Im Frühjahr soll in Hülben der Bau von Pflegehotel und Medizinischem Versorgungszentrum starten.
Präventionszentrum, Kurzzeit- und Tagespflege sowie ein Medizinisches Versorgungszentrum – all das soll in Hülben entstehen. Insgesamt vier Gebäude sind in der Ortsmitte geplant, genau dort, wo der Evangelische Kindergarten abgerissen wurde. »Für den war an dieser Stelle kein Platz mehr«, sagt Bürgermeister Siegmund Ganser. Es war eine Prioritätenentscheidung, die gefällt werden musste: Kinder oder Senioren im Zentrum der Gemeinde.
Ganz neuartiges Konzept
Laut Ganser hat sich der Hülbener Gemeinderat für die »immobilen« Senioren in der Mitte des Ortes entschieden. Und was nun dort geplant ist, hat Pilotcharakter. »Das gibt’s in Baden-Württemberg in der Art noch nicht«, so der Bürgermeister. Ein Pflegehotel mit Tages- und Kurzzeitpflege wird kommen. Investor ist eine Sozial-Investment GmbH aus Willingen. Willingen? »Ja, das liegt im Sauerland«, erläutert Ganser. Durch puren Zufall habe eine Mitarbeiterin des Reutlinger Kreisgesundheitsamts im Zug nach Berlin eine Frau kennengelernt, die Geschäftsführerin eines Pflegehotels in Willingen ist.
Die Mitarbeiterin habe sofort reagiert, denn sie wusste ja von Siegmund Ganser, dass er mit der »Gesunden Gemeinde Hülben« auf der Suche nach einem Konzept für ein Medizinisches Gesundheitszentrum war. »Ich bin dann mit meinem Stellvertreter ins Sauerland gefahren, habe mir das Pflegehotel mit Tagespflege und Kurzzeitpflege angesehen, wir haben sofort gedacht – das machen wir auch«, so der Rathauschef.
Ein Team konnte als Berater gewonnen werden, so ist die Vital-Care GmbH entstanden. Drei Gebäude hat die nun in Hülben geplant. Ebenfalls entstanden sei aus der Kooperation zwischen Hülben und Vital-Care die Sozial-Investment GmbH, die wiederum jene drei Gebäude in der Alb-Gemeinde baut und finanziert – und auch bundesweit ähnliche Projekte umsetzt. »Ich wollte aber unsere Bevölkerung mit im Boot haben«, so Ganser. Und so können nun auch Hülbener in die 66 Appartements investieren, mit einer kleinen Rendite von etwas mehr als 3 Prozent.
Das Konzept des Pflegehotels sieht vor, dass Pflegebedürftigkeit verhindert oder reduziert wird, der »Drehtüreffekt« in Krankenhäuser vermieden und pflegende Angehörige obendrein in dem Pflegehotel stabilisiert werden. Zusätzlich soll sich Fachpersonal in einem Gebäude in Hülben auch noch um Prävention kümmern. »Wir haben für dieses neue Konzept jetzt schon Bewerbungen«, so Ganser.
Weitere Genossenschaft
Ein Problem gab es aber noch zu lösen – das des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). Die Ärzte dafür hat die Gemeinde schon unter Vertrag, die Abrechnungen über die Krankenkassen erfolgen über die Diomedes GmbH in Tübingen. Und wer baut das Gebäude für das MVZ? »Das machen wir selbst«, so Siegmund Ganser. Wiederum soll die Bevölkerung daran beteiligt werden, eine weitere Genossenschaft könnte die Lösung sein. Dem muss der Gemeinderat aber erst noch zustimmen.
Platz für weitere Möglichkeiten sei in dem Konstrukt auch noch vorhanden – für Logopäden oder Fachärzte etwa. Und für die Kooperation mit Schule und Kindergarten, für einen »Familien-Campus«. Und für anderes mehr.
Im kommenden Frühjahr soll der Spatenstich sein. Konkurrenz für die anderen Ärzte in der Region werde so nicht entstehen, sagt Ganser. Mit Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler hat Hülben nämlich eine weitere Genossenschaft, das »Medizinische Versorgungszentrum Vordere Alb« gegründet – um die ärztliche Betreuung in der Region zu koordinieren.
Wegbereiter für das Projekt in Hülben war laut Siegmund Ganser das Gesundheitszentrum in Hohenstein. »Wir haben mit Sicherheit davon profitiert.« Aber: »Wir werden in Hülben eine völlig andere Ausrichtung haben«, so der Rathauschef. Mit den Kreiskliniken soll eng zusammengearbeitet werden, vor allem auch mit dem Standort Bad Urach.
Sehr zielorientiert unterwegs
Die Kosten, die für die drei Gebäude der Tages- und Kurzzeitpflege sowie Präventionszentrum in Hülben im Raum stehen: »Ein zweistelliger Millionenbetrag«, sagt Ganser. Das MVZ werde wohl rund 3,5 Millionen Euro kosten. »Wir waren bei allem sehr zielorientiert unterwegs und haben das seit vier Jahren diskutiert.« Wenn alles so läuft, wie es geplant ist, soll im kommenden Jahr die Einweihung des Projekts sein. Und nicht ohne Stolz sagt Siegmund Ganser: »Da steckt unheimlich viel Hirnschmalz dahinter.«