Lost im Gäu – alles nur wegen der Glucke

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Neulich, am 3. Juni 2023 wollten wir mit dem Zug nach Herrenberg. Am Bahnhof machten wir die unglaubliche Bekanntschaft von Heidi und Leni Klum.

Bine hatte von dieser Begegnung blaue Male davongetragen. Ein böses Omen?

Doch schnell vergaßen wir dieses Erlebnis wieder, als wir in Herrenberg auf diesen freundlichen Luftballonverteiler trafen.

Außerdem war auf dem Marktplatz – na, was wohl, äh, ach so – Markt.

Vor dem Rathaus bestaunte Bine das Modell der Altstadt – das war echt heiß. Die Sonne bretzelte auf das Metall. Zum Fingerverbrennen.

Dann kamen wir schließlich zum Wahrzeichen der Stadt – zur Glucke vom Gäu. Also zur Stiftskirche.

Extrem steil ging es dort hinauf, eine schweißtreibende Angelegenheit war der Aufstieg.

Die Kirche erschien uns zunächst sehr schlicht, bis wir uns so manche

Figur etwas näher ansahen. Keine Ahnung, was dem hier aus Mund und Nase wuchs.

Auch der an der Decke wirkte etwas seltsam, auch wenn er winkte.

Matheuß und Marcuß auf solch einem Bild – angesichts der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche erschien uns das ziemlich … anstößig.

Nicht besonders vertrauenerweckend wirkte auch diese Prozession auf uns.

Diese Figur des Chorstuhls wirkte hingegen recht sympathisch,

diese auch. Andere aber eher nicht.

Wir beschlossen, zu gehen.

Bine wollte vorher noch kurz die Welt bewegen –

was bei diesen Gesellen gar nicht gut ankam. Eine Frau will die Welt bewegen, so weit kommt’s noch.

Kurz machten wir noch einen Abstecher ins Glockenmuseum,

Bine staunte über diesen Riesen-Oschi und wollte mal hören, wie

der so klingt.

Fluchtartig verließ sie die Kirche, sie ging ins Licht und

urplötzlich war sie verschwunden. Einfach weg. „Oh, du Glucke vom Gäu“, rief ich. „Bitte hilf mir.“ Ich war völlig verzweifelt. Da sprach die Glucke zu mir:

„Geh da hin, wo der Mehlsack umfällt, frag die Ziegen, durchschreite das Rote Meer, lass die Kugel rollen und ich wünsch dir, zicke, zacke, Hoi, hoi, hoi – toitoitoi.“

Was für ein Blödsinn, dachte ich mir. Aber ich lief mal los. Und stieß schon bald auf diese geheimen Schriftzeichen am Boden. Kurz darauf hörte ich ein Meckern.

„Was willst du Flitzpiepe denn hier“, fragte die Ziege.

„Und ich nehm dich gleich auf die Hörner, wenn du meine Liebste anmachst“, meckerte dieser Geselle. Eine Hilfe waren die auf jeden Fall nicht.

Wenige Meter weiter stieß ich auf diesen Trecker. Hatte die Glucke nicht was von Heu, Heu, Heu gesagt?

Und der da hatte das Heu zu einem Harzer Käse gerollt. Doch wie sollte mir das weiterhelfen? Plötzlich kam ich zum

Roten Meer. Ich durchquerte es, kam zu einem seltsamen

Automaten, investierte einen Euro und heraus sprang eine Kugel.

Ich ließ sie über eine unglaubliche Konstruktion rollen

und plötzlich kam Bine um eine Ecke herum auf mich zu. „Wo warst du denn“, fragte sie. Ich war völlig baff – aber auch sehr erleichtert.

Doch dann sah ich sie gleich doppelt – was war jetzt schon wieder geschehen?

Egal. Wir nahmen uns an der Hand, liefen zurück zur Glucke vom Gäu,

bedankten uns und

freuten uns des Lebens. Auf unserem Weg zurück zum Bahnhof liefen wir noch Skulpturen über den Weg:

Die hier zeigt Jerg Rathgeb und einen Häscher. Rathgeb hat vor mehr als 500 Jahren den berühmten Altar für die Glucke gemalt. Von seinen Häschern wurde er wohl gevierteilt. Sein Vergehen: Er hatte sich für die Bauern der damaligen Zeit eingesetzt.

Ja, und diese Figuren sollen die Herrenberger Menschen aus dem Jahr 2000 darstellen. Inklusive Mops. Als ich vergangenes Jahr ebenfalls in Herrenberg war,

hatten sie noch so ausgesehen.

Auf den letzten Metern vorm Bahnhof begegnete uns erneut ein Trecker. Zickezacke heuheuheu, riefen wir ihm zu.

Fast wären wir noch eingekehrt. Klang irgendwie verlockend. Doch

die Zeit drängte. Unser Zug sollte kommen. Auf Gleis 102. Vergeblich suchten wir nach den anderen 100 Bahnsteigkanten. Egal. Es war ein anstrengender Tag. Allerdings doch mehr

für mich als für Bine. Ich hatte ja stundenlang nach ihr gesucht. Und sie? Sie hatte von all dem gar nichts mitgekriegt. Aber: Ich war sehr froh, dass sie wieder da war. Und ein Erlebnis war Herrenberg allemal.

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