Verein RegiNa (Regional Nachhaltig) traf sich mit rund 40 Interessierten zu einem Workshop im Haus Sonnenfels in Unterhausen
Nachhaltig? „Man konnte den Begriff ja schon nicht mehr hören“, sagt Michael Zoeller am Sonntagabend im Haus Sonnenfels in Unterhausen. Heutzutage sei ja fast alles – vermeintlich – nachhaltig. Vom wiederverwerteten Plastik über Möbel bis hin zu Kleidung. Die Werbeindustrie hatte ein neues Wörtchen gefunden, mit dem sich Geld verdienen lässt. Doch der Verein von der Schwäbischen Alb mit dem Namen RegiNa schreibt sich die Nachhaltigkeit und die Regionalität deutlich auf die Fahnen. „Wir spinnen nachhaltig“, heißt der Slogan des Vereins, der im September 2021 mit gerade mal drei Personen gestartet ist.
Am vergangenen Sonntag hatte RegiNa schon zur zweiten Mitmachwerkstatt aufgerufen, „es werden von Mal zu Mal mehr Interessierte“, freute sich Zoeller als Vereinsvorsitzender. „Wir wollen die ganze Region bespielen.“ Und das bedeute: „Der Verein ist eine Plattform, auf der Menschen sich mit den unterschiedlichsten Themen der Nachhaltigkeit berühren lassen können“, so Zoeller, der mal Projektmanager für die Autoindustrie war, sich dann aber dem enorm weiten Feld der Nachhaltigkeit verschrieb. „RegiNa ist aber nur der Rahmen, nicht der Motor – wenn ihr nachhaltige Ideen habt, dann können wir sie auf die Homepage nehmen, versuchen, sie bekanntzumachen und auch schauen, ob es Fördermöglichkeiten gibt.“
Treffen an „Visionen-Stammtischen“ in der Karla 5 in Münsingen gebe es schon, natürlich eine Homepage (www.regina-regionalnachhaltig.de), wo auf einer Art Marktplatz Ideen vorgestellt werden. „Wir müssen was verändern und wir werden was verändern“, betonte Zoeller. In einer Zeit, in der die ganze Welt von Katastrophen und Krisen nur so überflutet wird, brauche es gute Ideen. Am Sonntag waren deutlich mehr Interessierte ins Haus Sonnenfels gekommen als bei der ersten Werkstatt. Themen, die in Unterhausen diskutiert wurden: Solidarische Landwirtschaft etwa, bei der Bio-Gemüse angebaut werden soll.
Nach einem Vortrag des Wohnhäusersyndikats hatte sich am Sonntag auch eine Gruppe auf das Thema Wohnen gestürzt, gerade im ländlichen Raum sei es schwierig, gemeinschaftliche oder genossenschaftliche Wohnprojekte umzusetzen, hieß es. Doch es gebe auch hoffnungsvolle Projekte wie in Meckenbeuren etwa: Dort biete ein landwirtschaftlicher Betrieb Baugrund für rund 40 kleinere Wohneinheiten – mitsamt der Möglichkeit, sich auf dem Hof einzubringen.
Eine andere Gruppe hatte sich mit Mobilität beschäftigt, der Regionalstadtbahn oder auch mit Mitfahrbänkle – die in St. Johann etwa angeboten, aber völlig links liegen gelassen blieben, wie Rudi Teuffel aus dem RegiNa-Vorstand betonte. Eine App könnte Abhilfe schaffen, Ideen dafür gebe es bereits. Andere Ideen und Projekte? Wie können junge Menschen für nachhaltige Fragen erreicht werden? Über die digitale Welt, heiße es, natürlich. Aber wie? „Es gibt es ein riesiges Potenzial und jede Mengen Ideen aus der Industrie“, sagt Zoeller.
Andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ideenwerkstatt befassten sich mit einem nachhaltigen Kommunikationsmobil – damit könnten etwa Ideen zu den Menschen gebracht werden. „In die Kommunen, in Pflegeheime, zu Jugendlichen, um beispielsweise zu fragen – was ist denn für euch gutes Leben“, erläutert Michael Zoeller. Ein nagelneues Projekt ist im Haus Sonnenfels entstanden: Eine Gruppe befasste sich mit der Idee, Kindern außerhalb von Schule Natur nahezubringen.
Ob die Menschen, die sich am Sonntag zu dieser Werkstatt trafen nun Spinner sind? Ja, aber nachhaltig, wie sie selbst betonen. Denn: Sie spinnen an einem „Netzwerk für die Region“. Dazu brauche der Verein aber auch die Unterstützung des Landratsamts. „Wir planen für den Herbst eine Mitmachkonferenz, für Leute, die an Wochenenden keine Zeit haben, damit etwa auch soziale Themen ihren Platz finden“, sagt Zoeller. Dazu brauche es das Landratsamt. Unterstützung anderer Art hat der Verein schon gefunden: Etwa durch die Förderung des Bundesprojekts www.mitmach-region.org oder durch die Kooperation mit dem Verein www.wirundjetzt.org, der sich ebenfalls der Nachhaltigkeit verschrieben hat.