikaner für uns ein großes Vorbild“, sagte Reiner Mertens als Vorsitzender des Kirchenbezirks Bad Urach-Münsingen am gestrigen Sonntag. Er stellte ein ebenfalls ein Tansania-Projekt des Kirchenbezirks vor: „Wir engagieren uns vor allem finanziell für Bildung, ein Krankenhaus und Sozialhilfe in Zentral-Tansania.“ Aber auch dort seien Missernten aufgrund von Trockenheit ein großes Thema.
Ingo Naymert vom Projekt Tayomi, das sich auch in Tansania engagiert, berichtete Ähnliches wie Mertens: „Wir müssen von unserer Denkweise mit Europa im Zentrum wegkommen, manches in Afrika ist besser, anderes eben anders.“ Tayomi unterstützt Jugendliche, um ihnen beruflich eine Zukunft ermöglichen zu können. „Das ist genau der Punkt, der alle Hilfsprojekte vereint“, betonte Gisela Keller, die in Münsingen schon öfter solch einen Afrika-Tag organisiert hat. „Alle Projekte beschäftigt das Thema, wie junge Menschen in Lohn und Brot gebracht werden können“, so Keller. „Dabei wollen wir uns nicht gegenseitig das Wasser abgraben“, betonte Friedemann Salzer.
Deshalb ist schon vor einigen Jahren ein Runder Tisch Afrika in der Region gegründet worden, bei dem sich die Projekte vernetzen. „Wir wollen Partner auf Augenhöhe sein“, sagte Salzer, der den ersten Neuhäuser Afrika-Tag maßgeblich organisiert hatte. Das Tandala-Projekt, das in Neuhausen schon seit 30 Jahren vorangetrieben wird, hatte schon mehr als 30 Freiwillige für ein Soziales Jahr nach Deutschland geholt. „Wir waren zu 20 Begegnungen in Tandala und zehn Gruppen aus Tansania waren hier bei uns“, so Salzer. Der Chor Kwaya ya Kati werde nun im Übrigen eine „Tournee durch ganz Deutschland machen“.
Auch dieses Vorhaben werde rein über Spenden finanziert – wie so manches andere auch. „Der Staat in Tansania macht für behinderte Menschen nichts“, sagte Salzer. Das versicherte auch Anne Maute-Koch, die erst vergangenen Samstag aus Tandala zurückkam: „An den Schulen, die wir unterstützen, werden seit 1999 rund 400 behinderte Kinder betreut und sie erhalten dort auch medizinische Versorgung.“ Jedes Jahr wieder werden dort über eine Neuhäuser Weihnachtsaktion Häuser für die Kinder in Tandala gebaut.
Einige weitere Projekte präsentierten am Sonntag ebenfalls ihre Arbeit, ein buntes Programm für Kinder und Erwachsene wurde im Gemeindezentrum geboten wie auch leckeres Essen. Friedemann Salzer betonte zudem: „Wir sind keine Missionare, auch wenn die meisten der Projekte hier christlich eingebunden sind.“ Und seine Frau Heidrun Schmid-Salzer verwies auf das Problem des mangelnden Nachwuchses: „Die Projektunterstützung ist kein Selbstläufer, wir müssen immer wieder durch Begegnung auch in Schulen Verständnis und Vertrauen wecken, Kenntnisse vermitteln und über gemeinsames Erleben dafür sorgen, dass die Hilfe weitergeht“, so die Lehrerin. „Wir müssen immer wieder in die Glut blasen.“