Vaihingen an der Enz

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Am Freitag, 26. August, waren wir mit Ökostrom unterwegs nach Vaihingen an der Enz.

Wir hatten eine super Verbindung, Reutlingen, Untertürkheim, Kornwestheim – ohne Stuttgart.

Dann zweimal Umsteigen nach Bietigheim und Vaihingen. Der Bahnhof empfing uns … ungewöhnlich. Vielversprechend. Was wir dann aber vermissten:

Einen Hinweis, wie wir in die Innenstadt kommen. Dafür trafen wir auf eine Rehscheibe. Seltsam.

Wir hatten uns durchgefragt, kamen dann per Bus in die Altstadt und der Blick fiel sofort auf Schloss Kaltenstein.

Also rauf auf den Berg. Auf einem ziemlich verwahrlosten Weg.

Doch immerhin – wir kamen dem weiß-leuchtetenden Prachtbau näher.

Aber was ist das: Ein Gefängnis? Nein, sagte uns ein freundlicher Mann. Damit man auf der Mauer nicht herumlaufen kann.

Dafür der Ausblick, nicht ganz so schlecht. Und der sehr nette Vaihinger fragte: Warum wir ausgerechnet hierhergekommen wären? Naja, sagten wir. Im Internet, Schloss, Weinberge, alte Fachwerkhäuser … Das Schloss, sagte der Mann steht seit Jahren leer, „höchstens noch ein Stuhl drin, der Rittersaal ist auch nur ein leerer Saal“. Ein Pforzheimer Brauereibesitzer habe das Schloss gekauft, will ein Hotel draus machen, doch die Stadt blockiere. Und der Ort, Vaihingen?

Naja. Ein paar schöne Häuser. Wie hier rechts zu sehen. Dafür links Beton.

Eine Kirche gibt’s auch. Extrem eingeklemmt zwischen den Häusern.

Aber immerhin: Ein nettes Rathaus. Und ein Marktplatz. Mit Café und Fachwerkhäusern.

Wirkt aber trotz aufgeschüttetem Sand irgendwie … leer. Trostlos.

Trotz Mittagszeit kein Mensch in den Liegestühlen. Urlaubszeit halt? Aber keine Touristen. Außer uns.

Dafür mittendrin ein sehr baufällig aussehendes Haus. Nicht schön.

Ein paar Meter weiter dann doch ein hübsches Haus, die Bücherei, also links. Auf dem Platz jedoch kein Schatten, alles versiegelt. Kein Ort zum Verweilen. Bei fast 30 Grad.

Dafür ein Kiosk für Seefahrer.

Und vor dem Rathaus dieses Stadtmodell.

Hier eine hübsche Gasse, mit vielen Fachwerkhäusern, zwischendrin aber immer wieder vor sich hingammelnde Gebäude.

Und ein paar wenige Läden. Einer mit Elektro-Piercing?

Offensichtlich ist auch hier Wohnraum knapp, da schläft und lebt jemand im Schaufenster.

Einige Häuser ergeben von hinten betrachtet ein für Vaihingen regelrecht symbolträchtiges Bild: Alt, mit einem gewissen Charme, vieles sehr sanierungsbedürftig.

Hier ebenfalls. Manche Häuser werden ja tatsächlich gerichtet. Aber …

Dabei hätte die Altstadt durchaus touristisches Potenzial, mit der Stadtmauer etwa.

Oder dem Pulverturm nur wenige Meter von der Enz entfernt. Und einige sehr hübschen Häuser.

Die Fußgängerzone hingegen versprüht kein anziehendes Ambiente.

In einem Kaufhaus ließen wir es uns also nicht nehmen,

 

 

 

 

 

uns einmal ein bisschen himmlisch fühlen zu können.

„Da lachen ja die Hühner“, schien dieser Drache auf dem Schornstein zu brüllen.

Naja. Während das Schloss immer wieder den Blick auf sich zog, machten wir uns auf die Suche nach einem hübschen Weg an der Enz.

Vergeblich. Wir fanden nichts als eine unschöne Brücke. Und von den versprochenen Stocherkähnen war auch nichts zu sehen.

Auf dem Fußweg zurück zum Bahnhof, schüttete es plötzlich aus Kübeln. Wir nutzten die Zeit zu einem Tänzchen und

zu einer – wie ich finde, sehr gelungenen – Schauspieleinlage: Ich kurz vor der Geburt. Bine sehr besorgt und

dann sehr geschafft von der Geburtshilfe. Auf unserem weiteren Weg kamen wir

zu einem Teilstück der KZ-Gedenkstätte Vaihingen. Die Gleise führten einst zu einer unterirdischen Flugzeugfabrik. Die Gedenkstätte hat leider nur sonntags geöffnet.

Die letzten Meter zum Bahnhof führten uns durch diesen Tunnel.

Und die Zug-Ampelanlage schien uns zu drohen: „Haut bloß ab.“ Was wir dann auch taten. Unser Fazit: Vaihingen ist eine Stadt, die so manches touristische Potenzial besitzt. Aus dem aber viel zu wenig gemacht wird. Stellenweise wirkt der Ort fast schon morbide.

Wieder zurück in Reutlingen, taten wir das, was wir sonst nie, niemals, wirklich nie tun: Fastfood essen. Das Foto lügt also quasi. Völlig. Und die Burger waren pur vegan. Mit Kunstkäse. Und die Pommes extrem kalorienarm. Ehrlich wahr.

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