Endlich hat es in den zurückliegenden Tagen mal wieder geregnet. Und das auch noch, zumindest am Freitag, 19. August, ausdauernd, stundenlang und ergiebig.
Es herrschte eine Stimmung wie beim Weltuntergang und ausgerechnet da sollte meine Hausärztin mir das Ergebnis eines CT präsentieren, das ich zwei Wochen zuvor habe machen lassen. Auf der Überweisung für das CT stand „Nierentumor“ drauf. Ich hatte einen regelrechten Flashback zurück in jene Zeit, als Ellen, meine erste Frau, am 5. Mai 2008 das Ergebnis einer Untersuchung präsentiert bekam und es hieß: Es sieht nicht gut aus. Für mich war nun klar: Das ist für mich ebenfalls der Anfang vom Ende. Mehr als vier Wochen quälten mich diese Gedanken, ich kam überhaupt nicht auf die Idee, dass da nichts sein könnte. Kein Tumor, kein Krebs, keine Katastrophe.
In den Nächten vor der Bekanntgabe des CT-Ergebnisses schlief ich sehr schlecht und das ging auch noch einige Tage nach der Entwarnung so weiter. Am vergangenen Freitag, 19. August, war die Erleichterung trotzdem riesig groß, als die Ärztin zu Bine und mir sagte: „Kein Tumor, kein Krebs, keine Metastasen, keine Tumormarkererhöhung, keine Lymphknotenschwellungen, nichts. Alles in Ordnung.“ Mir liefen die Tränen. Und ich war fassungslos. Weil ich mir vorher doch sicher war: Da ist, genauso wie bei Ellen, irgendwas in meinem Bauchraum, das dort nicht hingehört. Und das im besten Fall noch nicht gestreut hätte. Niere raus, Tumor raus, fertig – das war gedanklich für mich die beste der schlechten Möglichkeiten. Die anderen lauteten: Metastasenstreuung, Chemos, Tod.
In allen Fällen wäre unser geplanter Toskana-Urlaub Mitte September hinfällig gewesen. Und trotzdem hatte ich Zeitungstermine für die vergangenen und kommenden Tage angenommen, allerdings stets mit einem sehr mulmigen Gefühl. „Ob ich die Termine überhaupt wahrnehmen kann“, lautete bei mir jedes Mal die Frage. Und nun also die Erlösung. Die unglaubliche Befreiung von allen Befürchtungen und Ängsten. Fast fünf Wochen hatte ich mich massiv an Ellens Leidensweg und an ihren abschließenden Tod erinnert. Fast fünf Wochen dachte ich: Mir steht jetzt genau das Gleiche bevor. – Vielleicht zweifle ich deshalb immer noch ein wenig daran, dass ich nochmal davongekommen, dem Tod von der Schippe gesprungen bin. Denn genau so habe ich mich gefühlt: Der Sensenmann steht vor der Tür und holt mich ab. „Pack deinen Koffer, es wird Zeit“, hatte er schon gesagt.
Etwas Positives haben all die Erinnerungen, all das Grübeln doch gehabt: Ich bin mal wieder zu dem Punkt gekommen, mir ganz deutlich vor Augen zu führen, was für mich und mein künftiges Leben wichtig ist. Wichtig sein sollte. Beziehungen. Bine. Freunde. Soziales Engagement. Anderen Menschen helfen. Das ist wichtig. Und auch arbeiten. Weiterhin interessante Menschen treffen. Faszinierende Menschen, die Anderen helfen. Über sie und ihre wertvolle Arbeit berichten.
Und was war sonst noch die vergangene Woche? Aufgrund des vorher Beschriebenen ist alles andere zumindest bei mir massiv in den Hintergrund gerückt. Unser Olaf Scholz hat vor dem CumEx-Untersuchungsausschuss ausgesagt. Und dabei wohl massiv unter Gedächtnisverlust gelitten. Der Ärmste. Sein Vorvorgänger Gerd Schröder (der mit der Currywurst-Lieblingsspeise – was ihn ja schon fast wieder sympathisch machen könnte), also Schröder hat als engster Putin-Freund doch tatsächlich behauptet, der Wladimir sei verhandlungsbereit in Sachen Ukraine-Krieg. Aber Schröder hat ja auch gesagt, Putin sei ein lupenreiner Demokrat. Ach ja.
Wie sehr wir im kommenden Winter frieren müssen, ist immer noch nicht klar. Was wir wissen: Es wird teurer. Vor allem Gas. Aber auch alles andere. Ist ja schon deutlich teurer geworden. Lebensmittel zum Beispiel. Energie. Dabei ist Autofahren immer noch viel zu billig. Aber es soll ja – zumindest hat Olaf angekündigt, darüber nachzudenken – ein 9-Euro-Ticket-Nachfolgemodell geben. Wäre schön. Allein schon aus dem Grund, dass Bus- und Bahnfahren dann deutlich vereinfacht würde. Mit einem Ticket bei uns vom Haus weg in den Bus, zum Bahnhof, mit dem Zug nach Stuttgart und dann der Straßenbahn in den Stuttgarter Westen etwa. Super. Ein Ticket anstatt sechs, wenn man Hin- und Rückfahrten jeweils einzeln lösen würde. Und selbst, wenn man jeweils Hin und Zurück gewählt hätte, wären es immer noch, Moment, drei. Glaube ich. Ich persönlich habe mir heute endlich mein erstes 9-Euro-Ticket gekauft. Neun Tage vor Ende. Ich hatte mir überlegt, heute oder morgen nach Herrenberg zu fahren. Mit Bus und Bahn. Würde mich einfach mindestens 19,90 Euro kosten. Wahnsinn oder? Nur für die Strecke vom Reutlinger Hauptbahnhof bis Herrenberg. Mit dem 9-Euro-Ticket würde das … Moment … ich glaube … 9 Euro kosten? Und das hin und zurück. Und der Bus hier vom Wohngebiet zum Bahnhof wäre auch noch mit drin. Genial. Ansonsten hätte mich die Strecke hin und zurück fast 45 Euro gekostet. Wahnsinn. Ich kauf mir morgen gleich noch ein 9-Euro-Ticket. 😉 So günstig krieg ich das nie wieder.