Erkältung, Annexion und Brasilien-Wahl – 39. Woche 2022

0

Tja. Kaum zuhause, ab Mittwoch dann flachgelegen. Erkältung. Schnupfen, Halsweh, Husten. Aber kein Corona. Immerhin.

Wobei das Flachliegen am Donnerstag nicht durchzuhalten war, da hatte ich zwei Termine, die ich nicht mehr absagen konnte. Darunter glücklicherweise abends eine Gemeinderatssitzung in Walddorfhäslach – die hatten wohl Mitleid mit mir, die Sitzung war nach einer guten halben Stunde schon wieder vorbei. Am Donnerstagmorgen traf ich für einen GEA-Kollektivauftrag auf Fliesenlegermeister Salvatore La Seta, einen der unglaublichsten Menschen, die ich bisher getroffen habe. Falls Ihr mal die Gelegenheit haben solltet, ihn selbst kennenzulernen – unbedingt nicht verpassen! Freitag und Samstag war ich dann richtig platt, da ging nichts mehr. Aber am Sonntag musste ich wieder raus: Alb-Gold-Mountainbike-Trophy in Trochtelfingen. Glücklicherweise war es weder kalt, noch regnete es. Bemerkenswert: Das war mein allererster Termin für die GEA-Sportredaktion. Nach 25 Jahren. Da muss die Not in der Redaktion schon unglaublich groß gewesen sein, dass die sich bei mir gemeldet haben …

Und die Weltpolitik? Putin hat vergangenen Freitag die teilbesetzten Gebiete in der Ostukraine annektiert. Einfach so. Nach einem Scheinreferendum mit vorgehaltener Waffe „durften“ die noch dort verbliebenen Menschen „abstimmen“. Eine Farce. Und die Annektierung wurde ja von den Vereinten Nationen nicht anerkannt. Putin interessiert das aber sowieso nicht. Abzuwarten bleibt, wie sich dieser Mistkerl weiter verhält. Wenn die Ukrainer nun versuchen, ihr eigenes Gebiet zurückzuerobern – was sie mit Sicherheit tun werden, wie reagiert Putin? Er hat sich mit der Annexion in seiner wirren Welt die Voraussetzungen geschaffen, die Angriffe auf die neu-russischen Gebiete mit einem Atomschlag beantworten zu können. Wofür Wladimir überhaupt eine solche Rechtfertigung braucht? Wo er doch eh auftritt wie der Berserker, der Schlächter, die Bestie persönlich, die sich einen Dreck um die Meinung des Rests der Welt kümmert? Im Moment deute noch nichts auf einen möglichen Atomschlag hin, waren sich die „Experten“ in „Hart aber fair“ am Montagabend einig. Eins ist aber klar: Putin spielt mit der Angst im Westen. Er weiß ganz genau, wie groß die Furcht ist, dass er tatsächlich Atomwaffen einsetzen oder womöglich das AKW in Saporischschja – das größte in ganz Europa – so zu bombardieren, dass die atomare Katastrophe sich ausbreiten würde. Aber nicht nur auf die Ukraine und auf ganz Europa, sondern auch auf Russland. Wer denkt: So weit würde er doch nicht gehen, dem wage ich zu entgegnen: Putin ist doch auch völlig egal, dass er sein Volk unterdrückt, jeglichen Protest mit Gewalt niederzwingt und durch eine Massenmobilmachung von 300 000 Menschen aufzeigt, dass er bedenkenlos die Männer im Krieg verheizen will. Und kann. Und es auch tut. Zwar fliehen mittlerweile viele. Aber auch das scheint Putin völlig egal zu sein. Ein Verrückter, der sein Ziel mit allen Mitteln absolut rücksichtslos verfolgt. „Dass sich niemand findet, der den umbringt“, sagt meine Mutter immer mal wieder.

Und sonst? Präsidentschaftswahl in Brasilien. Bolsonaro hat im Vorfeld schon erklärt, dass er die Wahl anfechten will, sollte er verlieren. Trump als sein Vorbild? Heute, Montag, 3. Oktober, kam die Meldung: Der Linke Luiz Inácio Lula da Silva, Herausforderer und wegen Korruption 18 Monate in Haft gesessene Ex-Präsident, lag mit 48 Prozent nur vier Prozent vor Bolsonaro, der den Raubbau am Amazonas massiv vorangetrieben hat. Die Wahlprognosen hatten einen deutlich größeren Vorsprung von Lula vorhergesagt. Es kommt also zur Stichwahl. Ein gespaltenes Volk. Auch dort. Es werde mit Unruhen nach der Stichwahl gerechnet, hieß es in den Nachrichten. Wie fast überall auf der Welt ist die Bevölkerung scheinbar zur Hälfte zumindest empfänglich für Vernunft, Moral und Solidarität. Und die andere Hälfte? Nur noch offen für Egoismus? Für Protest? Für Unvernunft? Ich verstehe es nicht. Weder in Brasilien noch in den USA und auch nicht in all den anderen Ländern, wo der Egoismus, Nationalismus, Populismus und auch die Blödheit unglaublich um sich greift. War das schon immer so? Wir Deutschen dürfen ja nichts sagen, angesichts unserer Geschichte mit dem Nationalsozialismus. Eigentlich hatten wir doch gedacht, dass wir daraus gelernt haben. Doch auch bei uns ist die Entwicklung mit den Querdenkern, Pegida, Reichsbürgern, Rechtsradikalen und anderen Schwachköpfen mehr als bedenklich. Welche Auswüchse das hat, zeigt auch ein Interview mit OB Keck im GEA vom Samstag.

Ach ja. Besteht angesichts all der Krisen mit noch lange nicht überwundener Pandemie, mit dem Krieg und nicht zuletzt mit dem Klimawandel überhaupt noch Hoffnung? Hmm. Soll man es mit Luther halten und dem Apfelbäumchen, das er vor dem Untergang der Welt noch pflanzen würde? Ja. Was sonst sollten wir tun? Den Kopf in den Sand stecken? Einfach weitermachen wie bisher? Das wird allein schon aufgrund der Inflation, der Energiekrise so nicht mehr möglich sein. Wir brauchen wieder mehr Solidarität, damit wir vor allem den Menschen helfen, denen es eh schon schlecht geht, die eh schon kein Geld haben. Und immer weiter mit der Gießkanne weitere 200 Milliarden Euro über alle auszuschütten (dieses Mal als Ausgleich für die wahnsinnig gestiegenen Energiekosten)– das funktioniert eh nicht mehr lang. Also: Kopf hoch und durch. Und mehr Solidarität von den Menschen, die Gasrechnungen problemlos bezahlen können, mit denen, die das eben nicht können. Spenden. In den Notfonds des Diakonieverbands etwa. Da kommt Geld direkt bei den Hilfsbedürftigen an. Oder bei den anderen Hilfseinrichtungen. Solidarität ist jetzt mehr denn je gefordert. Sonst fliegt uns diese Demokratie auch noch irgendwann um die Ohren. Und außerdem naht der Herbst. In Riesenschritten. Mit momentan glücklicherweise noch einigermaßen milden Temperaturen.

Share.

Comments are closed.