Sonnenblumen-Paradies

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Dienstag, 1. November, Feiertag. Sehr wechselhaftes Wetter. Wir sind nach Altenburg.

Ein Spaziergang am Neckar entlang, dachten wir.

Wir waren ja vorher noch nie unter der Brücke zur B 27 durchgelaufen. Ihr?

Naja. Aber wie gesagt: Eher wolkig, trübe.

Wenn die Sonne auch kämpfte.

Doch der etwas trostlose Novemberbeginn schien an diesem Tag die Oberhand zu behalten.

Wir wunderten uns noch, dass der Schwäbische Albverein jetzt ein Bündnis mit dem Roten Kreuz eingegangen ist.

Wir kamen an ein Stauwehr. Was uns am meisten faszinierte:

Ein Kormoran auf dem Kamin. Ein ungewohnter Anblick.

„Komm in meine Arme“, rief Bine dem Vogel zu. Ohne Erfolg. Doch wie sollte es weitergehen?

Da geht’s lang, sagte ich einfach mal so.

Von dem Stauwehr führte jedoch kein Weg weiter, wir mussten umkehren und kämpften uns den Hügel hinauf. Erste Sonnenstrahlen kämpften sich durch den Wald.

Auf der Anhöhe trafen wir auf den hier: Senf. Kannten wir doch irgendwoher. Und dahinter? Ein Senfhochofen?

Die liefen uns ebenfalls über den Weg: Kleidersammel-Container. Habt Ihr gewusst, dass die von hinten so aussehen?

Wir wandten unsere Aufmerksamkeit auf die unglaublichen Felder.

Zwischen Kirchentellinsfurt und dem Gewerbegebiet Mahden strahlten uns diese

Sonnenblumen an. Riesige Felder voll. Irgendwer musste auch seinen Senf dazugegeben haben. Und Wicken. Und noch viel mehr.

Bine wollte sich das aus der Nähe sehen. Ganz nah.

Sozusagen auf du und du mit den sonnigen Blumen.

Herrlich, oder?

Naja, man kann’s auch übertreiben.

Doch Bine ließ nicht nach. „Guck mal“, rief sie. „Mein neuer Hut.“

Ich staunte nicht schlecht, musste das auch fotografisch festhalten.

Und die anderen Blumen, die Ignorierten, die nicht Geküssten – die ließen die Köpfe hängen.

Dafür strahlten andere im Licht der untergehenden Sonne noch mehr als sonst.

Der Senf wollte sich ob dieser Dominanz nicht beugen und versuchte sich vor die Sonnenblumen zu drängen.

Und die ein oder andere Sonnenblume suchte den Kontakt zum Himmel.

Was tatsächlich auch gelang.

Bine versuchte es ebenfalls – Kontakt mit Blume und Himmel.

Funktionierte aber nicht so richtig.

Diese Blume hier schien sich zu verwandeln, in einen regelrechten

Zustand der Metamorphose überzugehen. Was könnte draus entstehen?

Ohhh. Wahnsinn.

Und dort war plötzlich dieser irrsinnig hohe Hochsitz aus dem Boden geploppt. Unglaublich. Und da:

Ein ganzer Berg war urplötzlich entstanden. Ach nee. Der stand wohl schon länger da.

Unser Weg zurück aus diesem Zauberfeld heraus führte uns durch das Gebiet Mahden. Auch eine ganz neue Idee, einen Feiertagsspaziergang durch ein Industriegebiet.

Zumindest konnten wir dort festhalten, dass wir beide nicht zu einer Sonnenblume mutiert waren. Oder zu einem Hochsitz.

Oder zu einem alten klapprigen Auto. Obwohl. Wer weiß? Vielleicht stehen wir ja jetzt dort unten, ganz nah am Neckarkanal, am Ortseingang von Altenburg? Und warten darauf, dass man uns die Räder wieder anschraubt?

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