Für alle Morgenmuffel

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Es soll sie tatsächlich geben, jene Sorte Mensch, die innerhalb von Sekundenbruchteilen von Null auf Hundert aus den Startboxen jagt. Sogenannte Frühaufsteher.

Unverzüglich nach dem Weckerklingeln hüpfen sie frohgemut aus dem Bett, stolzieren bestens gelaunt ins Bad – wo ihnen im Spiegel große und weit geöffnete Augen begegnen, die begierig die Schönheiten des neuen Tages in sich aufsaugen. Mit einem Liedchen auf den Lippen geht’s dann ohne Anecken weiter in die Küche, Kaffee aufsetzen, Tisch decken, frühstücken und allzeit bereit für ein heiteres Schwätzchen – obwohl sich vielleicht vor den Fenstern Regenschauer über das Land ergießen. Solche Menschen soll es tatsächlich geben. Irgendwo. (Meine Frau gehört auch dazu …) Sicher ist aber: Es gibt auch die anderen, deren Kreislauf erst noch ein paar Extrarunden drehen muss, bevor er allmählich den Weg zur Rennstrecke des Tages findet. Im Volksmund werden diese Menschen unverständlicherweise meist als „Morgenmuffel“ diffamiert. Ihnen sind diese Zeilen gewidmet. Ihnen gilt mein vollstes Verständnis, wenn sie in aller Herrgottsfrühe kaum ein Auge aufbekommen, geschweige denn Gold im Mund haben. Bis auf die Goldkronen. Ich möchte hiermit eine Lanze brechen für all diejenigen, die nicht am Frühstückstisch schon bestens gelaunt sein können. Die erstmal ihre Ruhe brauchen, ihren Schwung und ihre gute Laune rührend im Kaffee suchen. Diese Menschen sollte man auch nicht am frühen Morgen schon mit Bemerkungen erfreuen wollen, wie: „Ach, ist das nicht ein herrlicher Tag.“ Und diese Frage dann auch noch mit einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite unterstreicht. Ich sage hier ganz offen und ehrlich: Der Kreislauf braucht einfach seine Zeit. Zumindest meiner. Aber irgendwann, wenn die anderen schon wieder müde werden, dann, dann, ja … dann überlege ich mir, ob ich mich diesem Gefühl des Ermüdens meiner Mitmenschen nicht einfach anschließe. Aus reiner Solidarität. Oder aus der Erkenntnis heraus, dass es sich dann auch nicht mehr lohnt, meinen Kreislauf so richtig auf Touren zu bringen.

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