Familien in Wohnungsnot helfen

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FAWO (Familien in Wohnungsnot) endete nach einer Projektphase von einem Jahr in Eningen und Pfullingen, Nachfolgeprojekt hat bereits begonnen

Familien, die aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten ihre Miete nicht mehr zahlen konnten und dann in einer „ordnungsrechtlichen Unterbringung“ der Kommunen Eningen oder Pfullingen gelandet sind – den Menschen geht es nicht gut. Da waren sich beim Pressegespräch am Freitagmorgen alle Beteiligten im Eninger Rathaus einig. „Wir sind der AWO sehr dankbar, dass sie auf die Kommunen zugekommen ist“, betonte Ute Petrick vom Eninger Haupt- und Ordnungsamt. Ihre Kollegin Anke Arnold vom Ordnungsamt ergänzte: „Die Hürde, zur Gemeinde zu gehen, ist größer als die, zur Arbeiterwohlfahrt zu gehen.“

Wie auch immer – die Reutlinger AWO hatte vor Januar 2022 die Kommunen Pfullingen und Eningen aufgesucht, um Kooperationspartner für das Projekt FAWO (Familien in Wohnungsnot) zu finden. Dabei geht es nach den Worten von Heike Hein von der Reutlinger AWO darum, Familien Hilfe anzubieten, die „ordnungsrechtlich untergebracht“ wurden. „Wir haben schnell und gerne zugesagt“, betonte Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner im Eninger Rathaus. Mit dem Engagement der AWO-Fachleute und der Förderung durch das Sozialministerium des Landes wurde laut Wörner „eine Lücke geschlossen“. Familien unterzubringen, die ansonsten auf der Straße landen würden, ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen.

Aber: Wohnraum ist in allen Kommunen sehr begrenzt, Pfullingen hat rund 200 eigene Wohnungen, darunter knapp 70 bis 100 für die ordnungsrechtliche Unterbringung. In Eningen stehen laut Petrick 18 Wohnungen für die Menschen in absoluten Notlagen zur Verfügung. 1a-Unterkünfte sind das nicht, das haben auch Regina Mayer sowie Nico Nischwitz als die beiden FAWO-Fachkräfte bei ihren Besuchen der jeweiligen Familien erfahren. „Es ist extrem schwierig, Wohnraum zu finden, um aus der Unterbringung wieder rauszukommen“, sagte Nischwitz.

Der Sozialarbeiter hat in Eningen acht Haushalte aufgesucht, die meisten hätten sich gefreut, dass ihnen Hilfe angeboten wurde. Ähnlich verhielt es sich auch bei Mayer in Pfullingen: „Ich wurde bei meinen Besuchen meist hereingebeten, aus den Gesprächen entwickelten sich schnell Einzelfallaufträge.“ Bei drei von insgesamt 26 Haushalten sei sie abgewiesen worden. Die meisten Familien hätten ihre Wohnungen „durch falsche Entscheidungen“ verloren. Dazu zählten vor allem Schulden – wie es jeweils dazu kam, sei unterschiedlich. Zu den Problemen der Familien komme oft hinzu, dass sie überfordert seien, sich im „Leistungsdschungel“ von Jobcenter, Kommunen, Land oder Bund zurechtzufinden, sagte Heike Hein.

Alle nur erdenklichen Leistungen seien in Betracht gekommen, von Kinder- und Elterngeld, über Teilhabepaket, Rentenansprüche – „alles bis auf Bafög“, sagte Nischwitz. „Uns ist klar, dass die ordnungsrechtliche Unterbringung nur eine Notlösung ist“, sagte Stefan Wörner. Aufgrund der Wohnungsnot in den Kommunen der Region würden die meisten Menschen aber sehr lange in den ordnungsrechtlichen Unterkünften bleiben. „Einige über Jahre“, so der Bürgermeister.

Wörner lobte die Arbeit der FAWO-Fachkräfte – für eine einzige Familie (einen Vater mit zwei Kindern) sei es gelungen, eine andere Wohnung zu finden. In allen anderen Fällen blieb die Suche nach „normalem, bezahlbarem“ Wohnraum erfolglos.  Das Projekt FAWO endete im Februar 2023, um ein Nachfolgeprojekt hatte die AWO sich aber schon seit Mitte vergangenen Jahres bemüht: Beim Europäischen Sozialfonds wurde sie fündig – seit 1. März gibt es deshalb „HoMe“ (Hilfe für ordnungsrechtlich untergebrachte Menschen). Voraussetzung für die Fördermittel war aber, dass noch mehr Kommunen als Kooperationspartner hinzukamen. Somit werden jetzt nicht „nur“ Eningen und Pfullingen von der AWO betreut, sondern dazu Metzingen, Dettingen, Bad Urach und Lichtenstein.

„Das Projekt läuft 3,5 Jahre, eine Abfrage bei den Kommunen hat ergeben, dass wir künftig für rund 350 Familien zuständig sind“, sagte Nico Nischwitz. Das können die beiden FAWO-Fachleute allein nicht stemmen, das neue Projekt wurde von 80 auf 200 Prozent aufgestockt. Eine 50-Prozentstelle sei laut Hein noch zu vergeben. Was aber jetzt schon klar ist: Regina Mayer wird künftig eine offene Sprechstunde im Pfullinger Bürgertreff haben, immer montags zwischen 14 und 16 Uhr.

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