Überall fehlt Wasser – 32. Woche 2022

0

Hitze. Hitze. Hitze. Kein Regen in Sicht, die Natur lechzt nach Wasser und Abkühlung.

Einen Vorteil hat die stetig andauernde Hitzewelle aber doch: Es gibt kaum Käferholz, wie unser Ex-Nachbar Heiner, seines Zeichens Förster und seit einigen Monaten im Schwarzwald tätig, bei einem Kurzbesuch bemerkte. „Keine Ahnung, woran das liegt, vielleicht, weil es selbst den Käfern zu heiß zum Fliegen ist oder an sonst was“, sagte Heiner. Und: Jetzt Abkühlung im Wald suchen sei nicht besonders effektiv. Weil auch der Wald so derart ausgetrocknet sei und die Hitze speichere. Aber: Was ich momentan wirklich liebe – wir können abends stundenlang draußen sitzen, bei wirklich sehr angenehmen Temperaturen.

Doch die Hitze hat natürlich auch einige Nachteile: Für die Trinkwasserversorgung etwa. Nicht nur in Italien und Spanien finden sich so manche Regionen, in denen das Trinkwasser knapp wird – die gibt es auch in Deutschland. In Sachsen-Anhalt etwa, wo das Wasser rationiert wird. Aber: Ich habe auch gelesen, dass die Niederschläge zumindest in Deutschland nicht weniger werden. Sie verteilen sich „nur“ anders, kommen massiver, mehr im Winter, weniger im Sommer. Speichern heißt also nicht nur bei der Energie das Wunderwort, sondern auch beim Wasser. Probleme mit der Hitze werden nicht nur besonders alte Menschen haben, schwierig wird es auch bei der Schifffahrt: Die großen Transportkähne auf den Flüssen haben immer weniger Wasser unterm Kiel. Gestern hieß es in den Nachrichten, dass die Schiffe nur noch einen Teil der gewohnten Ladung transportieren können. Wenn der Wasserstand noch weiter sinkt, sind die Flüsse bald gar nicht mehr befahrbar, manche Fähren haben ihren Betrieb schon einstellen müssen. Hinzu komme, dass das Energieproblem dadurch weiter verschärft wird – weil nur noch geringe Mengen an Kohle und Öl zu ihren Bestimmungsorten gelangen.

Und dann noch viele Tonnen toter Fische in der Oder. Die Ursache sei noch nicht klar. Quecksilber sei möglich, ohne zu wissen, wo das herkam. Oder massenhaft Salze, Gift, das irgendein Betrieb, eine Firma massenhaft in den Fluss gekippt hat. Unvorstellbar, oder?

Sonstige Katastrophen? Das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine wird weiter beschossen, Russen und Ukrainer beschuldigen sich gegenseitig. Der Wahnsinn kennt keine Grenzen. Und im Radio läuft Werbung: „Seitenbacher, das Verlieb‘-dich-Müsli.“ Auweia. „Woisch, Karle“ wird immer noch blöder.

Heute, Sonntag, waren wir im Reutlinger Wasenwald. Wir sind – unglaublich – mit dem Linienbus dorthin gefahren. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich noch nie mit dem Bus südlich des Bahnhofs in der Stadt herumgefahren bin. Eine Premiere also. Ein faszinierendes Erlebnis. Und das zum ersten Mal seit 26 Jahren. Mit nur einem Nachteil: Das 9-Euro-Ticket gab es nicht im Bus. Aber 4,70 Euro für ein Tagesticket ist auch okay, finde ich. Wir sind vom nördlichsten zum südlichsten Teil der Stadt gefahren. Ich denke, wir sollten das öfters tun. Mit den Öffentlichen fahren. Obwohl: Hier im Stadtgebiet bin ich ja zumeist mit dem Rad unterwegs. Was wir im Wasenwald gesehen haben: Überall, an Bächen, Seen und auch im Forst fehlt deutlich Wasser. Wo einst Bäche waren, ist alles ausgetrocknet, der Breitenbachsee ist enorm geschrumpft und: „Eine unbedacht weggeworfener Kippe – und auch hier würde lichterloh der Wald brennen“, sagte ich noch zu Bine.

Und sonst? Erstaunlicherweise sind die Bauern in der Region zufrieden. Die Ernte war zwar mindestens drei Wochen früher als jemals zuvor, aber durchaus zufriedenstellend, wie Gebhard Aierstock, der Kreisbauernverbandsvorsitzende am Freitag betonte. Trotz Hitze, Wassermangel und sonstigen Schwierigkeiten. Eine „zufriedenstellende“ Ernte – das hört man selten von den Landwirten.

Share.

Comments are closed.