Kähne, Kunst und Korruption – 24. Woche 2022

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Zwei Wochen Pfingstferien sind nun auch schon wieder vorbei. Verrückt. Wir waren ja gerade aus dem Urlaub zurück, ich hatte eine Woche einige Termine gemacht – und dann brach erneut die „ereignislose“ Zeit herein. Ein paar wenige Termine innerhalb der 14 Ferientage hielten mich nicht davon ab, das Urlaubsgefühl von Amrum noch ein wenig weiter zu genießen. Und dann kam ja am vergangenen Donnerstag noch an Fronleichnam das Tübinger Stocherkahnrennen. Wahnsinn. Weit mehr als 10 000 Menschen drängten sich auf der Neckarinsel (Bericht hier auf der Homepage).

Als ich dort über eine Stunde vor dem eigentlichen Start auftauchte, bekam ich Panik. Ich musste doch vom Geschehen auf dem Neckar was sehen. Jeder Zentimeter entlang der Rennstrecke war jedoch in Dreier- bis Viererreihen belegt. Kein Durchkommen. Nur hin und wieder habe ich einen Sekundenbruchteil zwischen den Köpfen hindurch ein wenig Wasser gesehen. Aber vom Rennverlauf … fast nichts. Da musste ich mich auf den Moderator verlassen. Blöd war, dass der Lautsprecher auf der Neckarinsel dann auch noch ausfiel. Das waren Arbeitsbedingungen unter extrem erschwerten Bedingungen. Auch wenn es irgendwie doch noch funktioniert hat. Aber diese Massenaufläufe sind der absolute Hammer.

Corona? War da was? „Das muss man einmal gemacht haben – und sei es nur dafür, um beim nächsten Mal Argumente zu haben, warum man dort nicht mehr hingehen kann“, hatte mir der zuständige Redakteur im Vorfeld verraten.re

Und sonst? Am vergangenen Freitag waren Bine und ich ganz privat am Lauchertsee bei Mägerkingen und in Mariaberg. Wir haben beide das Kloster zum ersten Mal und die Wohnanlagen dort gesehen. Wow, dachte ich. Vor allem die Kunstinstallationen und Grafittis fand ich toll.

Beeindruckend aber auch die Stele für die 61 Menschen, die aus Mariaberg 1940 nach Grafeneck geschickt und dort ermordet wurden. „Die Namen der Ermordeten sind in Tafeln eingraviert, fünf Stelen, nach Grafeneck ausgerichtet, versinken in einem Feld aus Asche“, heißt es in der Beschreibung des Kunstwerks des Bildhauers Harald Walter.

Und der Krieg? Jetzt war ja unser Olaf (Scholz) endlich in Kiew, zusammen mit drei weiteren europäischen Staats- und Regierungschefs – also mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (dessen Partei bei den Wahlen zum Parlament eine heftige Klatsche erlitt), Italiens Regierungschef Mario Draghi und dem rumänischen Präsident Klaus Iohannis – würden sich für eine rasche Gewährung des EU-Kandidatenstatus für die Ukraine aussprechen. Soso. Und was heißt das nun? Wird damit der Krieg verhindert? Sterben dadurch weniger Menschen? Wohl kaum. Und so ein Kandidatenstatus kann schon sehr lange dauern, wie andere Kandidaten schon leidvoll erfahren haben. Nicht, dass ich mich hier für ein Hauruckaufnahme aussprechen wollte. Es gibt ja ganz bestimmt sehr viel abzuklären, vor so einer Aufnahme in die EU. Schließlich geht es auch um sehr viel Geld. Also um Geld, das die Beitrittsländer in spe natürlich gerne haben möchten. Ein Knackpunkt, so heißt es immer wieder, sei wohl die Korruption in den jeweiligen Ländern. Wäre ja auch ziemlich dumm, wenn die vielen zu erwartenden Millionen von genau den falschen Leuten abgeschöpft würden. Interessant wäre aber doch mal grundsätzlich zu erfahren, wie die Korruption in allen EU-Ländern gemessen wird. In Ungarn etwa. Oder Bulgarien. Oder auch in Deutschland und Frankreich.

Nachsehen kann man sowas bei einem „Korruptionswahrnehmungsindex“ – da landet etwa  … wen nehmen wir denn da … sagen wir doch einfach mal – Deutschland. Wir schaffen es immerhin auf Platz 10. Mit 80 Punkten. Österreich liegt mit 74 Punkten knapp dahinter auf Platz 13. Natürlich stellt sich da automatisch die Frage: Wer hat es denn auf die vorderen Ränge geschafft? Nun, das dürfte wenig verwunderlich sein – Finnland liegt auf Platz 1 mit 88 Punkten. Allerdings müssen sich die Finnen den ersten Platz mit den Dänen teilen, die auch auf 88 Punkte kommen. Auch das ist kein Wunder, denn wie heißt es seit Michael Holm: Dänen lügen nicht. Und wenn sie nicht lügen, nehmen sie logischerweise auch keine Schmiergelder. Das tun die Neuseeländer im Übrigen auch nicht. Oder nur sehr selten, sie kommen auch auf 88 Punkte, ebenfalls Platz 1. Ganz schlecht schneiden hingegen solche Länder ab wie Südsudan (Platz 180 von 180), aber auch Afghanistan (174) und Venezuela (177) – dort wird man vielleicht ohne Schmiergeld nicht mal über die Straße gehen dürfen. Oder einen Hundesteuer-Antrag stellen. Oder so. China im Übrigen liegt auf einem gesicherten Platz 66 mittendrin in der Hitliste. Russland deutlich dahinter auf Platz 136. (Mehr dazu gibt es unter https://www.transparency.de/cpi/)

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