Mit Vesperdose in die Charlottenstraße

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Endlich habe ich die Antwort gefunden, warum so viele Autolenker in der Reutlinger Charlottenstraße entgegen der Fahrtrichtung in die Einbahnstraße hineinfahren:

An der Kreuzung mit der Aulberstraße prangt in Fahrtrichtung Pfullingen unter dem rund-roten Symbol mit dem mittig weißen Balken ein Schild. Darauf zu lesen ist: „Kfz-Anlieger bis Haus 47 (RWT) frei.“ Ich dachte: Das muss ja ein riesiges Gebäude sein, dass da täglich (gefühlt) hunderte Autos verkehrtherum in die Einbahnstraße hineinfahren. Doch dann tauchte – kritisch denkend, wie ich bin – auch schnell die Frage auf: Wenn für ein einziges Haus eine Ausnahme geschaffen wird, dann müssten sich doch die Bewohner der Hausnummern 42, 44 oder gar 45 verhohnepipelt fühlen …  die mit der Nummer 47 dürfen reinfahren, sie nicht? Wäre das gerecht? … Ach ja, um Himmels willen, was ist schon gerecht? … Aber wahrscheinlich dürfen die Bewohner von den Nummern 45, 44 und 42 auch reinfahren. Bestimmt. Also wenn ich Anwohner wäre, dann würde ich eh … nur: Warum ist dort auf diesem kurzen Stück dann überhaupt eine Einbahnstraße, wenn sie doch de facto gar keine ist? … Außerdem könnte ich ja immer behaupten, ich wäre Anlieger. Ich könnte (bei einer ziemlich unwahrscheinlichen Kontrolle) sagen, ich würde da wohnen. Oder dort arbeiten. Oder ich will mich von der RWT-Unternehmensberatung beraten lassen. Oder ich will meiner Frau, die bei RWT arbeitet und heute Morgen … also in aller Hektik … also ich will ihr ihre Vesperdose vorbeibringen … Vielleicht sollte ich dann auch eine Vesperdose dabei haben … Kann ja eh nie schaden. So eine Vesperdose. Auch, wenn ich als Radfahrer in der vermeintlichen Fahrradstraße unterwegs wäre …. Ich könnte sie ja vielleicht als Wurfgeschoss gebrauchen, wenn … ja, wenn mir mal wieder so ein dicker-fetter SUV falschherum in der Einbahnstraße entgegenkommt und der mich mal wieder so dicht an die parkenden Fahrzeuge herandrängt, dass ich jedes Mal Angst haben muss, an den Außenspiegeln hängenzubleiben. Aber beim nächsten Mal hätte ich meine Vesperdose griffbereit. Ich würde mitten auf der Fahrbahn dem Straßen-Panzer den Weg versperren … meine Vesperdose zücken und … sie öffnen. Dem Fahrer oder der Fahrerin würde ich eine knallrote Tomate anbieten … vorher aber noch eine Tube der Vesperdose entnehmen, einen weißen Streifen auf die Mitte der Tomate drücken und fragen: „Sagt Ihnen dieses Symbol – rund, rot mit weißem Balken in der Mitte – irgendwas?“ … Ha. Wie würde ich mich über das dümmlich-entgeistert blickende Gesicht freuen. Endlich hätte ich jemand damit derart kreativ die Grenzen aufgezeigt … nie, niemals wieder würde diese Person ihr Vehikel falsch herum in die Einbahnstraße lenken. Ganz bestimmt nicht. Hoffentlich. Vielleicht. Allerdings müsste ich diese Aktion auch noch bei Hunderten anderer Falsch-herum-fahrer anwenden. Viel Arbeit. Los geht’s. Kleiner Tipp zum Abschluss noch: Sollte Ihnen als SUV-FahrerIn demnächst in der Charlottenstraße ein Radfahrer mit Vesperdose begegnen … Vorsicht!

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