Täglich enorme Herausforderungen

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Tag der Kinder- und Jugendhospizarbeit am Freitag, 10. Februar, lässt die Stadthalle grün leuchten

Wer sich am Freitag, 10. Februar, fragen sollte, warum die Reutlinger Stadthalle grün erleuchtet ist, erhält von Rita Leonard und Dietmar Stooß eine Antwort: „Die Halle wird an diesem Tag grün erstrahlen, um auf die Situation von Eltern mit lebensverkürzend erkrankten Kindern hinzuweisen“, betonten die beiden Fachkräfte vom Reutlinger Ambulanten Kinderhospizdienst beim Pressegespräch. Der 10. Februar ist seit 17 Jahren der „Tag der Kinder- und Jugendhospizarbeit“, der 2023 das Motto „Wir stehen zusammen“ trägt.

Mit „zusammen“ seien nicht nur die Familien gemeint, die ein lebensverkürzend erkranktes Kind haben, sondern auch die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kinder- und Jugendhospizarbeit, all die Weggefährten, Unterstützerinnen und Unterstützer, erläuterte Katja Badstöber als Geschäftsführerin des Reutlinger Ambulanten Hospizdienstes. „Wir begleiten zurzeit 14 Familien, bei denen ein Kind schwer erkrankt oder auch ein Elternteil verstorben ist“, sagte Stooß und führte ein Beispiel an: Eine Familie hat zwei Kinder, ein gesundes, ein schwer krankes, das jede Nacht Betreuung braucht.

Die Eltern hätten Anspruch auf 30 betreute Nächte pro Monat, Pflegedienste können aber nur Personal für 15 Nächte stellen. Der Fachkräftemangel schlage auch hier zu. „Jetzt sitzen Mutter oder Vater 15 Nächte beim kranken Kind, morgens ist das gesunde Kind aber auch da und fordert Aufmerksamkeit.“ Wie anstrengend der Alltag für solche Familien ist, sei laut Stooß wohl nachvollziehbar. Und der bundesweite Aktionstag weist auch auf die herausfordernden Situationen für alle Beteiligten hin, so Leonard.

„Wir sind in solchen Familien sehr oft präsent und immer wieder erstaunt, mit wie viel Energie die Eltern ihren Alltag stemmen und für ihre Kinder da sind“, sagte Stooß. Rund 20 Ehrenamtliche engagieren sich momentan in der Arbeit der Reutlinger Kinder- und Jugendhospizarbeit, sie unterstützen die Eltern, soweit möglich das kranke Kind ebenso wie das gesunde. Und das auch über den Tod des lebensverkürzend erkrankten Kindes hinaus. Sie sind aber auch für gesunde Kinder da, die eine schwerkranke Mutter oder Vater verloren haben. „Für alle Beteiligten sind schwerstkranke Familienmitglieder keine Kurzstrecke, sondern ein Marathon, der bewältigt werden muss“, sagte Dietmar Stooß.

Der Hospizdienst bietet neben der Betreuung durch Ehrenamtliche auch spezielle Trauergruppen an – für Kinder ab acht Jahre, für verwaiste Eltern. „Alle Betroffenen werden ihr Leben lang den Verlust des geliebten Menschen mit sich herumtragen“, so Leonard. Im Angebot hat der Hospizdienst aber auch Freizeitangebote wie etwa die „Samstagsgruppe“ (siehe Foto), in der Kinder und Jugendliche von erkrankten Geschwistern oder von schwerkranken Elternteilen ein paar Stunden Auszeit haben, mit Spiel und Spaß unter ihresgleichen wie hier in der Eishalle. Auch dabei begleiten speziell ausgebildete Ehrenamtliche die Kinder.

„Trauergruppen und auch die Freizeitgruppe werden rein über Spenden finanziert“, betonte Katja Badstöber. „Das ist vielen Menschen wohl nicht bekannt“, der Ambulante Hospizdienst sei deshalb darauf angewiesen, immer wieder um finanzielle Unterstützung zu bitten. „Dabei geht es um eine sehr wichtige Arbeit für und mit betroffenen Familien und ihren Kindern.“ Ebenso bedeutend sei der Aktionstag am 10. Februar – weil das Thema des Leidens und Sterbens von Kindern und Erwachsenen immer noch ein Tabu darstelle. Und viele Menschen einen weiten Bogen darum machen. „Viele wissen nicht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen“, betonte Rita Leonard.

INFO:

Spenden für den Hospizdienst

 Wer die Arbeit des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes, der für den gesamten Landkreis Reutlingen zuständig ist, unterstützen möchte, kann Spenden auf das Konto bei der Kreissparkasse Reutlingen mit der IBAN-Nr. DE19 6405 0000 0000 0865 74 überweisen.

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