DaCapo – ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus hilft Langzeitarbeitslosen

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DaCapo in der Reutlinger Emil-Adolff-Straße bleibt am gewohnten Standort und sucht Ehrenamtliche

Ein schönes Service, mit Tellern, Tassen, allem Drum und Dran? Kleidung, Schuhe, sogar Möbel in jeglichen Größen, Formen und Funktionen? Sogar Deko-Artikel, Antikes, Kurioses und Schnäppchen gibt es bei DaCapo in Reutlingen, in der Emil-Adolff-Straße. Und sogar Elektrogroßgeräte für Küche und Haushalt finden Kunden in dem besonderen Gebrauchtwarenkaufhaus, „nicht immer, aber immer wieder“, heißt es auf der DaCapo-Homepage.

Groß war die Freude bei den Beschäftigten, als kurz vor Weihnachten die Nachricht kam: Der Laden darf in dem Gebäude beim ehemaligen Baumarkt bleiben. „Da ließen wir die Sektkorken knallen“, sagte Alexander Koch, der sich seit fast einem Jahr die Geschäftsleitung zusammen mit Claudia Huber teilt. Eigentlich hätte DaCapo im März 2023 den bisherigen Standort in der Emil-Adolff-Straße verlassen müssen. „Wir haben schon seit etwa zwei Jahren nach einer Alternative gesucht“, sagt Huber beim Pressegespräch. Was wirklich Passendes sei nicht dabei gewesen, „ein Objekt wäre infrage gekommen, aber da hakte es beim Brandschutz“, so Koch. Umso größer war die Freude, als nun vor rund zwei Wochen die offizielle Bestätigung kam, dass der Vermieter das Gebäude, in dem DaCapo neben einigen anderen Mietern umfangreiche Räumlichkeiten pachtet, nun doch nicht abreißen will. Die Kosten seien einfach viel zu sehr in die Höhe geschossen.

Die vergangenen Monate seien sehr anstrengend und auch nervig gewesen – weil sowohl die Belegschaft wie auch die Kunden verunsichert waren: „Täglich haben Leute hier angerufen und gefragt, ob wir noch da sind und ob sie noch Sachspenden abgeben können“, erinnert sich der gelernte Kaufmann Alexander Koch, der zuvor eine Apothekenkette in Stuttgart geleitet hatte.

Nun geht es also weiter wie gehabt. Die Erbengemeinschaft des gesamten Geländes von Möbel Rieger bis zum heutigen Edeka und Lidl hatte sich mit der Baubetreuungs- und Verwaltergesellschaft HGS darauf geeinigt, den eigentlich für den Abriss vorgesehenen Seitentrakt auf dem Gelände des einstigen Bauhaus-Baumarkts nun doch stehenzulassen und zu sanieren. Für DaCapo bedeutete das: „Wir konnten unseren Kunden nun endlich mitteilen, dass wir auch künftig hierbleiben können“, so Koch. Doch nicht nur die Kunden sind erleichtert, auch die Belegschaft, die mit neun Hauptamtlichen die Geschäfte führt.

Hinzu kommen 20 Stellen für sogenannte Arbeitsgelegenheiten, „die heißen heute 2-Euro-Jobs“, sagt Claudia Huber. Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben, werden hier wieder an geregelte Arbeit herangeführt. 18 Monate dauern solche Verträge. Danach muss mindestens ein Jahr Pause sein. „Das finden wir nicht gut“, sagt Koch. Weil viele der 2-Euro-Jobber sich dann gerade mal wieder an den geregelten Tagesablauf und an die Arbeit gewöhnt haben – und dann dürfen sie nicht weiterbeschäftigt werden. „Das macht keinen Sinn“, so Koch. Zumal die jeweiligen Mitarbeiter keine Jobs ausführen dürfen, mit denen DaCapo Geld verdient.

Weiterhin sind in dem Gebrauchtwarenkaufhaus sechs Menschen angestellt, die einen normalen Arbeitsvertrag haben, aber vom Jobcenter bezuschusst werden. Azubis hat DaCapo keine mehr, „die Nachfrage war einfach nicht mehr vorhanden“, betont Huber. Genau drei Ehrenamtliche helfen obendrein bei der Annahme von Sachspenden, beim Aussortieren, Säubern, Etikettieren – „wir könnten aber auch noch Elektriker oder Handwerker brauchen“, betont Claudia Huber, die schon seit 18 Jahren bei DaCapo dabei ist. „Wir kriegen ja auch immer mal wieder Elektrogeräte gespendet.“

Waschmaschinen, Elektroherde und vieles mehr kommt auch aus den Haushaltsauflösungen, die DaCapo anbietet. „Da haben wir aber momentan eine Wartezeit von sechs bis acht Wochen“, sagt Koch. Und die Zahl der Kunden im Kaufhaus? „Da haben wir das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht.“ Durch den Wegfall von Bauhaus sei die Laufkundschaft ausgeblieben.

Allerdings habe sich der Kundenkreis in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Laut Claudia Huber kommen nicht mehr so viele ärmere Menschen, dafür aber deutlich mehr Kundinnen und Kunden, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Viele Studenten oder auch Familien, die nicht zum schwedischen Möbelhersteller gehen, sondern bewusst zum Gebrauchtwarenkaufhaus gehen. „Sie tun das getreu unserem Motto, dass wir keine neuen Rohstoffe entnehmen, sondern bereits produzierte Waren an die Kundschaft weiterreichen“, erläutert Alexander Koch.

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